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Stand: 23.05.2022 von Hannes Zipfel
Die aktuelle Handelswoche wird neben Konjunkturzahlen auch beeinflusst durch das Weltwirtschaftsforum (WEF), das seit dem Wochenende im schweizerischen Davos stattfindet. EZB-Präsidentin Christine Lagarde wird ihren Auftritt in der höchstgelegenen Stadt Europas nutzen, um längst überfällige Maßnahmen gegen die ausufernde Inflation in der Eurozone anzukündigen.
Ifo-Index, EZB-Sinneswandel & US-Inflationsdaten

Besonders beachtenswerte Termine für Anleger in der KW 21:

  • Montag: ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland im Mai (akt.: 93,0 | Apr.: 91,9)
  • Dienstag: Rede von EZB-Präsidentin auf dem WEF in Davos (20:00 Uhr MESZ)
  • Mittwoch: GfK-Verbrauchervertrauen Deutschland für Mai
  • Donnerstag: Endgültiges Bruttoinlandsprodukt (BIP) für die USA im Q1´22
  • Freitag: PCE-Preis-Index für die USA für April (wichtig für Zinsentscheidungen der Fed)
(Details und ergänzende Termine finden Sie in der Tabelle ganz unten)

Hoffnung keimt auf in der deutschen Wirtschaft

Obwohl sich die hohe Inflation bei der überwiegenden Mehrzahl der deutschen Unternehmen in die Margen frisst, die anhaltenden Lieferkettenprobleme nach wie vor zu Produktionsengpässen führen und der Ukraine-Krieg seine Spuren in Form von Sanktionen und Gegensanktionen in den Geschäftsbüchern hinterlässt, hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im Mai leicht aufgehellt:

Der ifo-Geschäftsklimaindex, das Ergebnis einer Umfrage unter über 7.000 deutschen Unternehmen aller Sektoren, wurde mit 93,0 Punkten besser als die prognostizierten 91,4 Punkte veröffentlicht.

Der April-Wert lag noch bei 91,8 Punkten.

Die Unterkomponente „aktuelle Lage“ verbesserte sich von April auf Mai von 97,2 Punkten auf 99,5 Punkte. Erwartet wurden lediglich 95,8 Punkte. Und auch die Erwartungskomponente fiel mit 86,9 Punkten besser aus als im April mit 86,7 Punkten und lag deutlich über den Konsenserwartungen von 83,5 Punkten.

Die verbesserten Daten bewegen sich gleichwohl im längerfristigen Vergleich nach wie vor auf relativ moderatem Niveau.

Ifo - Geschäftsklima Index  Deutschland

EZB mit später Einsicht

Die Inflationsrate in Deutschland und in der Eurozone musste erst die Marke von 7 Prozent deutlich nach oben überbieten (akt.: 7,4 Prozent), bevor der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) ernsthaft über Gegenmaßnahmen nachdenkt.

Allerdings ist der Weg bis zu einer effektiven Inflationsbekämpfung noch sehr weit.

Aktuell verlangt die EZB von Banken in der Eurozone für Überschusseinlagen nach wie vor Negativzinsen in Höhe von -0,5 Prozent pro Jahr und der Leitzins (Hauptrefinanzierungssatz) verharrt für die gesamte Eurozone bei 0 Prozent.

Noch auf der letzten Ratssitzung am 14. April dieses Jahres waren Zinsänderungen frühestens für Ende 2022 vorgesehen. Nun soll es bereits am 21. Juli, also in gut zehn Wochen, so weit sein. In Anbetracht von Erzeugerpreisen in Deutschland, die im April mit einer Jahresveränderungsrate von 33,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat den höchsten Stand seit 1949 erreichten, kann das zögerliche Umschwenken der EZB nicht wirklich beruhigen.

Index der Erzeugerpreise für Deutschland

Selbst in der Kernrate ohne Energiepreise explodierten die Herstellungskosten auf einen Rekordstand von 16,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.

Schaut man sich die Inflationsdaten in Deutschland und der Eurozone im internationalen Vergleich an, dann spielen diese bereits in der Champions League. Es wird also höchste Zeit für die „Währungshüter“ der EZB, ihrem Hauptmandat, der Wahrung der Kaufkraftstabilität des Euro, endlich gerecht zu werden. Es bleibt zu hoffen, dass der Sinneswandel nicht zu spät kommt und die Inflation nicht, wie z. B. in Großbritannien mit aktuell bereits 9 Prozent, außer Kontrolle gerät.

inflationsraten im Vergleich - Deutschland und die Eurozone ganz vorne dabei

Bereits jetzt gibt es erste Anzeichen dafür, dass es auch im deutschen stationären Einzelhandel wegen der stark gestiegenen Preise zu Kaufzurückhaltung kommt.

Besucherfrequenz im deutschen Einzelhandel

Weitere wichtige Daten in dieser Woche

Für Kursbewegungen an den Märkten könnten in dieser Handelswoche auch die nach wie vor im Aufwind befindlichen Ölpreise sorgen, die bekanntermaßen ein Hauptreiber für die Verbraucherpreisinflation sind.

Das Öl-Kartell OPEC+ hält sich mit Förderausweitungen zurück, da die Kartellmitglieder (inkl. Russland) stark von den hohen Preisen profitieren und immer noch dabei sind, ihre Staatshaushalte nach dem historischen Preisverfall während der Corona-Pandemie im Jahr 2020 zu sanieren bzw. im Fall von Russland zur Kompensierung von Sanktionskosten höhere Einnahmen aus dem Ölgeschäft benötigen.

Trotz aktuell etwas geringerer Nachfrage nach dem „Schwarzen Gold“ und der Freigabe der strategischen Rohölreserven (SPRs) waren die viel beachteten kommerziellen Rohölreserven in der vergangenen Woche (KW 20) in den USA um 3,4 Millionen Barrel rückläufig.

Seit Jahresbeginn (YTD) hat sich der Preis für die europäische Ölsorte „Brent“ um 43 Prozent verteuert – im Jahresvergleich aktuell um 64 Prozent.

Rohöl Sorte Brent-Crude

In den USA stiegen die Preise für Benzin und Diesel auf neue Rekordstände. Zudem sanken wegen der Sanktionen gegen Russland die Ölimporte. Die Produktion von Öl-Destillation und Treibstoffen schrumpfte wegen Engpässen bei den US-Raffinerien auf bedenklich niedrige Niveaus.

US-Lagerbestände von Rohöl, Destillaten und Treibstoffen

Daher werden die Anleger die an diesem Mittwoch um 16:30 Uhr MESZ zur Veröffentlichung anstehenden Daten zu den Lagerbeständen genauestens unter die Lupe nehmen.

Das Thema Inflation und Inflationsabsicherung, auch mittels monetärer Edelmetalle Gold und Silber, bleibt in Anbetracht der Energiepreisproblematik für Anleger ein wichtiges Thema, das momentan lediglich von der etwas restriktiveren Geldpolitik überlagert wird, die die seit Jahren positive Entwicklung der zinslosen Edelmetalle momentan ausbremst.

Diese geldpolitischen Restriktionen in Form von Zinsanhebungen und Liquiditätsdrosselung können sich aber im Zuge einer sich rasch entwickelnden weltweiten Stagnation oder systemrelevantem Stress im Finanzsystem im Zuge fallender Vermögenspreis bei gleichzeitig explodierender Gesamtverschuldung schnell wieder beendet werden.

Weitere wichtige Daten

Einen weiteren Hinweis auf die tatsächliche Lage in den Unternehmen werden die Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und die USA am Dienstag um 10:00 Uhr bzw. 15:45 Uhr MESZ liefern, die anders als der ifo-Index allesamt rückläufig erwartet werden.

In der folgenden Tabelle finden Sie weitere wichtige Daten-Termine für die KW 21:

Wochentag Zeit (MESZ) Datenart Prognose Vorherig
Montag 10:00 Uhr DE: ifo-Geschäftsklimaindex (Mai) akt.: 93,0 91,4
Montag 10:00 Uhr DE: ifo-Geschäftserwartungsindex (Mai) akt.: 68,8 68,9
Montag 10:00 Uhr DE: ifo-Lageindex (Mai) akt.: 99,5 97,3
Montag 12:00 Uhr DE: Monatsbericht der Deutschen Bundesbank (BuBa) zur wirtschaftlichen Lage, dem Ausblick und der Inflation - -
Dienstag 10:00 Uhr DE: Einkaufsmanagerindex Gesamt (Mai) 54,0 54,3
Dienstag 10:00 Uhr DE: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe (Mai) 54,9 55,5
Dienstag 10:00 Uhr DE: Einkaufsmanagerindex Dienstleistungen (Mai) 54,0 54,3
Dienstag 15:45 Uhr USA: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe (Mai) 57,5 59,2
Dienstag 15:45 Uhr USA: Einkaufsmanagerindex Dienstleistungen (Mai) 55,6 55,2
Dienstag 16:00 Uhr USA: Verkäufer neuer Häuser April 750k 763k
Dienstag 20:00 Uhr CH: EZB-Präsidentin Christine Lagarde spricht auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos zur europäischen Geldpolitik - -
Mittwoch 13:00 Uhr USA: Hypothekenindex - 319,4
Mittwoch 16:30 Uhr USA: Rohöllagerbestände in Mio. Barrel 1,38 -3,4
Mittwoch 16:30 Uhr USA: Benzinbestände in Mio. Barrel - -4,78
Mittwoch 20:00 Uhr USA: Sitzungsprotokoll der US-Notenbank (Fed-Minutes) zum letzten FOMC - -
Donnerstag 14:30 Uhr USA: Endgültiges Bruttoinlandsprodukt der USA für das erste Quartal 2022 (annualisiert) -1,3 % -1,4 %
Donnerstag 14:30 Uhr USA: Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe 215k 218k
Donnerstag 16:00 Uhr USA: Verkäufe bestehender Häuser April in Mio. 5,62 5,77
Freitag 14:30 Uhr USA- PCE-Kerninflationsrate ohne Energie und Nahrungsmittel April (Jahr) 4,9 % 5,2 %
Freitag 14:30 Uhr USA- PCE-Inflationsrate April (Jahr) - 6,6 %
Freitag 21:30 Uhr COMEX-Terminmarktdaten der CFTC (COT-Report) für Gold und Silber - -
Datenquelle: Thomson Reuters, Investing.com
Autor: Hannes Zipfel
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