Gold: 1.987,00 € -0,05 %
Silber: 23,10 € 0,30 %
Stand: 10.01.2022 von Hannes Zipfel
Gleich zwei für die Entwicklung der Edelmetalle bedeutende Termine stehen in dieser Woche auf der Agenda. Der Chef der US-Notenbank, Jerome Powell bezieht am Dienstag vor dem US-Senat Stellung zur komplizierten geldpolitischen Lage und bereits am Mittwoch könnte die Inflationsrate in den USA das erste Mal seit knapp 40 Jahren über die Marke von sieben Prozent springen.
Fed und Inflation: Mr. Powell und die verflixte 7

Auch die folgenden Termine haben das Potenzial, die Kurse für Gold und Silber deutlich zu bewegen:

  • Montag: Start der Berichtssaison (u. a.: Osisko Mining, JPMorgan, Blackrock)
  • Dienstag: Fed-Chef Powell und EZB-Präsidentin Lagarde nehmen Stellung zur Rekordinflation
  • Mittwoch: Verbraucherpreisinflation USA Dezember (e: 7,0 % | Nov.: 6,8 %)
  • Donnerstag: Monatsbericht der Europäischen Zentralbank zur Inflation und zur Konjunktur der Euro-Zone
  • Freitag: US-Einzelhandel im Dezember (Weihnachtsgeschäft), BIP-Deutschland 2022

(Weitere wichtige Termine siehe Tabelle unten)

Der Tag der Wahrheit

Am morgigen Dienstag müssen gleich zwei hochrangige Geldpolitiker begründen, warum sie immer noch "digital" Geld drucken und bislang keine einzige Zinserhöhung von der Nulllinie aus vorgenommen haben, während in den USA die Inflationsrate mit 5,0 Prozent (VPI) auf dem höchsten Stand seit 40 Jahren und in der Euro-Zone auf dem höchsten Stand seit Einführung der Gemeinschaftswährung im Jahr 1999 liegt?

Fast jeder, der sich mit der Materie beschäftigt kennt die Antwort auf diese Frage. Von den verantwortlichen Notenbankern darf sie aber nicht gegeben werden: „It´s the Debt, Stupid“! (Es sind die Schulden – so einfach). Da bleibt kaum Spielraum für Inflationsbekämpfung durch Zinsanhebungen durch die Geldpolitiker.

Schulden hoch - Zinsen runter

Zuerst muss morgen Vormittag die Präsidentin der Europäischen Zentralbank erklären, warum die EZB bei einer Inflationsrate von 5 Prozent pro Jahr weiterhin in zweistelliger Milliardenhöhe pro Monat Geld druckt und den Hauptrefinanzierungssatz bei null belässt. Zumal sie selbst die Inflation mittlerweile als nachhaltig einstuft.

Ein paar Stunden später, um 16:00 Uhr MEZ sieht sich der Präsident der US-Notenbank Fed einer nicht viel weniger schwierigen Aufgabe gegenüber. Er muss den Mitgliedern des US-Senats die gleichen unangenehmen Fragen beantworten. Man darf auf die mittlerweile zur Kunstform erhobene Verbalakrobatik gespannt sein, deren einziges Ziel es ist, um den heißen Brei herumzureden. Denn Aktivitäten jeder Art, vor allem Zinserhöhungen, könnten das Finanzsystem mit all seinen Spekulationsblasen destabilisieren.

In den USA lagen die Verbraucherpreise zuletzt im November 2021 bei 6,8 Prozent über dem Vorjahresniveau. Am kommenden Mittwoch sollen die amtlichen Inflationszahlen dann auf über 7,0 Prozent (CPI) ansteigen – so hoch wie seit Februar 1982 nicht mehr.

Man darf gespannt sein, wie lange sich die Märkte das Narrativ von der kurz bevorstehenden "Normalisierung“ der Geldpolitik noch glaubhaft vermitteln lassen. Im Februar des Jahres 1982 lag der Leitzins der Fed übrigens bei 15,54 Prozent p. a. Damals bekämpfte der deutschstämmige Paul Volcker als Fed-Chef erfolgreich die Inflation. Allerdings lag die US-Gesamtverschuldung (öffentlich und privat) bei "nur" 5,5 Billionen US-Dollar. Heute sind es knapp sechzehnmal so viel. Das Bruttoinlandsprodukt hat sich in der gleichen Zeit lediglich knapp verfünffacht.

Inflation, Inflation

Im November zeigte auch das Preisbarometer für die Verarbeitende Industrie in China steil nach oben: Um fast 13 Prozent erhöhten sich die Input-Kosten für die Unternehmen. Am Mittwoch werden neue Zahlen erwartet, die kaum niedriger ausfallen dürften, zumal das Reich der Mitte genau zum ungünstigsten Zeitpunkt, dem Beginn der Olympischen Winterspiele, von der Omikron-Welle voll erfasst wird. Da die Machthaber in Peking nach wie vor eine harte Linie gegen die Ausbreitung des Corona-Virus fahren, ist mit weiteren Störungen bei den Lieferketten sowie Rohstoff- und Materialmangel zu rechnen. Preisanstiege wären die erneute logische Folge.

Am Freitag wird es dann durch die US-Einzelhandelsumsätze erste Hinweise darauf geben, wie deutlich die gestiegenen Kosten an der Ladenkasse und die sukzessive wegfallenden staatlichen Stützungsgelder die Konsumlaune der US-Amerikaner eintrüben. Der Konsum ist in den USA immerhin noch für knapp 16 Prozent des Bruttoinlnadsprodukts verantwortlich.

Die weiteren kursrelevanten Termine für die KW 2 für Gold, Silber & Co. können Sie der folgenden Übersichtstabelle entnehmen.

Wochentag Zeit (MEZ) Datenart Prognose Vorherig
Montag 8:00 Uhr TRY: Arbeitslosenquote Türkei November 12,8 % 11,2 %
Montag 9:55 Uhr DE: Einkaufsmanager-Index Verarbeitendes Gewerbe 57,4 57,9
Dienstag 11:20 Uhr EU: EZB-Präsidentin nimmt Stellung zur europäischen Geldpolitik und der Rekordinflation - -
Dienstag 16:00 Uhr USA: Stellungnahme des US-Notenbankchefs Jerome Powell vor dem US-Senat - -
Mittwoch 2:30 Uhr CNY: Verbraucherpreise China (Dez. | Jahr) 1,8 % 2,3 %
Mittwoch 2:30 Uhr CNY: Erzeugerpreise (EPI) (Dez. | Jahr) 11,1 % 12,9 %
Mittwoch 11:00 Uhr DE: Großhandelspreisindex (Dez. | Jahr) - 16,6 %
Mittwoch 16:30 Uhr USA: Rohöllagerbestände in Mio. Barrel - -2,144
Donnerstag 14:30 Uhr USA: Erstanträge US-Arbeitslosenhilfe (KW 1) 200k 207k
Freitag 10:00 Uhr DE: Bruttoinlandsprodukt 2022 +2,7 % -5 %
Freitag 14:30 Uhr USA: Einzelhandelsumsätze (Dez. | Jahr) - 18,2 %
Freitag 14:30 Uhr USA: Einzelhandelsumsätze (Dez. | Monat) - 0,2 %

Datenquelle: Thomson Reuters, Investing.com

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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