Warum .999 gold und Silber?

Edelmetall-Themen, neue Bullion- und Sammlermünzen, historische Hintergründe, Fachwissen

Moderatoren: Ladon, Forum-Team, Mod-Team

Beitrag 26.01.2015, 08:45

Benutzeravatar
Ladon
Moderator
Beiträge: 6664
Registriert: 17.05.2010, 13:38
Wohnort: Terra
Manipulation hat geschrieben:...
Ich finde es nur bemerkenswert, dass überall sonst in der Welt für Reinstoffe höherer Reinheit in der Regel auch ein höherer Preis bezahlt wird als für Reinstoffe geringerer Reinheit - nur bei Gold und Silber macht das - im Rahmen der hier diskutierten Beispiele - keinen Unterschied
...
Rein gedanklich kannst Du Dich dieser scheinbaren Paradoxie mit zwei Argumenten oder Sichtweisen nähern:

1.
Der historische Aspekt:
Gold kommt - im Gegensatz zu fast allen anderen Mineralien - in der Natur "gediegen", also als Element und nicht in einer chemischen Verbindung vor. Mit anderen Worten: Gold hat man GEFUNDEN, andere Mineralien mussten immer mit technischen/chemischen Verfahren erst aus irgendeiner Verbindung in die elementare Form überführt werden.
Folge: Steigende Reinheit musste bei einem anderen Metall (z.B.) mit immer aufwändigeren Verfahren "erzeugt" werden. Daher immer teurer.
(Dieser Effekt dürfte durch die rasant sinkenden Erträge der Minen allerdings etwas relativiert sein)

2.
Entscheidender aber ist folgendes:
Früher, als es noch Umlaufgeld aus Gold gab und vielleicht einen "Goldkern", der einen Teil der umlaufenden Geldmenge deckte, da unterschied man noch peinlich zwischen "monetärem" Gold und ... eh ... naja: "Sachen AUS Gold".
Monetäres Gold war demgemäß Gold, das im Geldsystem war. Entweder als Reserve oder als umlaufende Münzen. Wobei ersteres für die Notenbank natürlich VIEL interessanter ist, weil ihr Handlungsspielraum praktisch proportional mit der Menge des Reservegoldes (starres Verhältnis zur Umlaufmenge vorausgesetzt, also ein "Modell") steigt (oder fällt).
Goldmünzen wiederum müssen standardisiert sein; v.a. muss ein normiertes Feingewicht für ein bestimmtes Nominal garantiert werden. Da wird nichts weiterverarbeitet, da bestehen keine Anforderungen an die Reinheit (nur das Feingewicht) usw., denn als "Münze" ist es kein Rohstoff mehr, sondern Geld.
Auf der anderen Seite stehen die "Gegenstände aus Gold". Schmuck, Becher, diverse Ritualgegenstände. Und - komisch - bei diesen gilt in der Regel dann doch wieder: Bei gleichem Herstellungsaufwand wird der Gegenstand aus 585er "Gold" weniger kosten als der aus 999er!

Natürlich ist das ein dynamisches, fluktuierendes System! Einschmelzen macht aus dem "monetären Gold" einer Münze vielleicht eine Halskette ...
Und dass heutzutage auch Goldmünzen faktisch kein "monetäres Gold" mehr sind und der Preis daher keine "Entsprechung eines Nominals mit einem bestimmten Feingewicht" mehr ist, sondern von ganz anderen Kräften bewegt wird (Sammlerwert etwa), muss man wohl kaum erwähnen.

P.S.
Goldverbote (meist Handels- und v.a. Im- und Exportverbote, manchmal auch Besitzverbote) waren nahezu immer auf "monetäres Gold" beschränkt.
Höflichkeit ist keine Schwäche - Empathie ist keine Dummheit - Moral ist nicht moralinsauer

Beitrag 15.02.2015, 19:44

Benutzeravatar
VfL Bochum 1848
Gold-Guru
Beiträge: 5892
Registriert: 31.01.2015, 11:29
Wohnort: NRW
Ich habe mal eine Frage bezüglich der Anfälligkeit von Goldmünzen (insbesondere 999.9).

Meine 2. Goldmünze war vor Jahren eine 999.9 Maple Leaf 1 Oz, die ist mir gleich nach dem Auspacken aus dem Münztäschchen in der Küche aus ca. 80 cm auf Fliesenboden gefallen, war halt am Anfang zu unvorsichtig/blauäugig. Hab allerdings nicht den kleinsten Kratzer oder Randschaden feststellen können. Nehme die paranoid alle paar Monate mal unter die Lupe (im wahrsten Sinne des Wortes), kann aber keinerlei Schaden feststellen.
Auch habe ich die am Anfang mit den blossen Händen (ohne Baumwollhandschuhe) angefasst, soll man ja gerade bei 999.9-Münzen auch nicht machen lese ich hier immer wieder, finde aber keine Fingerabdrücke oder Fettflecken oder was auch immer auf der Münze.

Habe ich hier in beiden Fällen einfach nur Glück gehabt?
Oder ist die Hysterie in Bezug auf Behandlung von 999.9-Goldmünzen übertrieben?

Danke schon mal für Antworten/eigene Erfahrungen.
VfL Bochum? -Find ich gut!

Beitrag 15.02.2015, 21:14

Klecks
Gold-Guru
Beiträge: 2663
Registriert: 28.11.2011, 14:16
Ich sag's mal so: Du hättest auch Pech haben können und das Teil fällt so saublöd auf die Kante, dass es tatsächlich einen Randschaden abbekommt. Gold ist ein relativ weiches Metall. Aber eben trotzdem ein Metall und als solches immer noch härter als Holz oder Butter smilie_16

Wenn also manche meinen, solche Münzen wie ein rohes Ei behandeln und nur mit Samthandschuhen anfassen zu müssen dann ist das ganz sicher übertrieben. Und was die Tapser mit den Fettfingerchen betrifft: Gold oxidiert nicht und ist hochgradig säurebeständig, deshalb können sich Fingertapser auch nicht"reinfressen" wie z.B. bei Silber. Mit einem weichen Tuch und ggf. etwas Spüli abwischen (aber nicht zu fest reiben) und schon glänzt das Münzlein wieder tapserfrei als wär nie was gewesen smilie_06

Noch mal vom Tisch schubsen würd ich aber trotzdem nicht empfehlen smilie_11
Das Leben ist zu kurz, um alle Fehler selber zu machen.

Beitrag 15.02.2015, 21:53

Benutzeravatar
VfL Bochum 1848
Gold-Guru
Beiträge: 5892
Registriert: 31.01.2015, 11:29
Wohnort: NRW
Klecks hat geschrieben: Noch mal vom Tisch schubsen würd ich aber trotzdem nicht empfehlen smilie_11
:oops:

Danke Klecks,

schlaf gut smilie_03
VfL Bochum? -Find ich gut!

Antworten