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Stand: 25.07.2022 von Hannes Zipfel
Die US-Notenbank legt weiterhin ein hohes Tempo bei der Straffung ihrer Geldpolitik vor. Bereits das vierte Mal in diesem Jahr wird sie am Mittwoch den Leitzins um wahrscheinlich 0,75 Prozentpunkte anheben. Doch die Nebenwirkungen werden immer deutlicher spürbar und zum unkalkulierbaren Risiko für Konjunktur und Märkte.
Fed-Zinsanhebung, ifo-Geschäftsklima, BIP Deutschland

Weitere wichtige Datentermine für Edelmetallanleger in der 30. Börsenwoche 2022:

  • Montag: ifo-Geschäftsklima-Index Deutschland Juli (akt.: 88,6 | Juni: 92,2)
  • Dienstag: Verbrauchervertrauen (CB) USA für Juli (e: 97,3 | Jun.: 98,7)
  • Mittwoch: FOMC mit Zinsanhebung der US-Notenbank Fed (e: +0,75 %| Mai: +75 %)
  • Donnerstag: Verbraucherpreise Deutschland (HVPI | Jahr) für Juli (e: +8,1 % | Juni: +8,2 %)
  • Freitag: Bruttoinlandsprodukt Deutschland für das 2. Quartal 2022 (e: +1,8 % | Q1: +4,0 %)

Ifo-Index deutlich im Abschwung-Modus

Zum Wochenauftakt wurde bereits der wichtigste Frühindikator für die deutsche Konjunktur veröffentlicht. Die Stimmung in der Wirtschaft hat sich hierzulande zuletzt spürbar abgekühlt. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im Juli auf 88,6 Punkte gefallen, nach 92,2 Punkten im Juni. Das ist der niedrigste Wert seit Juni 2020.

Vor allem die Erwartungskomponente (blaue Linie) ist von 95,7 Punkten zu Beginn des Jahres auf aktuell 80,3 Punkte besonders stark eingebrochen und weist für die Entwicklung im zweiten Halbjahr auf eine anhaltende Abkühlung hin.

IFO - Deutschland

Die ca. 9.000 befragten Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Dienstleistungen, Groß- und Einzelhandel sowie Bauhauptgewerbe erwarten in den kommenden Monaten vor allem wegen gestiegener Energiepreise und der drohenden Gasknappheit erheblich schlechtere Geschäfte. Das ifo Institut kommt auf Basis der jüngsten Umfragewerte zu folgender Konklusion:

„Deutschland steht an der Schwelle zur Rezession.“

Für den kommenden Freitag um 10:00 Uhr stehen die Daten für die Veränderung des Bruttoinlandsprodukts Deutschlands im zweiten Quartal auf der Agenda. Nach einem Plus von 4,0 Prozent im Auftaktquartal 2022 soll sich das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal auf 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal abgekühlt haben.

Infobox Belastungsfaktoren für die deutsche Volkswirtschaft:

  1. Inflation
  2. Energiekrise
  3. Verteuerung von Finanzierungen
  4. Corona-Folgen (Lieferengpässe etc.)
  5. Teilweise Rückabwicklung der Globalisierung
  6. Ukraine-Krieg mit unkalkulierbaren Folgen durch Wirtschaftssanktionen
  7. Steigendes Risiko von Sanktionen gegen China wegen der Taiwan-Frage

Dreiviertel oder ein Ganzer?

Erst vor sechs Wochen hatte die US-Notenbank (Fed) auf ihrer Juni-Sitzung den Leitzins (Federal Funds Rate) so stark angehoben wie seit dem Jahr 1994 nicht mehr. Die Geldpolitiker in Washington, D.C. beschlossen am 15. Juni eine Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte auf eine Spanne von 1,50 bis 1,75 Prozent bzw. einen effektiven Leitzins von aktuell 1,58 Prozent p. a. (Quelle: Fed of New York).

Im Juni dieses Jahres verteuerten sich die Preise für US-Konsumenten auf Jahresbasis um 9,1 Prozent und auf Monatsbasis um 1,3 Prozent. Die für viele Amerikaner schmerzhafte Inflation auf 40-Jahres-Hoch setzt die Fed unter massiven politischen Druck, sowohl aus dem Kapitol als auch aus dem Weißen Haus.

Die Erwartungen der Marktteilnehmer liegen daher aktuell mit einer Wahrscheinlichkeit von 77,5 Prozent bei einem weiteren „großen“ Zinsschritt um 75 Basispunkte bzw. 0,75 Prozentpunkte auf eine Spanne von dann 2,25-2,50 Prozent bzw. 225-250 Prozent-Basispunkte (Quelle: CME Group):

Die Erwartungen der Marktteilnehmer liegen daher aktuell mit einer Wahrscheinlichkeit von 77,5, FED Erhöhung

Gleichzeitig verdüstern sich jedoch auch in den USA die Konjunkturaussichten: Das Prognose-Modell der Federal Reserve Bank of Atlanta (Atlanta Fed) zeigt auch für das zweite Quartal 2022 ein Negativwachstum, aktuell in Höhe von -1,6 Prozent an (annualisiert).

Damit würden sich die USA per Definition bereits jetzt in einer technischen Rezession befinden.

Das Prognose-Modell der Federal Reserve Bank of Atlanta (Atlanta Fed) zeigt auch für das zweite Quartal 2022 ein Negativwachstum(Quelle: GDPNow, Atlanta Fed)

Spannend wird daher für die Marktteilnehmer, ob die US-Notenbank in ihrem Statement zur geldpolitischen Entscheidung auf diese Entwicklung Rücksicht nimmt oder weitere Zinsschritte ankündigt.

Sollte die jetzt anstehende Zinsanhebung zudem größer ausfallen, als von den Anlegern erwartet (+1,0 Prozentpunkte) und gleichzeitig ein weiterer Zinsschritt von 0,5 Prozentpunkten für den 21. September angekündigt werden, dann stehen den Finanzmärkten in den nächsten Wochen turbulente Zeiten ins Haus.

Schon jetzt zeigen sich erste Risse im Finanzsystem, sichtbar an der Teil-Invertierung der Zinsstrukturkurve im Juli dieses Jahres, bei der die Renditen für 12-monatige US-Staatsanleihen (Treasury-Bills) bereits über denen der 10-jährigen Staatsanleihen (Treasury-Notes) liegen.

Eine solche Inversion war in der Vergangenheit ein starkes Warnsignal für Rezessionen und Verwerfungen an den Finanzmärkten.

Normalerweise verlangen die Gläubiger für länger laufende Schuldscheine aufgrund des Laufzeitrisikos höher Renditen, es sei denn, sie erwarten, dass die Notenbank gezwungen wird, die Zinsen in einem absehbaren Zeitraum schnell wieder zu senken.

Dies kann entweder im Zuge eines Finanzmark-Crashs oder eines Konjunkturabsturzes bzw. der Kombination aus beidem jederzeit auch außerhalb des regulären Sitzungsturnus der Fed geschehen.

US-Zinsstrukturkurve

Auf jeden Fall lohnt es sich, das Statement zur Offenmarktausschusssitzung (FOMC) der Fed aufmerksam auf Hinweise bezüglich der weiteren Vorgehensweise in Sachen Zinspolitik zu prüfen.

In Bezug auf die monetären und zinslosen Edelmetalle Gold und Silber entscheidet momentan die Geldpolitik, speziell die der US-Notenbank, stark über den weiteren Preistrend.

Weitere wichtige Daten-Termine inklusive Prognosen und historischen Zeitreihen finden Sie hier.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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