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Stand: 01.08.2022 von Hannes Zipfel
Die Anzahl abwärts gerichteter Konjunkturindikatoren nimmt weiter zu. Auch zum Auftakt dieser Woche mehren sich die Anzeichen einer heraufziehenden Rezession. Das Highlight der Woche werden die „großen“ Arbeitsmarktdaten aus den Vereinigten Staaten, deren Bedeutung für die Geldpolitik der US-Notenbank sehr hoch ist.
Einzelhandelsumsatz, Einkaufsmanagerindizes & US-Arbeitsmarktdaten

Weitere wichtige Datentermine für Edelmetallanleger in der 31. Börsenwoche 2022:

  • Montag: Einzelhandelsumsätze Deutschland für Juli auf Jahresbasis (Jul.: -8,8 Prozent | Jun.: 1,1%)
  • Dienstag: JOLTS-Report zu den offenen Stellen in den USA für Juni in Mio. (e: 11,0 | Mai: 11,25)
  • Mittwoch: US-Rohöl-Lagerbestände in Mio. Barrel für die KW 30 (e: k. A. | KW 29: -4,523)
  • Donnerstag: Auftragseingang der Industrie Deutschland für Juni auf Monatsbasis (e: -0,7 % | Mai: 0,1 %)
  • Freitag: neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft in den USA (Nonfarm-Payrolls) für Juli (e: 268k | Juni: 372k), Terminmarktdaten (COT-Report) für Gold, Silber, Platin und Palladium (21:30 Uhr MESZ)

Einzelhandel in Deutschland mit Rekordeinbußen

Die heute Morgen vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten vorläufigen Daten zu den Umsätzen im Einzelhandel im Juni sind ein Schock: Im Vergleich zum Vorjahresmonat kollabierte der Umsatz um real 8,8 Prozent und damit so stark wie nie zuvor seit Beginn der Datenerhebung seit 1994 (28 Jahre).

Ohne den Handel mit PKWs fielen die Umsätze sogar um real 9,8 Prozent.

Die größten Rückgänge gab es mit -16,4 Prozent in der Kategorie Möbel, Haushaltsgeräte und Baumaterialien. Selbst bei den Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren schrumpfte der Absatz um real 7,6 Prozent.

Allein im Monatsvergleich zwischen Mai und Juni 2022 brach der Umsatz im Einzelhandel preis- und kalenderbereinigt (real) um 1,6 Prozent ein (Quelle: DeStatis).

Umsätzen im Einzelhandel Deutschland

Doch das dürfte erst der Auftakt einer ganzen Serie rückläufiger Umsatzmeldungen aus dem Einzelhandel sein: Für den Monat August vermeldete die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) mit -30,6 Punkten den niedrigsten Wert für das Verbrauchervertrauen in Deutschland seit 1991. Für den Juli 2022 lag dieser Wert noch bei -27,7 und für Juni bei -26,0 Punkten.

August gemeldete Zahlen von der Gesellschaft für Konsumforschung

Die einzige Umsatzsteigerung gab es im Juni im deutschen Einzelhandel an den Tankstellen mit der Einführung des Tankrabatts. Bei den Kraftstoffen stiegen die Verkäufe um real 6,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat an, lagen damit aber nach wie vor 8,0 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats Juni 2021.

Einkaufsmanager-Indizes zeigen Kontraktion

Bereits am Sonntagmorgen wurden die Einkaufsmanagerindizes für die Industrie in China veröffentlicht. Das Reich der Mitte ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und der größte Handelspartner Deutschlands und der EU.

Der Einkaufsmanagerindex (EMI) für das verarbeitende Gewerbe basiert auf der Befragung von Einkaufsleitern und Firmenchefs in China und gilt an den Finanzmärkten als einer der einflussreichsten Konjunkturindikatoren, da er die Wirtschaftsentwicklung zu einem frühen Zeitpunkt aus mehreren Winkeln abbilden. Der Index enthält Informationen zur Geschäfts-, Beschäftigungs-, Auftrags-, Lagerbestands- und Preisentwicklung im produzierenden Gewerbe.

Die Daten werden monatlich erhoben und vom National Bureau of Statistics (NBS) veröffentlicht.

Mit 49,0 Punkte im Juli nach 50,2 Punkten im Juni liegt der Index in China wieder unter der Expansionsschwelle von 50 Punkten.

Auch in Deutschland ist der Einkaufsmanagerindex für die Industrie gemäß der heute Morgen von Markit Economics veröffentlichten Daten im Juli 2022 erstmals seit der Corona-Krise (Juni 2020) unter die Expansionsschwelle von 50 gefallen:

Einkaufsmanagerindex (EMI) BRD für das verarbeitende Gewerbe

Indexwerte über 50 signalisieren einen positiven Geschäftsausblick. Werte über 50 werden erreicht, wenn sich die Mehrheit der Befragten zuversichtlich äußert. Bei einem Fall unter 50 Indexpunkte ist hingegen mit einer negativen Geschäftsentwicklung zu rechnen, da die Anzahl der Pessimisten auf Unternehmensebene überwiegt.

Das Highlight der Woche: die US-Arbeitsmarktdaten

Für den Juli 2022 wird in den USA mit 268.000 neu besetzten Arbeitsplätzen außerhalb der Landwirtschaft (Nonfarm-Payrolls) gerechnet. Im Juni waren es noch 372.000, im Mai 390.000 und im April 428.000. Die Zahlen werden am Freitag um 14:30 Uhr MESZ veröffentlicht.

Neben den neu besetzten Stellen ist für die US-Notenbank Fed, deren duales Mandat sowohl Vollbeschäftigung als auch Preis-Stabilität umfasst, die Steigerung der Stundenlöhne von hoher Relevanz. Diese soll laut den Konsensprognosen weiter von 5,1 Prozent im Juni auf 4,9 Prozent im Juli gegenüber dem Vorjahr abflauen, bei einer aktuellen US-Verbraucherpreisinflation von 9,1 Prozent.

Dies entspräche einer Reallohnminderung von 4,2 Prozent auf Jahresbasis. Das könnte auch ein Grund dafür sein, warum viele offene Stellen in den USA aktuell nicht besetzt werden. Die Kombination aus sinkenden Neueinstellungen und einer rekordhohen Anzahl offener Stellen deutet darauf hin, dass entweder die Unternehmen keine passenden Arbeitskräfte finden oder die Jobs für potenzielle Arbeitnehmer nicht attraktiv genug sind.

Bereits am Mittwoch um 16:00 Uhr MESZ publiziert das U.S. Bureau of Labor Statistics die Zahl der offenen Stellen für den Monat Juni. Dieser Wert sinkt zwar kontinuierlich von 11,266 Millionen im Mai auf nun erwartete 11,0 Millionen. Gleichwohl befindet sich die Anzahl der zur Verfügung stehenden Arbeitsplätze nach wie vor nahe dem Rekordhoch vom März 2022 mit 11,86 Millionen offenen Stellen.

Stellenangebote in den USA

Nachdem sich die US-Wirtschaft per Definition nach zwei Quartalen in Folge mit einem schrumpfenden Bruttoinlandsprodukt (BIP) bereits in einer „technischen“ Rezession befindet, würde eine weitere Abschwächung der Dynamik am Arbeitsmarkt die US-Notenbank (Fed) zu einem schneller als von vielen Marktteilnehmern erwarteten Abschluss ihres geldpolitischen Straffungskurses mit steigenden Zinsen und der Reduzierung ihrer Bilanz bewegen.

Für die Entwicklung der monetären Edelmetalle Gold und Silber wäre es positiv, wenn die Fed aus konjunkturellen Gründen gezwungen wäre, wieder eine expansive Geldpolitik mit sinkenden Zinsen und einer Ausweitung der Notenbankbilanz zu betreiben.

Weitere wichtige Daten-Termine inklusive Prognosen und historischen Zeitreihen finden Sie hier.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von Sperber | 02.08.2022, 18:57 Uhr Antworten

Hallo Herr Zipfel,

Danke, für die wie immer absolut treffende Darstellung zur "Lage der Nation".

Anders herum hätte ich nie gedacht, dass ich es jemals erlebe, dass der Handel auch einmal "wirklich begründet" jammern könnte über seine einbrechende Umsätze.

In den letzten Jahrzehnten und auch bei Corona, war es und ist es hingegen doch immer so gewesen, dass 100% (!) Umsatz- Gewinn zum Vorjahr (!) diesen nie zufrieden stellen konnten und - man Staune - sogar regelmäßig Grund zur öffentlichen Beschwerde gegenüber Konsumenten war, welche noch medial aufbereitet wurde. Ich habe mich dabei all die Jahre immer wieder gefragt wo das Unternehmertum beginnt und in welchem Stadium es dann irgendwann in einem monitär zerfressenen Unterlassertum endet?! Seit Anfang der 2000er Jahre mit Einführung des Euro bis zum großen C wurden Einzelhandelspreise künstlich nach oben getrieben. Monopolstellung oder auch nicht - im Netz bedurfte es spätestens seit dem Internet keiner Preisabsprache mehr um gemeinsam und jeder für sich alleine, allgegenwärtig an der selben Preisschraube zu drehen. Der Markt wurde aufgeteilt zu gleichen Teilen egal wie groß er war. Der Kostet- Pfeil stand dabei immer nach oben - nie nach Unten! Niemand hat sich über explosionsartige Preis-Zuwächse geärgert ausgenommen vielleicht die dort vertretenen Waren Anbieter, welche sich am Jahresende darüber ärgerten astelle der 100% Gewinncharge nicht 150 oder 200% eingefahren zu haben.

Nicht nur im Immobilien Sektor kann man von einer mittlerweile künstlichen Preisblase sprechen sondern auch von einer Produkt- Preisblase im Einzelhandel, welche sich seit geraumer Zeit proportional zur Inflation zunehmend aufbläht.

Zum Anderen hat sich das Verhältnis Ware zu Qualität dadurch im Laufe der Zeit extrem zu ungunsten der Qualität hin zu einer höheren Progression entwickelt. Preise stiegen in unaufhörlicher Abfolge nicht selten in zweistelliger Prozenthöhe - und das, von einem Jahr zum nächsten, manchmal gar innerhalb eines Quartal- Jahres.

Üble Methoden gibt es zuhauf. Jeder kennt noch die chronische Knappheit von "bestimmten begehrten Produkten". In D gab es während Corona kein SB Öel mehr - in Bulgarien dagegen hätte man in jedem Supermarkt 10 mal darin schwimmen können soviel gab es! Genau das selbe mit Weizen Mehl, es git viele Beispiele. Heute kostet nun der Liter Öl im Schnitt 1,90- 3,99 Euro... wirklich? Erstaunlich auch, dass man in vielen Läden nur noch 0,5 Liter Flaschen bekommt. Hier stimmt etwas gewaltig nicht mit dem Preis und der Nachfrage

Wer hier die Verlierer waren kann sich jeder denken.

Ich finde es gut, dass der Verbraucher derzeit wieder mehr einfluss auf Preistreiberei nehmen und auch ausüben können - trotz einer Inflation, die vielleicht sogar nur am Rande wirklich eine ist! Ich hoffe und wünsche mir, dass der Käufer, egal von was auch immer, sich wieder seiner Rolle bewusst und auch Gebrauch machen wird und... sich an all jene erinnert, welche zurückliegend oder aktuell ihre Preisspielchen, oder anderes, mit Ihm getrieben haben.

Man muss nicht alles mitmachen nur weil manche das Meinen oder Glauben.

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