Gold: 2.070,28 € 0,00 %
Silber: 23,15 € 0,00 %
Stand: 12.12.2022 von Hannes Zipfel
In dieser Woche stehen wichtige Termine auf der Agenda, die das Potenzial haben, die Märkte bis zum Jahresende in die eine oder andere Richtung zu bewegen. Vor allem die Zinsentscheidungen in den USA und Europa sowie die US-Inflationsdaten werden für die Edelmetalle kursrelevant.
Die Woche der Weichenstellungen

Wichtige Datentermine dieser Woche (KW 50) im Kurzüberblick:

  • Montag: Bruttoinlandsprodukt UK Q3’22 (+1,2 % ggü. VJ), Haushaltssaldo USA Nov. in Mrd. US$ (e: 248,0 | Okt.: 88,0)
  • Dienstag: ZEW-Konjunkturerwartungen Dtl. für Dez. (e: -26,4 | Nov.: -36,7), US-Verbraucherpreisindex für Nov. ggü. Vorjahresmonat (e: 7,3 % | Okt.: 7,7 %)
  • Mittwoch: Zinsentscheid der US-Notenbank Fed (e: 4,25 - 4,5 % | akt.: 3,75 - 4,0 %) um 20:00 Uhr MEZ mit anschl. Pressekonferenz um 20:30 Uhr MEZ
  • Donnerstag: Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank EZB (e: 2,5 % | akt.: 2,0 %) um 14: 15 Uhr mit anschl. Pressekonferenz um 14:45 Uhr
  • Freitag: Einkaufsmanager-Index Verarbeitendes Gewerbe Dtl. für Dez. (e: 46,3 | Nov.: 46,2), Einkaufsmanager-Index USA für Dez. (e: 47,7 | Nov.: 47,7), COT-Reports vom US-Gold- und Silber-Terminmarkt (21:30 Uhr MEZ).

Gold- und Silberpreise im Aufwärtstrend

Übergeordnet sieht die Perspektive für die weitere Preisentwicklung beider Edelmetalle konstruktiv aus, aber vor allem die Ergebnisse der Zentral- und Notenbanksitzungen in den USA am Mittwoch und am Donnerstag u. a. in der Eurozone (EZB) sowie in Großbritannien (Bank of England) und der Schweiz (Schweizerische Nationalbank) können zu einem abrupten Richtungswechsel oder sogar einer Beschleunigung der Preisanstiege führen.

Zum Wochenauftakt liegen die Notierungen für Gold und Silber in US-Dollar leicht im Minus: Eine Feinunze (31,1 g) Gold kostet aktuell (14:00 Uhr MEZ) am Spot-Markt 1.790,80 US$ pro Unze, Silber 23,34 US$ pro Unze.

Der Goldpreis befindet sich aktuell fast exakt auf dem charttechnisch wichtigen gleitenden 200-Tage-Durchschnitt. Die Ereignisse der kommenden Tage, vor allem die Aussagen des US-Notenbankchefs Jerome Powell am Mittwoch und die US-Inflationsdaten am Dienstag werden darüber entscheiden, ob dieser Widerstand nachhaltig überwunden werden kann und die Notierungen weiter nach oben laufen oder ob der Goldpreis noch einmal nach unten abprallt.

Goldpreis in US-Dollar pro Feinunze

Der Silberchart zeigt Potenzial bis zur oberen Begrenzung der trendbestätigenden Korrekturbewegung bei aktuell 24,60 US$/Unze (rote gestrichelte Linie). Aber auch hier ist entscheidend, wie die Notenbanker in dieser Woche operativ und verbal agieren.

Silberpreis in US-Dollar pro Feinunze

Der Aufwärtstrend seit Ende Oktober dient dem Silberpreis ebenso als Unterstützung wie die Verbindungslinie der letzten beiden Hochpunkte (grün gestrichelte Linien).

Ein Rücksetzer wäre also noch kein charttechnischer Beinbruch.

Hat die Inflation in den USA ihren Zenit überschritten?

Für die Zinsentscheidung der US-Notenbank (Fed), aber auch für die Edelmetallpreise werden die am Dienstag zur Veröffentlichung anstehenden Inflationsdaten in den USA eine große Rolle spielen: Sollte die Erwartung einer weiteren Abschwächung sowohl in der Kernrate (zuletzt 6,6 Prozent) sowie in der Gesamtrate (zuletzt 7,7 %) bestätigt werden, würde das den Edelmetallpreisen sehr wahrscheinlich weiteren Auftrieb verleihen.

Bei höheren Inflationsraten auf Jahresbasis als erwartet könnte es nicht nur bei den Edelmetallen zu deutlichen Kurseinbußen kommen, da die Anleger dann von einer noch länger andauernden Phase steigender Zinsen ausgehen müssten.

Dies würde aber auch die Chance auf attraktivere Einstiegspreise bei den Edelmetallen bedeuten.

Generell ist in den USA aufgrund der seit einigen Monaten wieder fallenden Energiepreise eine Verlangsamung der Inflationsdynamik von 9,1 Prozent im Juni auf 7,7 Prozent im Oktober 2022 sichtbar.

Für November wird eine Rate von weiter rückläufigen 7,3 Prozent gegenüber Vorjahresmonat erwartet. Das könnte die US-Notenbank zu einer moderateren Gangart in Sachen Zinsanhebungen bewegen und zumindest in kleinere Zinsschritte in Höhe von 0,25 Prozentpunkten ab 2023 münden.

USA-Konsumentenpreisteuerung

Ob sich diese Inflationsverlangsamung fortsetzt, hängt aber wesentlich von der weiteren Konjunkturentwicklung, den Witterungsbedingungen, dem Verlauf des Ukraine-Krieges (Sanktionen) und der neuerlichen Corona-Krise in China ab.

US-Zinsentscheid und worauf es ankommt

Fest steht aktuell mit einer Wahrscheinlichkeit von 72 Prozent gemäß Fed-Fund-Futures an der CME, dass der Offenmarktausschuss der US-Notenbank am Mittwoch das Leitzinsband um 0,5 Prozentpunkte auf dann 4,25 - 4,5 Prozent anheben wird.

Das wäre der siebente Zinsschritt allein in diesem Jahr und somit der aggressivste Zinsanhebungszyklus seit mehr als vier Jahrzehnten.

Leitzinsen USA

Außerdem reduziert die Fed ihre Bilanzsumme seit Juli, die sie im Zuge der Repo-Krise ab September 2019 und der darauffolgenden Corona-Krise ab Februar 2020 um insgesamt 5 Billionen US-Dollar auf knapp 9 Billionen US-Dollar aufgebläht hatte.

Bilanzsumme der US-Notenbank (FED)

Aktuell verkauft die Fed monatlich US-Staatsanleihen sowie im beschränkten Umfang auch US-Immobilienanleihen im Wert von 95 Mrd. US-Dollar pro Monat und entzieht damit dem Kapitalmarkt massiv Liquidität.

Dies hat sich bereits in deutlich steigenden Kreditkosten, fallenden Anleihekursen, sinkenden Aktienmärkten und einer Kehrtwende bei den Immobilienpreisen bemerkbar gemacht.

Zuletzt warnte der Vize-Präsident und Chef-Anlagestratege des größten US-Vermögensverwalters BlackRock Inc., Philipp Hildebrand, bei der Veröffentlichung des Berichts „2023 Global Outlook“:

„Machen Sie sich bereit für eine Rezession wie keine andere und was in der Vergangenheit funktioniert hat, wird jetzt nicht funktionieren“.

Damit spielt Hildebrandt auf die Erwartung einer schrumpfenden Wirtschaft bei gleichzeitig erhöhter Inflation an. Das bringt die Fed in eine Zwickmühle und führt zu zunehmenden Meinungsverschiedenheiten im 25-köpfigen Offenmarktausschuss (FOMC):

Soll man die Rezession oder die Inflation bekämpfen? Beides gleichzeitig funktioniert nicht.

Die Anleger werden daher sehr genau das schriftliche Statement der Fed, die Zinserwartungen der einzelnen FOMC-Mitglieder für die nächsten Monate (Dot-Plot) sowie die Aussagen des Fed-Chefs Jerome Powell in der Pressekonferenz am Mittwochabend ab 20:30 Uhr MEZ zur Kenntnis nehmen.

Je nachdem, in welche Richtung die Verkündigungen der Zentralbanker tendieren, wird der Markt reagieren: Bleibt man auf der harten Inflationsbekämpfungslinie, wird die Angst vor weiterer Liquiditätsverknappung und steigenden Rezessionsrisiken die Kurse der Aktien, aber auch der Edelmetalle belasten und die Angst vor einem Platzen der US-Immobilienblase befeuern.

Werden allerdings weitere Hinweise auf eine Verlangsamung der geldpolitischen Straffungspolitik sichtbar, dann stünde einer Jahresendrallye bei Gold, Silber aber auch bei Platin und Palladium kaum noch etwas im Wege.

Zumal die Fed die Größe der Zinsschritte bereits auf aktuell 0,5 statt 0,75 Prozentpunkte wie bei den letzten vier Zinssitzungen reduzieren wird und bei dem Verkauf von Anleihen, die mit Hypotheken besichert sind, deutlich zurückhaltender sein will.

Dies hatte der Fed-Chef Jerome Powell bereits bei der Pressekonferenz im Anschluss an das letzte Meeting am 2. November 2022 klargestellt.

EZB vor großem Dilemma

Für die Edelmetalle ebenfalls von nicht unerheblicher Bedeutung wird in dieser Woche am Donnerstag die Zinsentscheidung der EZB. Anders als in den USA ist die Inflationsrate im Euroraum mit aktuell 10 Prozent im Jahresvergleich nahe ihrer Rekordmarke von 10,6 Prozent im Oktober.

Die Konjunktur ist ebenfalls stark angeschlagen, ebenso wie die Immobilienmärkte und die Schulden der Mitgliedsstaaten sind wegen der Pandemie und des Ukraine-Krieges in den letzten drei Jahren weiter emporgeschnellt.

Ein echter Balance-Akt für die Zentralbanker.

Trotz einer zweistelligen Inflationsrate im Euroraum liegt der EZB-Leitzins aktuell bei nur 2 Prozent p. a., was zu einem negativen realen Leitzins von horrenden -8,0 Prozent p. a. führt.

Leitzins Euroraum

Für die Sitzung am kommenden Donnerstag ist eine Zinserhöhung von 2,0 auf 2,5 Prozent sowie die weitere Reduzierung der EZB-Bilanz geplant. Wobei sich der EZB-Rat noch uneinig darüber ist, ob man lieber die Zinspolitik weniger aggressiv gestaltet und dafür die Bilanzsumme schneller reduziert.

Hier birgt das EZB-Meeting Überraschungspotenzial.

Sollte man sich für eine zurückhaltender Zinspolitik entscheiden, wie zuletzt die Zentralbanken Kanadas, Chinas, Japans und Polens, dann kann der Euro gegenüber dem US-Dollar schnell wieder abwerten und sogar zurück unter die Parität fallen.

Ein starker US-Dollar bedeutet i. d. R. Gegenwind für die Preise von Gold & Co.

Es lohnt sich also für engagierte Edelmetallanleger, die zeitlich deutlich nach hinten verlagerter Pressekonferenz um 14:45 Uhr mit der Zentralbankchefin Christine Lagarde zu verfolgen, um alle Details zur EZB-Ratssitzung zu erfahren. Die Zinsentscheidung und das schriftliche Statement werden vorab um 14:15 Uhr veröffentlicht.

Weitere wichtige Daten-Termine, Details und Prognosen und historischen Zeitreihen finden Sie hier.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von Ein Haus... | 15.12.2022, 11:59 Uhr Antworten

..., das Deinen Namen trägt...
Inflation und (Mangel-) Teuerung bedeutet: Weniger Häuser werden gebaut. Die sind aber selbst Mangelware. Macht Euch keine Sorgen um Euer Betongold.

von Zaunpfahl-Winke | 14.12.2022, 00:40 Uhr Antworten

Hallo Ihr lieben, kleiner Tipp; wir haben eine Goldratio von 116 zu 1. D. H. 116 Goldaktien werden von einer Unze echtem Gold gedeckt. Die schlauen unter Ihnen werden nun ihr Gold als Ware anzufordern, je nach Vertrag geht das aber, Sie können nicht alle beliefert werden weil das "echteGold" nicht vorhanden ist. Was meinen Sie was dann mit den Goldpreisen passiert. Nachdenken Ihr lieben.

1 Antwort an Zaunpfahl-Winke anzeigen

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