Gold: 1.987,17 € -0,04 %
Silber: 22,99 € -0,17 %
Stand: 15.10.2021 von Florian Grummes
Während die offizielle Inflationsrate in Deutschland mittlerweile die Marke von 4% klar überschritten hat, haben die Edelmetallpreise in den letzten Monaten nicht auf den weltweit steigenden Inflationsdruck reagiert. Und das obwohl insbesondere die Energie- und Nahrungsmittelpreise zuletzt deutlich angezogen sind.
Gold – Ähnliches Szenario wie in den 1970er Jahren?

Heftige Preissteigerungen wurden in Deutschland vor allem beim Heizöl (+76,5%) und den Kraftstoffen (+28,4%) verzeichnet. Aber auch die Preise für Erdgas (+5,7%) und Strom (+2,0%) verteuerten sich.

Ebenso sind im September die deutschen Großhandelspreise im Jahresvergleich um 13,2% gestiegen. Schon im August war hier ein Preisanstieg von +12,3% verzeichnet worden.

Diese Entwicklung entspricht der höchsten monatlichen Veränderungsrate seit dem Juni 1974. Damals war die erste Ölkrise für den Anstieg mitverantwortlich.

Auch jetzt sind die steigenden Energiepreise eines der stärksten Symptome der Inflation.

ZB-Bilanz steigt um weitere 25,1 Mrd. EUR an. ©Holger ZschaepitzEZB-Bilanz steigt um weitere 25,1 Mrd. EUR an. ©Holger Zschaepitz

Die wahre Ursache für das deutliche Anziehen der Inflation sind aber natürlich die aggressiven Bilanzausweitungen der Zentralbanken. Skrupellos gießt beispielsweise die EZB mit ihren Anleihekäufen noch mehr Öl ins Inflations-Feuer!

So stieg die EZB-Bilanzsumme zum 8.Oktober um weitere 25,1 Mrd. EUR auf ein neues Rekordhoch von 8.314,3 Mrd. EUR. Diese Gesamtaktiva der EZB entsprechen nun 77 % des BIP der Eurozone.

In den letzten 14 Monaten hat die EZB ihre Bilanzsumme um über 30% ausgeweitet. Ganz pauschal und überspitzt gesagt muss sich nun jeder Leser die Frage stellen, ob denn sein Monatslohn und sein Gesamtvermögen im gleichen Zeitraum ebenfalls um 30% nominal gestiegen sind….

Goldpreisentwicklung 1974 und heute. ©LBMA und Gold.deGoldpreisentwicklung 1974 und heute. ©LBMA und Gold.de

Ungeachtet der dramatischen Preisanstiege und des exponentiellen Anstiegs der Währungsmengen blieben die Gold- und Silberpreise in den letzten Wochen und Monaten unter Druck und befinden sich bereits seit dem August 2020 in einem Abwärtstrend.

Dessen Ende ist noch immer nicht klar absehbar.

Unzählige Anleger haben aber ganz bewusst auf Gold und Silber als Schutz gegen die Inflation gesetzt. Seit Jahresanfang kamen die beiden Edelmetalle dieser Verantwortung bislang kaum nach.

Argumente für steigende Goldpreise gäbe es ja genug, insbesondere wenn man auch noch die zuletzt wackelnden Aktienmärkte und die gewaltige Immobilienblase in China sowie den zunehmenden geopolitischen Druck mit einbezieht.

Goldpreis-Anstieg ab 1976. ©LBMA und Gold.deGoldpreis-Anstieg ab 1976. ©LBMA und Gold.de

Dementsprechend groß ist die Frustration unter den Edelmetall-Fans.

Allerdings gab es in den 1970er Jahren ein ähnliches Szenario. Zunächst war der Goldpreis damals zwischen 1974 und 1976 über einen Zeitraum von fast zwei Jahren um über 40 % gefallen!

Im Anschluss kam es dann aber ab 1976 bis 1980 zum größten Goldpreisanstieg aller Zeiten (+773% in dreieinhalb Jahren).

Goldpreis-Chart in US-Dollar – Gelingt eine größere Erholung?

Gold in US-Dollar, Tageschart vom 15.Oktober 2021. ©Gold.deGold in US-Dollar, Tageschart vom 15.Oktober 2021. ©Gold.de

Charttechnisch befindet sich der Goldpreis seit dem August 2020 in einem Abwärtstrend. Im Jahresverlauf gab es insbesondere im April und Mai eine deutliche Gegenwehr der Bullen. Unterm Strich bleibt es aber bei einer Serie von tieferen Hochpunkten.

Auf der Unterseite konnten die Bullen dreimal die Zone um 1.677 US-Dollar verteidigen. Der letzten Drückungsversuch der Bären endeten am 29. September hingegen bereits bei 1.720 US-Dollar.

Seitdem bemühen sich die Bullen um eine Erholung, welche im Wochenverlauf immerhin bereits die Marke von 1.800 US-Dollar touchierte. Ebenso wurde die fallende 200-Tagelinie (1.794 US-Dollar) erreicht und minimal übersprungen.

Allerdings hat diese Erholung von gut 80 US-Dollar bereits einiges an Kraft gekostet, so dass der Stochastik Oszillator schon wieder ein überkauftes Momentum auf dem Tageschart meldet.

Trotzdem ist die Chance für eine etwas größere Erholung bis zur übergeordneten Abwärtstrendlinie im Bereich um ca. 1.830 bis 1.845 US-Dollar durchaus vorhanden. Im Sommer bildete die Zone um 1.830 bis 1.835 US-Dollar einen unüberwindbaren Widerstand für die Goldbullen.

Auch jetzt muss man davon ausgehen, dass sich die Bären spätestens in dieser Zone zurückmelden werden.

Sollten die Erholungsbemühungen allerdings schon jetzt bei 1.800 US-Dollar enden, könnte es schnell wieder ungemütlich werden. Dann hätte die fallende 200-Tagelinie erneut den intakten Abwärtstrend bestätigt und Bären dürften sich beim nächsten Run nach unten nicht mit einem höheren Tief zufrieden geben.

Bislang ist ein Ende der Erholung aber nicht zu erkennen.

Insgesamt sendet der Goldpreis seit Anfang Oktober ein Lebenszeichen. Idealerweise gelingt den Bullen nun auch der Vormarsch bis ca. 1.830 bis 1.845 US-Dollar. Ein Ende der vierzehnmonatigen Korrekturphase ist bislang aber nicht absehbar.

Vielmehr enden diese zähen Korrekturen am Goldmarkt meist mit einer finalen Kapitulation. Auch in 1976 war derartiges zu beobachten.

Daher könnte der Goldpreis in den kommenden Monaten durchaus noch bis auf 1.600 bis 1.620 US-Dollar zurücksetzen. Darauf wetten sollten man in dieser heiklen Phase aber nicht mehr. Stattdessen macht ein konsequentes Zukaufen in jegliche Kursschwäche Sinn.

Neues Kauflimit bei 1.510 Euro

Mit dem im August genannten Kauflimit von 1.500 Euro konnte man Ende September zu Kursen zwischen 1.480 und 1.500 Euro Gold nochmals günstig zukaufen.

Aktuell hat sich der Goldpreis bis auf 1.539 Euro erholt. Die 200-Tagelinie (1.504 Euro) konnte bereits überwunden werden.

Da dieser wichtige Durchschnitt immer noch leicht fällt, dürfte der Goldpreis früher oder später zumindest nochmal hierhin zurücksetzen. Wir erhöhen unser Kauflimit daher leicht auf 1.510 Euro.

Autor: Florian Grummes
Technischer Analyst, Edelmetallexperte

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