Gold: 2.228,62 € 0,72 %
Silber: 26,66 € 0,83 %
Stand: 25.04.2023 von Jörg Bernhard
Das in vielen Industriebranchen benötigte Silber wird in der Finanzwelt häufig auch als „kleiner Bruder von Gold“ bezeichnet. In den vergangenen sechs Wochen entwickelte es sich allerdings deutlich besser als das gelbe Edelmetall.
Eindrucksvolle Aufholjagd bei Silber

Geschwisterpaar mit gewissen Eigenheiten

Dieses „familiäre Band“ wird vor allem auf zwei Umstände zurückgeführt. Zum einen kann man zwischen Silber und Gold eine stark positive Korrelation ausmachen.

Das heißt: Tendiert der Goldpreis bergauf (bergab), geht es normalerweise – zumindest bei langfristigem Betrachtungszeitraum – auch mit dem Silberpreis tendenziell bergauf (bergab).

Zum anderen genießen beide Edelmetalle seit Generationen den Ruf, sich als Krisenwährung zu eignen, wenngleich Silber aufgrund seines deutlich geringeren Preises häufig etwas despektierlich als „Gold des armen Mannes“ bezeichnet wird.

Es existieren bei Gold und Silber aber auch gewichtige Unterschiede, die Anleger bei ihren Anlageentscheidungen unbedingt berücksichtigen sollten.

  • Punkt 1: Goldmünzen bzw. -barren, die bestimmte Eigenschaftskriterien (sogenanntes Kapitalanlagegold) erfüllen, dürfen mehrwertsteuerfrei gehandelt werden.

    Bei Münzen und Barren aus Silber fällt hingegen seit Anfang dieses Jahres beim Kauf der volle Mehrwertsteuersatz in Höhe von 19 Prozent an. Dies verteuert den Silberkauf beträchtlich und erschwert das Erreichen der Gewinnzone, schließlich muss das überdurchschnittlich hohe Aufgeld auf den reinen Materialwert über einen Anstieg des Silberpreises wieder aufgeholt werden.

  • Punkt 2: Gemessen am Volumen und den Umsätzen gilt der globale Silbermarkt als relativ illiquide. Unter anderem deshalb fällt die Kursschwankungsintensität (Volatilität) von Silber deutlich höher als die des Goldpreises aus. Aktuell übertrifft zum Beispiel die historische 250-Tage-Volatilität von Silber (aktuell: 36,7 Prozent) ihr Pendant auf Gold (aktuell: 18,6 Prozent) fast um das Doppelte.

Gold-Silber-Ratio auf Talfahrt

Die jüngste Outperformance von Silber gegenüber Gold wird vor allem durch die Entwicklung des Gold/Silber-Ratio (siehe Chart) veranschaulicht. Diese Kennzahl zeigt nämlich an, wieviel Feinunzen Silber zum Kauf einer Unze Gold benötigt werden.

Seit dem 10. März war hier ein regelrechter Einbruch von über 91 auf unter 80 (-13,8 Prozent) registriert worden. Ein historisch niedriges Ratio lässt Silber (gegenüber Gold) relativ teuer erscheinen, während ein hohes Gold/Silber-Ratio auf eine relative Unterbewertung von Silber (gegenüber Gold) hindeutet.

Auf den ersten Blick mag dieses Niveau relativ niedrig erscheinen, schließlich hat sich im März 2020 aufgrund des Pandemieausbruchs deutlich besser entwickelt als Silber und dadurch beim Gold/Silber-Ratio zu einem Allzeithoch von über 125 geführt.

Wichtig zu wissen: Nicht nur der Silberpreis, sondern auch das Gold/Silber-Ratio unterliegt auf lange Sicht starken Schwankungen. So wurden zum Beispiel 1967, 1969 und 1980 sogar Werte unter 20 registriert.

Bei der Interpretation dieser Kennzahl sollten Anleger stets im Hinterkopf behalten, dass ein rückläufiges Gold/Silber-Ratio kein Garant für einen Kursgewinn darstellt, schließlich würde das Ratio auch sinken, wenn sich der Silberpreis innerhalb einer bestimmten Periode weniger stark reduzieren würde als Gold. In diesem Fall hätte der kleine Bruder Silber – trotz der erlittenen Verluste –besser performed als Gold.

Sollten beide Edelmetalle haussieren, würde ein rückläufiges Gold/Silber-Ratio zu einem Turbo-Effekt bei Silber führen.

Gold/Silber RatioQuelle: GOLD.DE Gold/Silber/Ratio

Ausblick für die laufende Woche

In der vergangenen Woche rutschte der Goldpreis wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 2.000 Dollar pro Feinunze. Dass danach kein nennenswerter Verkaufsdruck aufgekommen ist, zeugt von einem hohen Maß an relativer Stärke.

Angesichts der geopolitischen Risikolage (Ukraine, Taiwan, Nordkorea) sollte man sich darüber nicht allzu sehr wundern, schließlich befinden sich die globalen Finanzsysteme wegen deutlich gestiegener Zinsen und der weiterhin schwelenden Bankenkrise alles andere als in guter Verfassung.

In der zweiten Wochenhälfte dürften sich die Marktakteure für zahlreiche wichtige Stimmungsindikatoren aus Europa und den USA stark interessieren. In den USA stehen zum Beispiel der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter (Mittwoch) sowie das BIP-Wachstum (Donnerstag) auf der Agenda.

In Europa dürfte hingegen ein Index zum Geschäftsklima (Donnerstag) sowie aktuelle Inflationsraten (Freitag) für erhöhte Aufmerksamkeit. Laut einer von Trading Economics veröffentlichten Umfrage unter Analysten soll sich die deutsche Teuerungsrate im April gegenüber dem Vormonat von 7,4 auf 7,3 Prozent p.a. reduziert haben.

Diese anhaltend hohe Geldentwertung spricht daher – insbesondere unter langfristigen Aspekten – eindeutig für Gold.

Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist

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