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Stand: 25.02.2025 von Jörg Bernhard
Am vergangenen Donnerstag meldete die EZB einen milliardenschweren Verlust von 7,944 Mrd. Euro. Dieser Fehlbetrag wird in der Bilanz der Europäischen Zentralbank verbleiben und soll mit künftigen Überschüssen verrechnet werden.
EZB meldet Fehlbetrag von fast acht Milliarden Euro

Keine Ausschüttung an nationale Notenbanken

Wegen dieses Fehlbetrags werden die nationalen Zentralbanken des Euroraums für das Jahr 2024 erneut keine Gewinnausschüttung erhalten.

Zur Erinnerung: In der Zeit von 2005 bis 2021 beliefen sich die Ausschüttungen der EZB auf mehr als 17 Mrd. Euro. Der Rutsch in die Verlustzone ist vor allem auf den Wechsel in der Geldpolitik zurückzuführen. Im Juli 2022 erfolgte nämlich die erste Zinserhöhung.

Insgesamt kletterten die Leitzinsen danach in der Spitze um 450 Basispunkte, bevor sich die Notenbanker im Juni 2024 – schneller als erwartet – wieder für einen Wechsel vom restriktiven in den expansiven Modus entschieden haben.

Die in den Jahren 2022 und 2023 erfolgten massiven Anhebungen der EZB-Leitzinsen haben zwar zu einem Rückgang der hohen Inflation geführt, zugleich aber auch einen markanten Anstieg der Zinsaufwendungen für diese Verbindlichkeiten verursacht.

Da die Zinserträge aus den Vermögenswerten der EZB, insbesondere aus den im Rahmen des Asset Purchase Programme (APP) - Ankauf von Vermögenswerten - und des Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) - Pandemie-Notfallankaufprogramms - erworbenen Wertpapieren, diese Aufwendungen nicht ausgleichen konnten, wurde im zweiten Jahr in Folge ein Verlust in Milliardenhöhe ausgewiesen.

Die EZB hält in den kommenden Jahren sogar weitere Verluste für möglich. Diese dürften aber geringer ausfallen als in den Jahren 2023 und 2024. In der Pressemeldung wurde darauf hingewiesen, dass man ungeachtet jeglicher Verluste wirksam handeln und das vorrangige Mandat – die Gewährleistung von Preisstabilität – erfüllen könne.

Zugleich wurde auf die Finanzkraft hingewiesen, die sich Ende 2024 auf 59 Mrd. Euro belief und somit um 13 Mrd. Euro höher ausfiel als im Jahr zuvor.

Nettogewinne bzw. -verluste der EZB
für den Zeitraum 2008 bis 2024

Nettogewinne und -verluste der EZB von 2008 bis 2024Quelle: Statista

Lieber Gold statt Euro?

Die Bilanz der EZB (siehe Balkengrafik) sieht derzeit alles andere als vielversprechend aus. Bei Fiat-Währungen wie dem Euro spielt das Vertrauen in die Wirtschaftskraft der jeweiligen Region sowie die allgemein- wie geopolitischen Verhältnissen traditionell eine wichtige Rolle.

Last, but not least sollte man aufgrund wachsender Schuldenberge auch die haushaltspolitische Lage bei der Bewertung von Währungen nicht außer Acht lassen. All diese Aspekte lassen den Euro derzeit nicht sonderlich gesund aussehen.

Von der Aussicht auf weiterhin sinkende Leitzinsen und einem möglicherweise bevorstehenden Inflationsschub könnte der altbewährte Krisen- und Inflationsschutz Gold auch in Zukunft profitieren.

Mit dem deutlichen Überwinden der Marke von 2.900 Dollar kommt vor allem eines zum Ausdruck – das gestiegene Sicherheitsbedürfnis der Anleger.

Ein Anstieg auf 3.000 Dollar wird somit immer wahrscheinlicher.

So haben z.B. die Analysten von Goldman Sachs ihre Prognose für den Goldpreis (Ende 2025) von 2.890 auf 3.100 Dollar pro Feinunze angehoben, wobei anhaltende politische Unsicherheiten den Preis sogar auf 3.300 Dollar treiben könnten.

Ausblick für die laufende Woche

Obwohl sich der Goldpreis seit dem Jahreswechsel bereits um über 300 Dollar verteuert hat, scheint er sich in unmittelbarer Nähe zu seinem im Februar erzielten Rekordhoch ausgesprochen wohlzufühlen. Sowohl Putin als auch Trump dürften hier zweifellos eine wichtige Rolle spielen.

Neben geopolitischen Unsicherheiten fungieren aber auch Zölle, Inflation und Schuldenberge als gewichtige weitere Argumente, Geld in Gold zu tauschen. Wer auf lange Sicht Kaufkraft erhalten möchte, kommt an dieser Anlageklasse nicht vorbei.

Auf kurze Sicht dürften sich die Akteure an den Goldmärkten im weiteren Wochenverlauf in erster Linie für diverse US-Konjunkturindikatoren wie den Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter, aktuelle Zahlen zum BIP-Wachstum in Q2 sowie die wöchentlichen Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe (alle am Donnerstag) stark interessieren.

Am Freitag folgen dann noch aktuelle Zahlen zur US-Inflation im Januar. Diese soll sich laut Analystenschätzungen (Quelle: TradingEconomics) von 2,6 auf 2,5 Prozent p.a. verlangsamt haben, wobei für die Kernrate ein Rückgang von 2,8 auf 2,6 Prozent prognostiziert wird.

Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
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von JimPanse | 27.02.2025, 12:15 Uhr Antworten

Ist das so wie es sich anhört? "Wir haben Geld komischerweise verschlampt und ihr schuldet uns nun das Geld das sowieso Geld der Bevölkerung war"?? Läuft das so? Was soll das überhaupt heißen "mit künftigen Überschüssen verrechnet werden" das hört sich ja fasst schon so an wie Girlmath... die Zukünftigen Überschüsse (falls es soetwas in unseren maroden Wirtschaften noch mal geben sollte) würden sich drauf addieren und müssten nicht ständig Löcher stopfen, dann hätten wir mal Geld über...oder: Das Geld ist nicht weg sondern wurde nur vorzeitig ausgegeben?? Das ist ja trotzdem in einem nicht nachverfolgbaren Loch verschwunden... Also ich checks nicht, klärt mich auf.

von Grenzstein | 25.02.2025, 21:45 Uhr Antworten

"Preisstabilität" ist genauso scheinheilig wie "Aufkommensneutralität".
Leider führen eben doch zu viele Wege an Gold vorbei, darum kann man uns immer leichter destabilisieren.

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