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Stand: 27.11.2013 von © Solit Edelmetallhandelsgesellschaft mbH / Tim Schieferstein
Die Mehrwertsteuererhöhung für Silbermünzen kommt zum Jahreswechsel - viele gehen davon aus, dass sich Silberinvestments daher um ca. 12 Prozentpunkte teurer werden. Dank der noch wenig bekannten Möglichkeit der Differenzbesteuerung können viele Silbermünzen jedoch auch im nächsten Jahr zu nahezu unveränderten Preisen gekauft werden. Nur der allseits beliebte Silberphilharmoniker wird davon nicht profitieren und droht in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.
Anwendung Differenzbesteuerung auf Silbermünzen ab 2014

Die Mehrwertsteuererhöhung bei Silbermünzen

Für Silbermünzen galt in Deutschland lange Zeit ein Steuerprivileg. Diese Münzen mussten beim Kauf nämlich nicht mit dem sonst üblichen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent versteuert werden, sondern es wurden lediglich sieben Prozent fällig. Damit waren Silbermünzen wie der Wiener Philharmoniker gegenüber Silberbarren im Vorteil, denn für sie wurde der volle Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent berechnet. Mit Beginn des neuen Jahres wird dieser Steuervorteil jedoch gestrichen, denn die Bundesrepublik ist von der Europäischen Gemeinschaft angehalten worden, für eine EU-Harmonisierung zu sorgen. In vielen anderen Ländern der EU gilt ein solches Steuerprivileg nämlich nicht, weshalb es auch in Deutschland abgeschafft werden muss.

Die Auswirkungen auf das Geschäft mit Silbermünzen

Durch die Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes ab 2014 könnten Silbermünzen zugunsten von Silberbarren in Deutschland wohl an Attraktivität verlieren: Bei einem Anlagebetrag von 10.000 € würde man dem folgenden Beispiel nach rund 56 Feinunzen weniger Silber erhalten.

Einige Experten rechnen mit einem eventuellen Rückgang der Nachfrage nach Silbermünzen. Silbermünzbarren, die gern als Alternative zu Silberbarren mit reduziertem Mehrwertsteuersatz erworben wurden, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich an Bedeutung verlieren. Für Gold allerdings erwarten Händler ein deutliches Nachfrage-Plus, denn dieses Edelmetall bleibt nach wie vor steuerfrei.

Der Silberhandel mit der Differenzbesteuerung

Für Händler, die auch im kommenden Jahr mit Silbermünzen handeln wollen, gibt es allerdings eine Alternative. Diese heißt "Differenzbesteuerung" und ist trotz ihrer Brisanz manchem noch unbekannt. Über die Differenzbesteuerung ist es nämlich möglich, die Steuerbelastung auf Silbermünzen zu reduzieren und diese günstiger als die Konkurrenz anzubieten. Bei der Differenzbesteuerung handelt es sich um ein einfaches Verfahren der Besteuerung, das zwar auch schon jetzt möglich war, bisher aufgrund des geringen Mehrwertsteuersatzes jedoch nicht zur Anwendung kam. Besteuert wird hierbei lediglich die Differenz zwischen dem Verkaufspreis und dem Einkaufspreis. Der erhöhte Mehrwertsteuersatz muss somit nur für einen Bruchteil des eigentlichen Silberwertes angewendet werden. In der Praxis bedeutet dies, dass sich Silbermünzen zum Jahreswechsel nicht um 11,2 % teurer werden, sondern zu nahezu veränderten Preisen angeboten werden können.

Voraussetzungen für die Anwendung der Differenzbesteuerung:

  • Kauf von Silbermünzen aus dem Nicht-EU-Ausland
  • Kauf von Silbermünzen von Privatpersonen
  • Kauf der Silbermünzen von Handelsunternehmen, die ebenfalls die Differenzbesteuerung nutzen
  • Trennung der Bestände in Differenzbesteuerung und Regelbesteuerung

Die Vorteile der Differenzbesteuerung

Die Vorteile dieser Art der Münzbesteuerung liegen auf der Hand. Händler, die ihre Münzen aus dem Nicht-EU-Ausland einkaufen und beispielsweise Münzen wie Maple Leaf, Kookaburra oder Koala handeln, können diese Münzen zu nahezu gleichen Preisen wie 2013 anbieten und damit Vorteile gegenüber der Konkurrenz erzielen, die keine Differenzbesteuerung anwendet. Nachfolgendes Zahlenbeispiel verdeutlicht die Vorteile:

Die Vorteile der Differenzbesteuerung

In der Notwendigkeit, dass die Silbermünzen aus einem Nicht-EU-Land stammen, liegt auch die Begründung warum der Silberphilharmoniker einen deutlichen Nachfragerückgang erleiden könnte: Die beliebte Anlagemünze wird in Österreich produziert. Sie müsste zunächst in ein Drittland exportiert und von dort wieder importiert werden, um ebenfalls differenzbesteuert werden zu können. Dadurch entstehen zusätzliche Logistikkosten, die die Münze teurer werden lassen könnten als der Konkurrent Silber Maple Leaf.

Ebenso vorteilhaft wie der Ankauf von Münzen aus dem Nicht-EU-Land ist auch der Ankauf von Silbermünzen von Privatpersonen. Auch hier ist es möglich, die Differenzbesteuerung zu nutzen und Vorteile hieraus zu ziehen. Dies könnte sich widerum positiv auf den Verkaufspreis des Silber-Philharmonikers auswirken, wenn lediglich Münzen aus Privatbeständen erworben und wieder verkauft werden.

Möglichkeiten der Differenzbesteuerung

Besteuerung von Altbeständen noch unklar

Ab 2014 können Händler also durchaus Vorteile erzielen, wenn sie ihre Silbermünzen aus dem Nicht-EU-Ausland importieren. Noch unklar ist allerdings, wie mit Altbeständen aus 2013 umzugehen ist. Nach einem Entwurf des Berufsverbandes des Deutschen Münzenfachhandels soll es möglich sein, für bis zu 75 Prozent des Gesamtlagerbestandes ebenfalls die Differenzbesteuerung zu nutzen. So könnten Händler Altbestände auch Anfang 2014 zu attraktiven Preisen verkaufen oder aber höhere Gewinne erzielen. Eine Einigung wird allerdings erst Ende November erwartet.

Ausführliche Informationen im kostenfreien Ratgeber

Dass sich die Mehrwertsteuer für Silbermünzen zum Jahreswechsel erhöht, hat sich herumgesprochen. Dass es die Möglichkeit gibt, diese dank der Differenzbesteuerung einzusparen, ist jedoch noch nicht bei allen bei Händlern und Anlegern bekannt. Diese möchte der Ratgeber: "Mehrwertsteuererhöhung bei Silbermünzen dank Differenzbesteuerung vermeidbar" näher vorstellen und die Auswirkungen für Edelmetallhändler und Silberkäufer transparent aufzeigen, um beiden Parteien die Möglichkeit zu geben im nächsten Jahr von weiterhin günstigen Silberpreisen zu profitieren.

Über den Autor

Tim Schieferstein ist Geschäftsführer der Solit Edelmetall Handelsgesellschaft mbH. Als Mitglied des Berufsverbands des Deutschen Münzfachhandels ist es der Gesellschaft wichtig, die Gemeinschaft der Münz- und Edelmetallhändler auch durch gegenseitigen Wissensaustausch zu stärken. Nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann zum Jahrtausendwechsel absolvierte er berufsbegleitend eine Weiterbildung zum Fachwirt für Finanzberatung (IHK) und ist einer der Gründungsgesellschafter der VSP Financial Services AG. Seit 2005 ist er überzeugter Edelmetallinvestor.

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von Privatkäufer | 06.12.2013, 19:24 Uhr Antworten

Ich kann mir nicht vorstellen, dass man umsatzsteuerfrei Neuware aus EU-Ausland einführen kann.
Warum hat es denn bisher niemand bei Platinmünzen gemacht?
Und selbst bei Silber wären 19% auf die Marge weniger als 7% auf den Gesamtpreis.

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