Laut einem Pressebericht vom 5. Mai 2014, entsteht in der Wüste von Dubai eine neue Goldraffinerie mit enormer Kapazität. Nach der Fertigstellung im nächsten Jahr darf sich der Betreiber Kaloti Precious Metals zu den global führenden Unternehmen der Branche zählen. Darüber hinaus bietet die Dubai Gold and Commodities Exchange ab Juni 2014 voraussichtlich den Goldhandel in Form von Spot-Kontrakten an und stärkt dadurch die Stellung des Emirats als internationales Goldhandelszentrum.
Die Schweiz - als Zentrum der Goldraffinerie noch unangefochten
Schon heute ist Dubai eine der wichtigsten Stationen auf der globalen Goldreise. Über 40 Prozent der Goldströme fließen durch das Emirat. Bei der Goldraffinerie und der Barrenherstellung spielen Dubai und die Vereinigten Arabischen Emirate insgesamt aber gegenüber Europa und insbesondere gegenüber der Schweiz nach wie vor eine zurückgesetzte Rolle.
Als beispielsweise im letzten Jahr westliche Anleger in Massen ihre Goldpositionen aus ETFs liquidierten und zugleich China ein neues Rekordjahr bei den Goldimporten verzeichnete, profitierten vor allem die Schweizer Raffinerien von dem zusätzlichen Volumen.
Viele hundert Tonnen Gold, die in Form von 400-oz-Barren in Londoner Tresoren gelegen hatten, wurden 2013 in der Alpenrepublik und nicht in der arabischen Wüste in Kilobarren für den chinesischen Markt umgegossen. Nirgendwo sonst auf der Welt drängen sich die Kapazitäten auf so dichtem Raum wie im Land der Eidgenossen. Bis zu 3.000 Tonnen Gold können hier pro Jahr raffiniert werden.
Kaloti Precious Metals im Vergleich
Die Schweiz wird Ihre Rolle als Zentrum der Goldraffinerie und Barrenproduktion nach Eröffnung der neuen Anlage von Kaloti Precious Metals nicht über Nacht einbüßen, aber Dubai erfährt doch eine massive Aufwertung. Schon heute ist Kaloti nach eigenen Angaben der führende Raffinierer in der Region und in der Lage, pro Tag 1.000 Kilobarren zu gießen. Mit einer jährlichen Kapazität bei der Goldraffination von 400 Tonnen befindet sich das Unternehmen auf Augenhöhe mit bedeutenden Konkurrenten wie Argor Heraeus oder PAMP.
Durch die neue Raffinerie werden auf einen Schlag 1.400 Tonnen Gold pro Jahr hinzukommen. Ein zweites Projekt, das Kaloti derzeit in Suriname realisiert, erhöht die Kapazität des Raffinierers nochmals um 50 bis 75 Tonnen. Lediglich Valcambi wird Kaloti auch nach Fertigstellung der neuen Anlage noch übertrumpfen. Metalor, die aktuelle Nummer 2 unter den Raffinierern, kommt auf 650 Tonnen pro Jahr.
Voraussichtliche Top 10 der Gold-Raffinierer 2015
Platz |
Raffinierer |
Firmensitz |
Kapazität (nur Gold) |
1. |
Valcambi |
Balerna, Schweiz |
ca. 2.000 Tonnen |
2. |
Kaloti |
Dubai, Dubai |
ca. 1.860 Tonnen |
3. |
Metalor |
Neuchâtel, Schweiz |
ca. 650 Tonnen |
4. |
Rand Refinery |
Germiston, Südafrika |
ca. 600 Tonnen |
5. |
Tanaka |
Tokio, Japan |
ca. 540 Tonnen |
6. |
PAMP |
Castel San Pietro, Schweiz |
über 450 Tonnen |
7. |
Heraeus |
Hanau, Deutschland |
400 - 500 Tonnen |
8. |
Argor Heraeus |
Mendrisio, Schweiz |
400 Tonnen |
9. |
Perth Mint |
Perth, Australien |
über 300 Tonnen |
10. |
Johnson Matthey* |
Brampton, Kanada |
ca. 300 Tonnen |
*Johnson Matthey Ltd. Johnson Matthey Gold and Silber Refining Inc. mit Firmensitz in Salt Lake City, USA, hat eine Kapazität von 250 Tonnen Gold.
Dubai Gold and Commodities Exchange - Spot on
Nicht nur bei der Raffinerie, sondern auch beim Goldhandel steht Dubai im Begriff, seine Position zu stärken. Bisher werden an der Dubai Gold and Commodities Exchange nur Gold-Futures, aber keine Spot-Kontrakte gehandelt.
Der Löwenanteil des Spot-Handels findet außerbörslich am London Bullion Market statt. Hier tauschen die von Zentralbanken und institutionellen Investoren bevorzugten London-Good-Delivery-Barren den Besitzer. Mit einem Gewicht von 400 oz oder 12,44 kg stellt bereits ein einzelner dieser Barren einen erheblichen Vermögenswert dar. Die Schmuckindustrie, Privatanleger sowie insgesamt die riesigen Goldmärkte Indien und China bevorzugen jedoch die handlicheren Kilobarren.
Die Dubai Gold and Commodities Exchange füllt nun die Lücke zwischen dem Londoner Spot-Markt mit seinen schwergewichtigen 400-oz-Barren und der östlichen Vorliebe für kleinere Barren mit einem Spot-Kontrakt für Kilobarren. Der Handel wird voraussichtlich im Juni 2014 beginnen. An den bereits existierenden Spot-Märkten Asiens in Shanghai und Mumbai werden zwar bereits 1-kg-Goldbarren gehandelt, allerdings sehen sich ausländische Marktteilnehmer dort häufig Restriktionen ausgesetzt.
Um London ernstlich Konkurrenz machen zu können, muss Dubai jedoch weitere Schritte unternehmen. Dazu gehört in erster Linie die Einbindung von Bullion-Banken wie der Deutsche Bank, ScotiaMocatta, HSBC oder JPMorgan Chase. Diese Banken spielen am Goldmarkt unter anderem die Rolle von Großhändlern.