Bitcoins am Ende, neue virtuelle Währung am Start!

Tagesgespräch zu Wirtschaftsthemen wie Geldmarkt, Börse, Währung, Finanzkrise, Inflation aus Deutschland und der Welt

Moderatoren: Ladon, Forum-Team, Mod-Team

Beitrag 25.07.2014, 09:30

Benutzeravatar
Ladon
Moderator
Beiträge: 6664
Registriert: 17.05.2010, 13:38
Wohnort: Terra
@ AuCluster

Aber, wenn man das so macht, gibt es doch wieder keinen Unterschied zu einer beliebig vermehrbaren FIAT-Währung?
Ich dachte der (oder einer der) Clou(s) wäre eben die strikte Begrenzung?

Meine, wirklich ganz ernst gemeinte Interessenfrage ist:
Wenn "Bitcoins" (oder ein Nachfolger) erst einmal als anerkannte "Währung", als signifikant einflussreiches "Geld" in der Wirtschaft sind und sogar ein neues "Geldsystem" darstellen sollen, dann (in genau diesem Fall) ist diese Währung meiner Ansicht nach noch anfälliger für das Hortungsproblem als Edelmetalle (die ja "Nachschub" haben).
Nimmt man sich dieses Problems an? Wenn ja, wie sehen dann Lösungsansätze aus? Oder nein? Dann fehlt dem ganzen Optimismus, dass sich hier etwas "wirklich freies" entwickelt, die Grundlage.

So wie es den Goldstandard-Zentralbanken im Grunde egal war, ob das Gold mit der Hand oder mit modernen Bergwerksmaschinen gefördert worden ist, wird den Zentralbanken dann egal sein, wie die Bitcoins einstmals der Blockchain "entrissen" wurden und ob das total sicher usw. war.
So wie es den Goldstandard-Zentralbanken relativ egal war, wo und welche Transaktionen mit den zirkulierenden Goldmünzen durchgeführt wurden, ist das dann auch egal - es geht nur darum, den tatsächlich zirkulierenden Teil (und damit seinen "Wert") zu kontrollieren. Was, wie gesagt, genau dann funktioniert, wenn man einen Großteil davon "im Keller" liegen hat und bestimmen kann wie viel wirklich "draußen" ist.

Eigentlich bin ich höchst erstaunt, dass diese Frage noch nie aufgekommen ist.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 25.07.2014, 18:37

Benutzeravatar
AuCluster
Gold-Guru
Beiträge: 2197
Registriert: 13.12.2011, 22:46
Wohnort: Auf Schalke
Ladon hat geschrieben:Eigentlich bin ich höchst erstaunt, dass diese Frage noch nie aufgekommen ist.
Ob diese Frage hier im Forum diskutiert worden ist, weiß ich nicht. Woanders aber schon. Eine Bitcoin-Währung muss früher oder später deflationieren, weil verloren gegangene Bitcoins nicht ersetzt werden können. Und Bitcoins werden durch Datenverlust vernichtet werden. Das wird niemand bestreiten können.

Aber was würde passieren, wenn Bitcoins, Litecoins etc. als Parallelwährungen in einer Wirtschaft zirkulieren? In einem FIAT-Geldsystem können Banken neues Geld schaffen, ohne dass man es von altem Geld unterscheiden kann. Bestehendes und neu geschöpftes Geld unterscheiden sich nicht. Bei einem Parallelwährungssystem sieht das anders aus. Wenn Litecoins geschöpft werden, muss der Wert der Bitcoins nicht leiden, weil man die Währungen unterscheiden kann.

Kann ein Parallelwährungssystem bestehend aus Kryptowährungen, deren Geldeinheiten nicht beliebig vermehrt werden können aber die Anzahl der Kryptowährungen sehr wohl, eine moderne Wirtschaft ausreichend mit Geld versorgen ohne das Hortung ein Problem darstellt? Puhh, schwierige Frage!! :roll:
Within our mandate, the ECB is ready to do whatever it takes to preserve the euro. And believe me, it will be enough.

Beitrag 26.07.2014, 09:32

Benutzeravatar
Ladon
Moderator
Beiträge: 6664
Registriert: 17.05.2010, 13:38
Wohnort: Terra
AuCluster hat geschrieben:...
Ob diese Frage hier im Forum diskutiert worden ist, weiß ich nicht. Woanders aber schon. Eine Bitcoin-Währung muss früher oder später deflationieren, weil verloren gegangene Bitcoins nicht ersetzt werden können. Und Bitcoins werden durch Datenverlust vernichtet werden. Das wird niemand bestreiten können.
...
Ich finde, das Problem liegt eigentlich noch eine Ebene darunter. Es geht ja hier nicht um eine "systemisch angelegte" Wertveränderung, oder ob diese zwangsläufig ist!

Es geht um die Frage ob ein "Geldinstrument" wie Bitcoins nicht spätestens nach dem "Schürfen" aller Einheiten genau so kontrollierbar ist, wie irgendein beliebiges "klassisches" Geldinstrument: durch Besitz (bei FIAT: Schöpfungsmonopol) großer Mengen davon und dadurch die Kontrolle über die tatsächlich in der Wirtschaft zirkulierende Menge.

Als Reservewährung, Deckungsmittel oder Umlaufgeld sind meiner Ansicht nach Bitcoins sogar mit den heutigen "Mitteln" (Stichwort: Zentralbanksystem), existieren sie erst einmal, kontrollierbar.
Ich kann daher - obwohl ich sehr wohl die Vorteile eines solchen "modernen" Geldsurrogats sehe - nicht richtig verstehen, wie es zu dem Optimismus kommt, da läge die Chance einer revolutionären Systemänderung, nur weil (ja nicht zum ersten Mal in der Geschichte) ein neuartiges Geldinstrument, das die technologischen Möglichkeiten seiner Zeit nutzt, aufkommt.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 26.07.2014, 11:05

donnyflame
Die Sache ist die, niemand wird gezwungen zu verkaufen.

Das erstaunliche an BTC ist doch, bzw war, dass man das BTC selbst erzeugt. Jeder Besitzer einer CPU oder GPU konnt selbst BTC erzeugen.

Das hat sich dann geändert als die Schwierigkeit gestiegen ist und man unmengen an Stromkosten hatte. Es hat sich schlicht und einfach wirtschaftlich nicht mehr gelohnt.

Die ganzen Themen werden bestimmt diskutiert, aber eben nicht in diesem Forum, der BTC-Faden in diesem Forum war ein einziges Desaster, nahezu keine ordentliche Argumentation. Ich hab keine Ahnung was die Lösungen für die angesprochenen Probleme sind, weil ich nicht in BTC-Foren lese.


Ich verstehe auch irgendwie deine Angst nicht. Das Problem gilt doch für alles was irgendwie begrenzt ist. Ob Gold oder lustige Hashcodes.

Mal ein blöder Vergleich, was passiert mit Silber wenn es wie vermutet in 20 Jahren nicht mehr gefördert werden kann ? Geht dann auch das lustige Horten los und kommt dann auch eine "Macht" und kontrolliert den Markt ?

Wenn der Staat oder jemand mit viel Geld lust hat etwas zu kontrollieren dann macht er es einfach. Man könnte ja einfach den Markt für zB für irgendeine seltene Goldmünze kontrollieren, ob das Sinn macht keine Ahnung.

Ich sehe BTC auch weniger als Geld, sondern als virtuelles Gut. Ob so ein "Sachwert" der sich allein über die Kosten der Erzeugung im Wert definiert Sinn macht und keine weitere Verwendung findet bezweifel ich.

Geld war schon immer irgendwie Schuld. X schuldet Y etwas. Bei BTC funktioniert das nicht, deswegen würde ich es als einfach Gut ( Hashcode ) einordnen.

Ob BTC eine Wertspeicherfunktion haben oder sogar einen Inflationschutz bieten weiß ich nicht. Das können wir so Gott will in 30 oder 40 Jahren weiter diskutieren.

Grüße
DF

Beitrag 27.07.2014, 08:30

Benutzeravatar
Ladon
Moderator
Beiträge: 6664
Registriert: 17.05.2010, 13:38
Wohnort: Terra
donnyflame hat geschrieben:...

Ich verstehe auch irgendwie deine Angst nicht. Das Problem gilt doch für alles was irgendwie begrenzt ist. Ob Gold oder lustige Hashcodes.

...
Vor was soll ich denn Angst haben?

Mir fällt ein Fakt auf Bitcoins betreffend, der eben NICHT in entsprechenden Foren diskutiert wird - wie auch hier keine konkrete Antwort kommt.

Die Frage lautet:

Wieso erzeugt Bitcoin bei seinen "Anhängern" die Überzeugung der Auslöser für ein neues, besseres Geldsystem sein zu können, wo doch spätestens nachdem alle geschürft sind, sie in der Wirtschaft wie jedes x-beliebiges anderes "Geldgut" sein werden?
Sie werden von den ganz großen Playern kontrolliert.

Es ist doch EGAL wer und wo und wie sie gemint wurden!
Und Du glaubst doch selbst nicht, dass man sie erst schürft, dann aber nicht benutzt (= "verkauft"). Wenn das passiert, bekommen sie garantiert keine signifikante Geldrolle im System und die Diskussion ist obsolet.

Ich GLAUBE JA, dass so etwas das Geldinstrument der Zukunft sein wird und finde das auch in Ordnung. Aber ein Heilmittel ist es genauso wenig wie Gold (das ich trotzdem "mag")!
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 27.07.2014, 11:05

donnyflame
Ich hab keine Antwort auf diese Frage von dir, ich versuchs mal mit dieser Feststellung.

Es gibt so viele Ähnlichkeiten zu Goldbugs und BTCBugs, das ist schon erschreckend.

Ich glaube es geht bei beiden Gruppen weniger um das neue Geldsystem das alles besser machen wird, sondern einfach um den eignen Reichtum im Falle das unser jetztiges System Probleme bekommt.

Zudem will man eine Art "Rebellion" gegen das aktuelle System ausüben, der Goldbug mit seinen Edelmetallen von wegen: "Lasst mich bloß in Ruh mit eurem wertlosen Papier" der BTCbug mit der Idee: "Lasst mich bloß in Ruh mit euren Banken, ich mache oder benutze mein eigenes neues Geld"

Beide Gruppen gehen ja davon aus das ihre Wahl das beste für die Zukunft ist, der eine klammert an die Vergangenheit und der andere orientiert sich an die Möglichkeiten in der Zukunft.

Das BTC in einer kleinen Gruppe als Geld funktioniert kann gut sein, aber für jedermann wird es einfach nix. Das einzige was funktionieren kann ist eine Kryptogedeckte Währung, was du auch schon angesprochen hast.

Statt 1g Gold oder Silber, 0,01 BTC

Aber das wäre wieder nichts anderes als alter Wein in neuen Schlächen.
Für mich ist das alles irgendwie das gleiche mit ein paar Vor- und Nachteilen.
Ich bin genauso wenig davon überzeugt das Gold wieder das Zahlungsmittel für Jedermann wird, wie ich überzeugt bin, dass BTC das Zahlunsmittel für Jedermann wird.

Schuldgeld wird vermutlich auch in 100 Jahren immernoch unser Hauptzahlungsmittel sein. Ob gedeckt oder ungedeckt.

Das Krytowährungen oder Edelmetalle eine zusätzliche Absicherung sein können ist wieder ein anderes Thema. Davon bin ich sicherlich überzeugt.

Grüße
DF

Beitrag 29.07.2014, 11:20

andreash
1 Unze Mitglied
Beiträge: 11
Registriert: 11.11.2013, 14:45
Wohnort: Berlin
Dogecoin hat doch vor ein paar Monaten,einen glänzenden Auftritt hingelegt, habe die teilweise lächerliche Entwicklung mit Spannung verfolgt.

Beitrag 08.08.2014, 22:16

Benutzeravatar
MaciejP
Gold-Guru
Beiträge: 2615
Registriert: 08.03.2012, 05:49
Das von Ladon immer wieder angesprochene Szenario, nämlich die Einverleibung von Digitalwährungen durch Staaten, scheint nun erstmals konkret umgesetzt zu werden:

Ecuador will offizielle virtuelle Währung schaffen

Ecuador ist auf dem Weg, eine offizielle virtuelle Währung zu schaffen, die von der Zentralbank verwaltet und einer neuen Aufsichtssbehörde reguliert wird. Der Gesetzentwurf sieht gleichzeitig ein Verbot für aller anderen Kryptowährungen einschließlich Bitcoin vor.

http://www.zdnet.de/88201385/ecuador-wi ... -schaffen/

Beitrag 09.08.2014, 00:31

Benutzeravatar
Historix
1 kg Barren Mitglied
Beiträge: 1250
Registriert: 16.05.2011, 21:58
Wenn ich mich in der Welt so umschaue, bezweifle ich ob der bitcoin derzeit in Gaza, Syrien oder dem Irak tatsächlich zur Lebenserhaltung beitragen kann...

smilie_13

smilie_50
Gold ist schön....schönes Gold ist schöner !
BAZINGA !

Beitrag 09.08.2014, 21:41

Geldsammler
1 kg Barren Mitglied
Beiträge: 1597
Registriert: 20.04.2012, 16:13
Wohnort: München
In Gaza ist das die Normalität. Dagegen sieht Bitcoin alt aus.

http://de.m.wikipedia.org/wiki/Hawala

Funktioniert zur Not mit Funkgerät oder Buschtrommel.
Und so kann man sogar Gold überweisen!

Antworten