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Stand: 07.04.2025 von Hannes Zipfel
Der globale Börsen-Crash hatte sich bereits angedeutet. Die Vehemenz, mit der sich der Kursrutsch Bahn bricht, überrascht jedoch selbst erfahrene Anleger. Denn die Frage stellt sich: Woher soll Unterstützung für die Märkte kommen? Darauf gibt es eine klare Antwort!
Börsenbeben: Goldpreis stabil, Aktienmärkte unter Schock, Rettung naht

Gold hält, was es verspricht – der sichere Hafen

Zunächst die gute Nachricht: Der Goldpreis konnte sich trotz zweistelliger Verluste an den Aktienmärkten aber auch bei Kryptos und Rohstoffen über der psychologisch wichtigen Marke von 3.000 US-Dollar pro Unze stabil halten:

Märkte im Börsencrash im Vergleich

In US-Dollar kostet die Unze Gold aktuell 3.027,31 und notiert damit 4,4 Prozent unter seinem Allzeithoch.

Goldpreis in USD am 07. April 2025

Es bleibt spannend!

Die Gründe für den aktuell noch laufenden Aktiencrash werden auch die Kursentwicklungen an den Märkten in dieser Woche bestimmen:

  • Eskalierender Handelskrieg
  • Unberechenbarkeit der US-Administration
  • Geopolitisches Chaos

Wenn man dem Crash bei den Vermögenswerten etwas Positives abgewinnen möchte, dann gibt es gleich mehrere erwähnenswerte Aspekte: Aktien, die attraktiv, aber bis vor Kurzem noch zu teuer erschienen, sind jetzt wieder interessant.

Zudem haben sich die Kapitalmarktrenditen deutlich zurückgebildet (was Schuldner entlastet) und die Inflationsgefahr ist durch rückläufige Energie und Rohstoffpreise signifikant gesunken.


Rettung naht!

Und zwar in Form der finanziell nahezu "allmächtigen" US-Notenbank FED, die quasi aus dem Nichts beliebig viele Exemplare der Weltleitwährung US-Dollar digital erzeugen und damit fast alle Vermögenswerte ihrer Wahl in beliebiger Höhe aufkaufen kann (als Aktiva auf der FED-Bilanz).


Warum ist die US-Notenbank dazu prädestiniert, einen Börsencrash zu stoppen und welche historischen Beispiele gibt es dafür?

Die Vorstellung, die US-Notenbank sei dazu prädestiniert, einen Börsencrash zu verhindern, ist formal oder rechtlich zwar nicht ganz korrekt, dennoch agiert die FED erfahrungsgemäß so, dass sie die Märkte in starken Abschwungphasen stützt.

Dies ist auf ihr breiteres Mandat und ihre Rolle bei der Aufrechterhaltung der wirtschaftlichen und finanziellen Stabilität zurückzuführen.

Letztere spielt in Anbetracht der Überschuldung weltweit eine zentrale Rolle, um einen zerstörerischen Dominoeffekt durch Banken- und Hedgefondspleiten zu verhindern (siehe Weltfinanzkrise oder Corona-Pandemie).

Ohne die nahezu unendlich tiefen Taschen der FED in Form ihrer geldpolitischen Mittel (Zinssenkungen und Aufkauf von Vermögenswerten), wären wir wohl schon längst in der wirtschaftlichen Steinzeit gelandet.

Zwar birgt dieses "Wir retten, koste es was es wolle" mittelfristig erhebliche Geldentwertungsrisiken, kurzfristig können die FED und ihre weltweiten Pendants Börsen-Crashs aufhalten und sogar komplett drehen (auf English: Turning on the dime; abgeleitet von den Pfennig-Absätzen hochhackiger Damenschuhe).

Dass es auch dieses Mal wieder so kommt, zeigt ein Blick auf die Zinssenkungserwartungen an die US-FED, die sich von einer Zinssenkung im Tief dieses Jahres jetzt sprunghaft auf fünf Zinssenkungen erhöht haben.

Zudem hat die FED bereits auf ihrer letzten turnusmäßigen Sitzung am 19. März 2025 signalisiert, ihren Bilanzabbau in Bälde zu beenden.

Der Schritt zum Wiederaufbau der Bilanz durch Gelddrucken und Wertpapierkäufe ist dann nur noch eine Notsitzung entfernt.

Obwohl sie nicht dazu verpflichtet ist, die Aktienkurse zu retten, können Börsencrashs die Wirtschaft schädigen und Unternehmensinvestitionen, Verbrauchervertrauen und die Beschäftigung schädigen.

Daher reagiert die FED oft, um den Schaden zu begrenzen.

Systemisches Risiko: Wenn ein Crash das Finanzsystem (z. B. Banken, Kreditmärkte) bedroht, greift die FED ein, um eine Kettenreaktion zu verhindern, die zu einer Depression oder einer anhaltenden Rezession führen könnte.

Anleger erwarten daher im Laufe der Zeit ein Eingreifen der FED in Krisenzeiten. Dies wird manchmal als „FED-Put“ bezeichnet – die Überzeugung, dass die FED handeln wird, um größere Verluste zu verhindern, stabilisiert die Märkte automatisch.


Historische Beispiele für FED-Interventionen

1987

Schwarzer Montag Crash: Der Dow Jones fiel an einem einzigen Tag um über 22 %.

Reaktion der FED: Der damalige Vorsitzende Alan Greenspan versicherte den Märkten umgehend, dass die Fed Liquidität bereitstellen würde.

Auswirkungen: Stabilisierung der Märkte und Wiederherstellung des Vertrauens.

2008

Globale Finanzkrise

Auslöser des Crashs: Platzen der Immobilienblase und der Lehman-Brothers-Pleite.

Maßnahmen der FED: Leitzinssenkung auf nahezu null, Quantitative Lockerung (QE) zur Liquiditätszufuhr (Ankauf von Staats- und Hypothekenanleihen; MBS). Rettung des größten US-Versicherungskonzerns AIG zur Abwendung einer Kettenreaktion bei US-Banken- und Versicherungspleiten.

Ziel: Vermeidung des totalen Zusammenbruchs des globalen Finanzsystems verhindern.

2020

COVID-Crash: Schnellster Rückgang des S&P 500 um 30 % in der Geschichte.

Reaktion der FED: Zinssenkung auf null und massives QE und Kreditmarktunterstützung zuzüglich diverser Notkreditprogramme (erstmals auch direkt an Unternehmen).

Ergebnis: Die Märkte erholten sich deutlich, obwohl die Realwirtschaft zurückblieb.

Warum ist die Rettung durch die FED „vorherbestimmt“?

Der Begriff „vorherbestimmt“ bezieht sich eher auf institutionelles Verhalten und Marktpsychologie.

Die FED ist oft die einzige Institution, die über die nötigen Instrumente und die nötige Größe verfügt, um schwere Finanzzusammenbrüche zu verhindern.

Die Märkte kalkulieren Interventionen der FED in ihre Risikoeinschätzung ein und verstärken damit die Erwartung, dass die FED handeln wird (nach dem ersten Schock).

Eine negative Nebenwirkung ist der sogenannte „Moral Hazard“, also wie sich diese Rettungsmentalität (FED-Put) auf die Förderung von Risikoverhalten und die Bewertung von Vermögenspreisen auswirkt (massive Übertreibungen).

Daher trägt jede aggressive Rettungsmaßnahme den Keim der nächsten Krise in sich und langfristig den Zusammenbruch des beliebig vermehrbaren Fiat-Geldes (z. B. US-Dollar).

Wirtschaftsdaten im Schatten der Marktturbulenzen

In der Kalenderwoche 14 (31. März bis 6. April 2025) werden voraussichtlich mehrere Wirtschaftsereignisse und politische Entwicklungen stark beeinflussen:

  • Montag, 7. April: SENTIX-Konjunkturindex für den Euroraum im April (akt.: -19,5 | März: -2,9)

  • Dienstag, 8. April: US-Verbraucherkreditbericht – Einblicke in das Kreditverhalten von US-Konsumenten. Könnte sich auf Finanzwerte und Aktien des zyklischen Konsumgütersektors auswirken.

  • Mittwoch, 9. April: Veröffentlichung des FOMC-Protokolls (März-Sitzung) – Märkte reagieren häufig auf veränderte Formulierungen der FED im Minuten-Protokoll (Minutes) und Hinweise auf zukünftige Zinsänderungen (Dot-Plots).

  • Donnerstag, 10. April: Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung – Wöchentliche Daten, die auf Arbeitsmarkttrends hinweisen, Erzeugerpreisindex (PPI) – Ein wichtiger Inflationsindikator; starke Schwankungen können Anleiherenditen und Aktien beeinflussen.

  • Freitag, 11. April: US-Verbraucherpreisindex (CPI) für März – Dieser ist ein wichtiger Markttreiber. Die FED beobachtet ihn aufmerksam. Terminmarktdaten der US-Aufsichtsbehörde CFTC (COT-Report) für Gold, Silber & Co. (21:30 Uhr MESZ).

Details zu den Daten, Prognosen sowie historische Zeitreihen finden Sie hier.

  • Sonstiges: Vorbereitung auf die Gewinnsaison – Große Unternehmen beginnen in der Regel in der 16. Woche mit der Veröffentlichung ihrer Ergebnisse. Beachtenswert sind daher Prognosen und Vorabberichte.

Autor: Hannes Zipfel
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von Maurice | 08.04.2025, 16:02 Uhr Antworten

>" Der Goldpreis konnte sich trotz zweistelliger Verluste an den Aktienmärkten ... stabil halten"

Wie kann man bei einem Verlust von 2% innert 24 h von "stabil halten" schwafeln???

3 Antworten an Maurice anzeigen

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