Angesichts eines von Januar bis März erzielten Kursgewinns von fast zehn Prozent kann man dem Goldpreis derzeit eine ausgesprochen robuste Verfassung attestieren, schließlich entwickelten sich DAX und Dow-Jones mit 6,5 bzw. 4,5 Prozent im selben Zeitraum nicht ganz so dynamisch.
Weniger Angst vor steigenden US-Zinsen
Kaufgründe für den Krisenschutz Gold gibt es weiterhin en masse.
Mitte März sorgten die "relativ taubenhaften" Kommentare von Fed-Chefin Janet Yellen nach der Fed-Sitzung für eine Erleichterungsrally.
Erleichterung, weil die Akteure an den Goldmärkten bei der Angst vor steigenden Zinsen offensichtlich übertrieben und das gelbe Edelmetall deshalb zu stark verkauft hatten.
Grundsätzlich stellt sich ohnehin die Frage, warum man den vermeintlichen Reflex, dass steigende Zinsen schlecht für den Goldpreis seien, immer wieder als Verkaufsgrund hernimmt.
Auf lange Sicht gab es nämlich häufig Phasen, in denen sich Zinsen und Gold im Gleichschritt nach oben bewegt haben.
Viel wichtiger als die nominalen Zinsen sind nämlich die Realzinsen einzustufen, also die um die Inflation bereinigten Renditen von Staatsanleihen bester Bonität.
Diesseits des Atlantiks generieren zum Beispiel selbst extrem langlaufende Bundesanleihen deutlich weniger Zinsen als die Inflation wieder "auffrisst".
Bestes Beispiel: Die 30-jährige Bundesanleihe bietet Anlegern derzeit lediglich ein Prozent, während im März auf Basis vorläufiger Zahlen in Deutschland eine Geldentwertung von 1,6 Prozent zu beklagen war.
Bundesanleihen mit einer Restlaufzeit von zehn Jahren sehen mit 0,22 Prozent sogar noch "armseliger" aus.
Fazit: Wer sein Vermögen auf solchen Wertpapieren aufbaut, verliert Jahr für Jahr Geld und baut damit im Grunde genommen auf Sand.
Charttechnische Spannung steigt
Aus charttechnischer Sicht bewegt sich der Goldpreis derzeit knapp unter seinem Jahreshoch und unter der langfristigen 200-Tage-Linie.
In dieser Kurszone ist der Krisenschutz in den vergangenen Wochen mehrfach abgeprallt.
Besonders interessant: Es sieht so aus, als ob demnächst die 200-Tage-Linie nach oben drehen könnte.
Doch vor allem ein markantes überwinden der langfristigen Durchschnittslinie würde die charttechnische Situation erheblich aufhellen.
Dies würde dann Aufwärtspotenzial bis in den Bereich von 1.300 Dollar eröffnen, wo allerdings eine signifikante charttechnische Hürde zu überwinden wäre.
Sollte hingegen der Verkaufsdruck wieder zunehmen, wäre auf kurze Sicht ein Test der Marke von 1.200 Dollar ein relativ wahrscheinliches Szenario.
Um ein nachhaltiges Trendwechselsignal zu generieren, müsste der Krisenschutz die im Bereich von 1.400 Dollar angesiedelten Widerstände "knacken".
Hierfür würde man aber auch sicherlich fundamentalen Rückenwind in Form von sich zuspitzenden Krisen benötigen.
Ausblick für die laufende Woche
Vor den Osterfeiertagen dürfte die Liquidität spürbar nachlassen.
Auf überraschende Ereignisse oder größere Kauf- oder Verkaufsaufträge könnte das gelbe Edelmetall entsprechend heftig reagieren.
Vor genau vier Jahren erwischte es den Goldpreis besonders schlimm.
Im späten Freitagshandel generierte damals nämlich eine extrem große Verkaufsorder an den Terminmärkten einen massiven Kursverfall.
Innerhalb von lediglich zwei Handelstagen stürzte der Goldpreis in der Spitze von 1.564,40 auf 1.340,05 Dollar ab.
Damals vermuteten einige Verschwörungstheoretiker, dass Notbanken möglicherweise die "Gunst der Stunde" genutzt haben könnten, um das Vertrauen in den Krisenschutz zu erschüttern und dessen Preis in den Keller zu treiben.
Davon hat er sich übrigens immer noch nicht erholen können.
Und das, obwohl sich die geopolitischen, die finanzpolitischen und die allgemein politischen Marktgegebenheiten seither eher verschlechtert als gebessert haben.
Massive Verwerfungen gab es vor allem von der Preisfront zu vermelden, wo die Inflation ein eindrucksvolles Comeback hingelegt hat.
In diesem Zusammenhang dürften die kommenden Tage extrem interessant werden, schließlich stehen in China, Indien, Großbritannien, Italien und Deutschland aktuelle Inflationsdaten zur Bekanntgabe an.
Dieses Gespenst dürfte an den Finanzmärkten in den kommenden Wochen, Monaten wenn nicht gar Jahre höchstwahrscheinlich ein treuer Begleiter bleiben.