Goldpreis kann trotz Krise auch fallen
Angesichts manch deftiger Preisrücksetzer in den letzten Tagen fragen sich viele, ob das Sprichwort von Gold als "sicherer Hafen" in Krisenzeiten überhaupt stimmt.
Anleger müssen sich in Erinnerung rufen, dass auch für den Goldweltmarktpreis bestimmte Mechanismen in einer Krise greifen. Mit deutlichen Volatilitäten, also Kurssprüngen in die eine wie die andere Richtung, muss auch weiterhin gerechnet werden.
Dabei ist in diesen Wochen die Volatilität von Gold deutlich geringer im Vergleich zu anderen Assetklassen. Während der Finanzkrise 2008 ging der Goldpreis zunächst auch erst einige Wochen deutlich zurück, um dann bis September 2011 stetig zu steigen.
Warum war der Goldpreis so stark gefallen? Bei der Preisfindung auf dem Weltmarkt, dem Spotpreis, spielt der Terminhandel eine wesentliche Rolle. Hier wird kein physisches Gold gehandelt, sondern nur verbriefte (Liefer-) Ansprüche auf Gold, wie Futurekontrakte.
Man spricht umgangssprachlich deshalb auch von Papiergold, da es üblicherweise nur in wenigen Fällen zu tatsächlichen physischen Auslieferungen kommt.
Der starke Rückgang des Gold-Spotpreises vom 09. März bei knapp 1.700 Dollar bis zum 20. März auf unter 1.500 Dollar ist auf Goldverkäufe großer institutioneller Anleger und Banken zurückzuführen. Viele mussten Positionen schließen oder liquidieren um Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, die sich unter anderem auch daraus ergaben, weil sie in anderen Anlageformen Verluste eingefahren hatten. Andere Investoren wollten oder mussten zudem einfach ihre Cash-Quote erhöhen.
Physisches Gold aktuell vom Papiergold-Preis entkoppelt
In normalen Zeiten orientiert sich der Preis von physischem Gold, also Münzen und Barren, am Goldspotpreis. Dazu kommt bei Münzen und Barren noch ein kleiner Aufschlag für Prägung, Transport und Handelspanne hinzu, das sogenannte Aufgeld.
In den letzten Tagen hat sich die Situation jedoch vollkommen geändert. Während der Goldspotpreis am Weltmarkt fiel, stiegen die Preise für physisches Edelmetall hierzulande an, weil sich Händler einer explodierten Nachfrage nach Münzen und Barren ausgesetzt sahen.
Geichzeitig geriet der Nachschub für die Händler ins Stocken. Etliche Minen und Raffinerien sind inzwischen wegen Corona geschlossen. Dazu stiegen auch die Versicherungsprämien des Hedgings für die großen Edelmetallhändler aufgrund der höheren Volatilität bei den Edelmetallen.
Folge: Die Aufgelder stiegen und zwar nicht nur im Verkauf sondern auch deutlich im Ankauf, da Händler sich nun auch verstärkt Ware am Sekundärmarkt beschaffen.
Anleger sollten davon ausgehen, dass die Aufgelder unter Schwankungen weiter hoch bleiben, oder sogar weiter steigen können.
Fazit: "Wer erst in der Krise kauft, kommt oft zu spät". Wie sehr dieses alte Sprichwort stimmt, zeigt sich aktuell. Wer rechtzeitig und regelmäßig in Gold und Silber investiert hat und seine gewünschte Menge nun in seinem eigenen Zugriffsbereich weiß, steht heute deutlich besser da.
GOLD.DE Empfehlung: Wer jetzt Gold oder Silber physisch besitzt, sollte nichts davon verkaufen, sofern keine Notfälle oder dringender Cash-Bedarf besteht.
Aufgelder stark gestiegen
Wie stark die Aufgelder in den letzten Wochen gestiegen sind, zeigt folgender Überblick:
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Ø Aufgeld Goldbarren |
Ø Aufgeld Goldmünzen |
Montag, 09.03.2020 |
2,01 % |
2,17 % |
Montag, 16.03.2020 |
6,41 % |
6,21 % |
Montag, 23.03.2020 |
7,53 % |
11,4 % |
Grundlage der Berechnungen sind die Listings auf GOLD.DE, Deutschlands größtem Gold-Vergleichsportal. Verglichen wurden pro Gattung die jeweils drei beliebtesten Produkte. Bei Goldmünzen: Krügerrand 1oz, Maple Leaf 1 oz, Känguru 1 oz. Bei Goldbarren die Gewichtsklassen 100 g, 1 oz und 10 g.
Beispiel:
Wer am 09. März einen 1 oz Krügerrand gekauft hatte, zahlte noch ca. 25-30 Euro Aufgeld zum Gold-Spotpreis. Das entspricht umgerechnet etwa 2 % was schon höher als üblich war.
Wer 2 Wochen später am 23. März einen 1 oz Krügerrand gekauft hatte, zahlte teils schon ca. 100 -125 Euro Aufgeld zum Gold-Spotpreis. Also bereits über 10 %. Aktuell ist die Tendenz eher steigend.
Bei Goldmünzen haben sich also die Aufgelder innerhalb von zwei Wochen mehr als verdreifacht. Bei beliebten Goldbarren-Einheiten ist die Aufgeldsteigerung ebenfalls sehr hoch.
So wie auch in manchen anderen Branchen bereits Preisanstiege zu beobachten sind, wie etwa bei bestimmten Lebensmitteln, so gilt das einfache Marktgesetz von Angebot und Nachfrage auch für Edelmetallprodukte.
Gold-Silber-Ratio auf historisch hohem Niveau
Im Vergleich zu Gold gilt Silber weniger als "Safe Haven", sondern mehr als Industriemetall. Der Silberpreis wird somit deutlich stärker beeinflusst von konjunkturellen Entwicklungen.
Dies ist auch jetzt deutlich zu sehen. Im Zuge der Corona-Krise ist die Weltwirtschaft in Panikstimmung. Der Silberpreis kam entsprechend stark unter Druck. Zeitweise fiel der Silber-Spotpreis unter 12 Dollar.
In Folge stieg das Gold-Silber-Ratio in der Spitze bis auf knapp 130, ein historisch hoher Wert. Im Mittel der letzten Dekaden lag dieser Wert bei etwa 60.
Zwischenzeitlich hat sich der Silberpreis wieder etwas erholt. Viele Anleger greifen nun auch verstärkt zu Silber.
GOLD.DE zeigt, wo noch Ware verfügbar ist
Auch wenn das Angebot derzeit sehr stark ausgedünnt ist: Auf GOLD.DE haben Sie den Überblick, wer noch Münzen und Barren zum Verkauf anbietet. Die Edelmetallhändler sind sehr bemüht Ware zu beschaffen und Aufträge auch unter diesen schwierigen Bedingungen bestmöglich abzuwickeln.
Bitte achten Sie auch auf die Hinweise der jeweiligen Händler zu Lieferzeiten, die sich nun auch verlängert haben. Die Angebote verändern sich zudem in der aktuellen und hektischen Situation ständig. Wenn Händler noch Ware rein bekommen, kann diese wenige Stunden später wieder ausverkauft sein.