Während der Goldpreis seit Monaten eher seitwärts tendiert, weist der am Freitagabend veröffentlichte Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde CFTC seit Wochen ein relativ hektisches Treiben aus.
Open Interest fällt wieder deutlich zurück
Nachdem die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest), wodurch das allgemeine Interesse an Gold-Futures zum Ausdruck kommt, Mitte Mai mit über 15 Prozent das stärkste Wochenplus seit über zehn Jahren erfahren hatte und mit 518.000 Kontrakten auf den höchsten Wert seit zwei Monaten geklettert war, beruhigte sich die Lage in der Woche zum 21. Mai wieder spürbar.
Innerhalb einer Woche war ein leichter Rückgang des Open Interest von 518.000 auf 508.600 Kontrakte (-1,8 Prozent) registriert worden (siehe Tabelle).
Gold-Futures: Commitments of Traders-Report
|
14.05.2019 |
21.05.2019
| Veränderung in % |
Anzahl offner Kontrakte (Open Interest) |
517.995 |
508.643 |
-1,81 % |
Großspekulanten (Non-Commercials) |
124.536 |
88.805 |
-28,69 % |
Kleinspekulanten (Non-Reportables) |
12.647 |
19.133 |
51,28 % |
Quelle: Commodity Futures Trading Commission
Eine große Überraschung stellte in den vergangenen Wochen allerdings der Umstand dar, dass der Goldpreis auf den kräftig gestiegenen Optimismus großer Terminspekulanten (Non-Commercials) relativ verhalten reagiert hat.
Deren Netto-Long-Position (per Saldo optimistisch gestimmt) hat sich vom 23. April bis 14. Mai auf 124.500 Futures zwar mehr als verdreifacht, dem Goldpreis hat dies im selben Zeitraum jedoch lediglich zu einem Wertzuwachs von 3,7 Prozent verholfen.
Grundsätzlich kann man keinen eindeutigen Stimmungstrend erkennen, schließlich hat seit dem Jahreswechsel der Optimismus großer Terminspekulanten bereits elfmal nachgelassen und neunmal zugenommen. Dies zeugt von einem hohen Maß an Unsicherheit.
Zugleich kann man dem Markt aber auch eine starke Uneinigkeit zwischen großen und kleinen Terminspekulanten attestieren. Allein in den vergangenen drei Wochen hat sich die Stimmung großer und kleiner Terminspekulanten (Non-Reportables) völlig konträr entwickelt.
Nachdem deren Netto-Long-Position Mitte Mai noch mit 12.600 Futures auf den niedrigsten Wert des Jahres gefallen war, blicken die die kleinen Terminspekulanten angesichts einer kräftigen Steigerung auf 19.100 Kontrakte wieder deutlich optimistischer drein.
Verkaufsdruck an den Terminmärkten gut verkraftet
Wenn man bedenkt, dass sich zwischen dem Ende Februar markierten Jahreshoch von 1.340 Dollar und dem Anfang Mai erlittenen Jahrestief von 1.270 Dollar, die kumulierte Netto-Long-Position großer und kleiner Terminspekulanten um über 100.000 Kontrakte reduziert hatte, kann man die Reaktion des Goldpreises auf diesen Verkaufsdruck fast schon als relative Stärke interpretieren.
Nur zur Erinnerung: Auf dem Papier entsprechen diese Verwerfungen einer verkauften Goldmenge von über 310 Tonnen. Dabei dürfte vor allem die erhöhte Kaufbereitschaft diverser Notenbanken Schlimmeres verhindert haben. Seit Monaten fällt vor allem die russische Zentralbank durch ein massives Aufstocken ihrer Goldreserven auf.
Seit 2015 erwarb sie Jahr für Jahr mehr als 200 Tonnen Gold. Laut Daten des World Gold Council haben die Russen im ersten Quartal 2019 mit über 55 Tonnen einmal mehr unter sämtlichen Notenbanken am stärksten eingekauft. Derzeit spricht nichts dagegen, dass der Appetit aus dem Notenbankensektor nachlassen und dem Goldmarkt diese wichtige Stütze wegbrechen könnte.
Ausblick für die laufende Woche
Trotz relativ labiler Aktienmärkte konnte der Krisenschutz Gold davon bislang noch nicht sonderlich stark profitieren. Als „sicherer Hafen“ wird derzeit eher der Dollar wahrgenommen. Die negative Korrelation zwischen der Anlageklasse Aktien und dem gelben Edelmetall hat sich bislang kaum bemerkbar gemacht.
Ins Leere lief aber auch die negative Korrelation zwischen dem Dollar und dem Goldpreis. Während nämlich der Dollarindex, der die US-Währung mit sechs anderen wichtigen Währungen vergleicht, in der vergangenen Woche auf den höchsten Stand seit zwei Jahren geklettert war, tendierte Gold unbeeindruckt davon seitwärts.
Aus charttechnischer Sicht wächst nun aber die Spannung. Zwischen 1.270 und 1.280 Dollar hat sich mittlerweile eine markante Unterstützungszone gebildet, die nach wie vor akut gefährdet erscheint. Sollte dieser Boden nicht halten, dürften chartorientierte Investoren die Marke von 1.258 Dollar genau im Auge behalten. Hier verläuft nämlich die langfristige 200-Tage-Linie.
Ihr Verletzen gilt in der Chartlehre als Verkaufssignal. Vor etwas mehr als einem Jahr sorgte ein solches Ausstiegssignal zu einem Kurseinbruch von in der Spitze zehn Prozent. Da die langfristige Durchschnittslinie eine steigende Tendenz aufweist, halten sich positive wie negative Aspekte in etwa die Waage. Ein hohes Maß an Spannung lässt sich derzeit allerdings nicht leugnen.