Vielmehr dürfte diese kleine Verschnaufpause lediglich eine Durchgangsstation auf dem Weg in Richtung 1.900 US-Dollar sein. Während sich der Goldpreis also seinem Allzeithoch in US-Dollar langsam, aber sicher nähert, könnte insbesondere der Silberpreis in den kommenden Wochen noch ein richtiges Kursfeuerwerk zünden.
Typischerweise dreht der kleine Bruder des Goldes ja immer erst auf den letzten Metern einer sektorweiten Anstiegswelle richtig auf. Dies würde dann aber auch den klaren Hinweis auf eine im Herbst anstehende Korrektur für den gesamten Edelmetallsektor (also Gold, Silber und Minenaktien) hindeuten.
Auffällig bleibt die pessimistische bzw. besorgte Grundeinstellung der meisten Anleger und vor allem der professionellen Marktteilnehmer. Natürlich ist die Gesamtlage alles andere als gesund, hängen doch alle Märkte und Preise komplett am Tropf der Zentralbanken und deren ständigen Geldmengenausweitungen.
Unter herkömmlichen Maßstäben sind die Bewertungen der Aktienmärkte daher völlig überzogen und auch der Goldpreis ist ohne Frage stark überkauft.
Wirklich gute Chancen/Risiko-Verhältnisse lassen sich aktuell nur schwer finden.
Aber der Crack-Up-Boom geht vor den Augen der Marktteilnehmer unvermittelt weiter und drückt einfach alle Assetpreise immer weiter nach oben. Die sogenannte „wall of worry“ sorgt dabei für einen ständigen Zufluss an neuen Marktteilnehmern, die mit ihren Kauforders jeden Rücksetzer in Schach halten und die Preise weiter nach oben treiben.
Dabei bestimmen die Sorgen vor der Geldentwertung, die Angst etwas zu verpassen sowie der drängende Wunsch nach Rendite das Verhalten der Privatanleger.
Bei den professionellen Anlegern hingegen sorgt insbesondere der Performance-Wettbewerb für enormen Druck, denn jeder Fond-Manager, der in diesem Umfeld kontinuierlich steigender Kurse nicht performt, bekommt früher oder später ein wirklich großes Problem.
Insofern greift die „buy the dip“ Mentalität immer weiter um sich.
Dennoch wird es auch in dem angelaufenen Crack-Up-Boom immer wieder zu scharfen und teilweise dramatischen Rücksetzern sowie erhöhter Volatilität kommen. Für die Edelmetalle dürften in diesem Jahr insbesondere die Monate vor der US-Wahl gefährlich werden. Sollte der Goldpreis in den kommenden Wochen noch bis zu seinem Allzeithoch bzw. bis ca. 1.900 US-Dollar ansteigen können, wäre ab Mitte/Ende August oder spätestens im September mit einem deutlichen Rücksetzer zu rechnen.
Dabei wäre es nicht überraschend, wenn der Goldpreis beispielsweise von 1.900 US-Dollar bis auf 1.700 US-Dollar oder 1.680 US-Dollar zurücksetzen würde. So würden sowohl die stark überkaufte Lage auf dem Wochen- und Monatschart abgebaut werden als auch insbesondere alle die schwachen Hände stark verängstigt werden.
Der nächsten Aufwärtswelle, welche dann in 2021 neue Allzeithochs und Goldkurse oberhalb von 2.000 US-Dollar mit sich bringen sollte, dürften dann viele Marktteilnehmer wieder hinterherlaufen.
Die ideale Nachkaufgelegenheit beim Gold und Silber sowie den Minenaktien dürfte daher vermutlich erst in vier bis fünf Monaten (also im November oder Dezember) vorliegen.
Goldpreis in US-Dollar – Flaggen-Konsolidierung um 1.800 US-Dollar
Mit dem Ausbruch über die Widerstandszone um 1.765 US-Dollar gelang den Goldbullen Mitte Juni der Befreiungsschlag aus der zweimonatigen Seitwärtsphase. Seitdem konnten sich die Notierungen zwar eher langsam und zäh aber dafür vermutlich nachhaltiger nach oben schieben. Der Druck auf die Preise kommt offensichtlich vor allem durch die physische Nachfrage sowie die ETF-Investoren zustande.
Die Termin- und Papiergoldmärkte sind durch die Corona-Krise hingegen schwer beschädigt worden. Immer mehr Anleger haben das manipulative Schauspiel dort durchschaut. Daher kommt es zu deutlich steigenden physischen Auslieferungen der Termin-Kontrakte, was wiederum für weiteren Druck auf die Preise sorgt.

Charttechnisch bewegt sich der Goldpreis seit einer Woche zunächst in einer bullischen Flaggenformation um und oberhalb der Marke von 1.800 US-Dollar. Alle Rücksetzer unter 1.800 US-Dollar wurden bislang zügig gekauft, so dass die Kurse unterm Strich seit einer Woche seitwärts laufen. Typischerweise kommt es allerdings unmittelbar vor der nächsten Anstiegswelle noch einmal zu einem Abschütteln der schwachen Hände.
Ein Rücksetzer bis an oder unter die Aufwärtstrendlinie und damit möglicherweise nochmals Kurse um 1.790 US-Dollar sollten daher zumindest einplant werden. Bislang geben sich die Bullen aber keine Blöße. Der letzte Rücksetzer unter 1.800 US-Dollar hatte am Dienstag für den Verlust der bullisch eingebetteten Stochastik geführt. Doch den Bullen gelang direkt am nächsten Tag das seltene Kunststück, den Stochastik-Oszillator mit einem starken Handelstag direkt zurück in den bullisch eingebetteten Zustand zu schicken.
Der Aufwärtstrend ist damit bis auf weiteres festgezurrt.
Insgesamt stehen die Chance also sehr gut, dass der Goldpreis in den kommenden Wochen bis in den Hochsommer hinein weiter anziehen wird und die nächste runde Marke um 1.900 US-Dollar nicht nur ansteuern, sondern auch erreichen wird. Dort dürfte es dann aber doch zu einer Korrektur und Gegenbewegung kommen, so dass man gut beraten ist auf den letzten Metern der Rally nicht zu übermütig zu werden.
In Euro konsolidiert der Goldpreis seit zwei Monaten
In Euro gerechnet konnte der Goldpreis zuletzt kein neues Hoch verzeichnen. Aufgrund des schwachen US-Dollars stecken die Kurse hier seit Mitte Mai immer noch in einer Konsolidierung und notieren mit derzeit 1.585 Euro klar unter dem damaligen Höchststand von 1.633 Euro.
Das zuletzt genannte Kauflimit von 1.545 Euro ermöglichte einen Einstieg bis zum 18.Juni. Ein neues Kauflimit macht derzeit keinen Sinn. In US-Dollar wird der Goldpreis in den kommenden Wochen vermutlich ein Zwischenhoch erreichen. Selbst wenn der US-Dollar ab dem Herbst zu einer Erholung ansetzen würde, sollte der dann stärker fallende Goldpreis auch zu etwas günstigeren Goldpreisen auf Euro-Basis führen.
Vermutlich wird der Euro-Goldpreis irgendwann im Herbst seine steigende 200-Tagelinie (1.454 Euro) im Bereich um 1.500 – 1.550 Euro erreichen. Erst dann lässt sich wieder ein konkretes Kauflimit platzieren. Wer noch überhaupt kein Gold und Silber besitzt, sollte zumindest fünf Prozent seines Gesamtvermögens so schnell wie möglich in die Edelmetalle tauschen. Dabei kommt es jetzt nicht auf den besten Preis an, sondern nur auf die Tatsache, dass man es in den eigenen Händen hält.