Gold: 2.620,93 € 0,90 %
Silber: 29,80 € 2,72 %
Stand: 02.12.2024 von Hannes Zipfel
Erstmals seit über sechs Jahrzehnten droht eine französische Regierung an einem Misstrauensvotum zu scheitern – und das zur Unzeit. Die Staatsfinanzen der Grande Nation steuern auf eine Krise zu. Der Kapitalmarkt sendet klare Warnsignale. Ab Mittwoch wird es richtig spannend.
Frankreich-Krise & US-Arbeitsmarktdaten

Ab Dienstag stehen auch die US-Arbeitsmarktzahlen im Fokus der Märkte (offene Stellen; „JOLTs“). Am Mittwoch folgen die ADP-Job-Daten des privaten Sektors für November. Am Donnerstag dann die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe (hier sind v. a. die Zahlen zur US-Langzeitarbeitslosigkeit interessant) und schließlich am Freitag die "großen" US-Arbeitsmarktdaten für den November (Nonfarm-Payrolls; NFPs).

All diese Daten bieten eine konjunkturelle Orientierung, wenn auch mit Zeitverzögerung und statistisch nicht optimal berechnet (Erhebungsmethodik, Seasonal Adjustments, Birth-Death Model, extreme Revisionsanfälligkeit, politische Einflussnahme etc.).

Darüber hinaus werden in dieser Woche diverse Einkaufsmanager-Indizes aus Deutschland, dem Euroraum, China sowie den USA veröffentlicht.

Ausgesuchte kursrelevante Termine für Gold, Silber & Co. in der 49. Börsenwoche 2024:

  • Montag: HSBC-Einkaufsmanager-Index Industrie für China im (2:45 Uhr MEZ | akt.: 51,5 | Okt.: 50,3), Einkaufsmanager-Index Industrie für Deutschland im November (9:55 Uhr | akt.: 43,0 | Okt.: 43,0), EZB-Präsidentin Christin Lagarde äußert sich zur Inflation, der Konjunktur sowie zur Geldpolitik im Euroraum (11:00 Uhr), Einkaufsmanager-Index Industrie (EMI) für die US im November (15:45 Uhr MEZ | e: 48,8 Okt.: 48,5), Terminmarktdaten der US-Aufsichtsbehörde CFTC (COT-Report) für Gold, Silber & Co. (21:30 Uhr MESZ).
  • Dienstag: Offene Stellen am US-Arbeitsmarkt im Oktober in Millionen (16:00 Uhr MEZ | e: 7,49 | Sept.: 7,44).
  • Mittwoch: Caixin-Einkaufsmanager-Index Industrie für China im November (2:45 Uhr MEZ | e: 52,5 | Okt.: 52,09, Einkaufsmanager-Index-Index Dienstleistungen für Deutschland im November (9:55 Uhr | e: 49,4 | 51,6), Einkaufsmanager-Gesamtindex-Index für die Euro-Zone im November (10:00 Uhr | e: 48,1 | Okt.: 50,0), US-Beschäftigung im Privatsektor (ADP) im November (14:15 Uhr MEZ | e: 166k | 233k).
  • Donnerstag: US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe für die KW 48 (14:30 Uhr MEZ | e: 215k | KW 47: 213k), US-Handelsbilanz im Oktober in Milliarden US-Dollar (14:30 Uhr MEZ | e: -75,7 | Sept.: -84,4).
  • Freitag: USA - Feiertag (Erntedankfest – vorzeitige Börsenschließung um 19:00 Uhr MEZ), Veränderung der US-Arbeitslosenzahlen außerhalb der Landwirtschaft (Nonfarm-Payrolls) im November (14:30 Uhr MEZ | e: 202k | Okt.: 12k), Terminmarktdaten der US-Aufsichtsbehörde CFTC (COT-Report) für Gold, Silber & Co. (21:30 Uhr MESZ).

Details zu den Daten, Prognosen sowie historische Zeitreihen finden Sie hier.

Frankreich-Krise treibt Goldpreis in Euro nach oben

Im Zuge der politischen Turbulenzen in Frankreich, Europas zweitgrößter Volkswirtschaft mit hohen Schulden und Haushalts-Defiziten, kann der Goldpreis aktuell die 2.500-Euro-Marke pro Feinunze (31,1g) erneut überwinden und notiert nach wie vor nahe seiner Allzeithöchststände:

Goldpreis in Euro pro Unze 02.12.2024

Aktuell kostet eine Unze des gelben Edelmetalls am Spot-Markt ca. 2.509 Euro und notiert somit nur knapp 4 Prozent von seinem Allzeithoch vom 22. November 2024 entfernt.

Goldpreis in US-Dollar vom drohenden Handelskrieg noch unbeeindruckt

In den USA droht der designierte US-Präsident Donald J. Trump derweil mit neuen Zöllen gegen alle "BRICS+"-Staaten, die ihren Außenhandel nicht in US-Dollar abwickeln und sich von der Weltleitwährung abwenden wollen oder gar eine Alternative zum Dollar für den bilateralen Handel anstreben.

Saudi-Arabien und China, die beide zu dieser Gruppe gehören, haben erst kürzlich einen bilateralen Handelsvertrag abgeschlossen, der die Lieferung von Erdöl gegen Yuan vorsieht.

Die "BRICS+"-Staaten sind bereits zu einem ökonomischen Schwergewicht herangewachsen und stellen gemäß Kaufkraftparität mittlerweile mehr als 40 Prozent der Weltwirtschaftsleistung.

Damit erreicht der Handelskrieg eine völlig neue Dimension.

Zuvor hatte Trump Kanada, Mexiko und China mit Zöllen von bis zu 25 Prozent gedroht.

Noch zeigt sich der Goldpreis in US-Dollar von dem heraufziehenden globalen Handelskrieg aufgrund der Dollar-Stärke unbeeindruckt.

Dennoch setzt sich die Gold-Hausse auch in der Weltleitwährung fort, regelmäßig unterbrochen durch Konsolidierungsphasen, so wie aktuell:

Goldpreis in US-Dollar 02.12.2024

Für eine Unze Gold müssen am Spot-Markt ca. 2.642 US-Dollar pro Feinunze bezahlt werden. Das heißt, dass sich die Notierungen noch knapp über dem seit Mitte Februar 2024 gebildeten Aufwärtstrend halten. Die charttechnisch relevante 50-Tage gleitende Durchschnittslinie (in Lila) liegt knapp darüber.

US-Arbeitsmarkt mit Schwächezeichen

Trotz der Beteuerungen durch Vertreter der US-Notenbank und der Biden-Regierung signalisiert der US-Arbeitsmarkt keine besonders robuste US-Konjunktur, die wiederum stark vom Konsum abhängig ist:

NFPS USA Abwärtstrend November 2024

Die jüngsten Daten zum Verbrauchervertrauen spiegeln die Zukunftssorgen vieler Amerikaner wider, die in Anbetracht der Rekordverschuldung auch der privaten Haushalte zunehmend unter den gestiegenen Kreditzinsen leiden.

Der neu gewählte Präsident startet ergo in eine konjunkturelle Abkühlung hinein seine Legislaturperiode – eine echte Herausforderung.

Zumal auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen klar im Aufwärtstrend begriffen ist:

Folgeanträge US-Arbeitslosenhilfe

Frankreich vor der Zerreißprobe

In der zweitgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone mit der höchsten Gesamtverschuldung in Relation zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) und einem Staatsdefizit weit über den EU-Stabilitätskriterien bahnt sich zur Mitte dieser Woche ein politisches Erdbeben an, das auch die Finanzmärkte ordentlich durchrütteln könnte.

Am kommenden Mittwoch wird das französische Parlament über einen Misstrauensantrag abstimmen. Grund ist ein Konflikt um den Haushaltsplan, der von der Regierung unter Premierminister Michel Barnier eingebracht wurde.

Vor allem die linken Parteien sowie das rechtsnationale Rassemblement National kritisieren die vorgeschlagenen Einsparungen und fordern einen Kurswechsel.

Die Chefin des Rassemblement National, Marine Le Pen, hat Barnier dazu ein Ultimatum gestellt, das an diesem Montag ausläuft.

Ein erfolgreiches Misstrauensvotum könnte die Regierung zu Fall bringen. Noch ist aufgrund der aktuellen Mehrheitsverhältnisse im Parlament unklar, ob genügend Abgeordnete den Antrag unterstützen werden​.

Die Parlamentssitzung zum Misstrauensantrag gegen den Premierminister Michel Barnier wird voraussichtlich am Mittwoch, den 4. Dezember 2024 stattfinden. Die genaue Uhrzeit für den Beginn der Debatte wurde in den öffentlich zugänglichen Medien noch nicht angegeben.

In der Regel beginnen Sitzungen der französischen Nationalversammlung gegen 15:00 Uhr Ortszeit (Paris), dies könnte auch für diese Sitzung zutreffen.

Die Risikoaufschläge an den Kapitalmärkten haben bereits reagiert und die Kapitalmarktrenditen Frankreichs sich denen Griechenlands angenähert:

Renditen 10 Jahren Frankreich vs. Griechenland

Sollte es in Frankreich aufgrund der schwierigen Mehrheitsverhältnisse zu Neuwahlen kommen oder Barnier weitere Zugeständnisse in Sachen Ausgaben machen, könnte sich ein Vertrauensverlust der Kapitalmärkte in die französischen Staatsfinanzen zu einer echten Kredit-Krise auswachsen.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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