Gold: 2.251,82 € 0,75 %
Silber: 26,97 € 1,66 %
Stand: 05.07.2022 von Jörg Bernhard
Angesichts der deutlich beschleunigten Inflation und der geopolitischen Gefahrenlage haben einige Marktbeobachter die diesjährige Performance des Goldpreises als „enttäuschend“ bezeichnet. Überzeugt hat der traditionelle Krisenschutz jedoch in einem anderen Punkt: der relativ niedrigen Kursschwankungsintensität (Volatilität).
Gold: Deutlich weniger riskant als andere Anlageklassen

Gold überzeugt unter anderem durch niedrige Vola

Hinsichtlich der Performance während der ersten sechs Monate des laufenden Jahres ergibt sich ein relativ durchwachsenes Bild.

Während einige Rohstoffe – insbesondere aus dem Energiesektor – höhere Wertzuwächse als Gold erzielten, gerieten viele internationale Aktienindizes massiv unter die Räder. Besonders hohe Kursverluste verzeichneten aufgrund des russischen Kriegs gegen die Ukraine europäische Aktien sowie Technologiewerte, bei denen vor allem die Zinswende und die daraus resultierenden höheren Finanzierungskosten auf die Stimmung drückten.

Im Prinzip kann man hinsichtlich der Analyse von Volatilitäten folgendes behaupten: Hohe Volas zeigen auf der einen Seite zwar hohe potenzielle Verlustrisiken an, auf der anderen Seite stehen sie aber auch für überdurchschnittlich attraktive Renditechancen.

Die aktuelle Marktlage deutet somit darauf hin, dass der Kauf von Gold als weniger riskant einzustufen ist als ein Investment in die meisten anderen Anlageklassen, obwohl viele Aktienindizes über ein ausgesprochen hohes Maß an Diversifikation verfügen. Diesen Schluss lässt zumindest ein Vergleich der historischen 100-Tage-Volatilitäten zehn verschiedener Investitionsformen (siehe Tabelle) zu.

Besonders interessant: Lediglich dem Anleihe-Barometer Bund-Future kann man hinsichtlich seiner Volatilität ein geringeres Risikopotenzial attestieren als dem gelben Edelmetall. Ungeachtet dieser Kennzahlenanalyse haben die Besitzer von Bundesanleihen, die ebenfalls den Ruf eines „sicheren Hafens“ genießen, von Januar bis Ende Juni mit minus 12,1 Prozent eine deutlich schlechtere Performance erzielt als die Besitzer von Gold.

Einen Vergleich mit dem Bitcoin, der in vielen Medien im vergangenen Jahr zum „digitalen Gold“ gehypt wurde, braucht die altbewährte Krisenwährung ebenfalls nicht zu scheuen, schließlich hat der Bitcoin im ersten Halbjahr 2022 mehr als 44 Prozent an Wert verloren und somit gegenüber Gold stark underperformt.

Und auch beim Blick auf die Volatilität beider Geldanlageformen hat das „gute, alte Gold“ mehr Argumente auf seiner Seite. Mit über 74 Prozent fällt die historische 100-Tage-Volatilität beim Bitcoin um mehr als das Vierfache höher aus als bei Gold. Höchstwahrscheinlich hat die digitale Währung in den vergangenen Jahren deutlich mehr Menschen zum Millionär bzw. Milliardär gemacht als Gold.

Das Wesen von Gold besteht aber weniger darin Menschen möglichst schnell reich zu machen, sein Hauptvorteil ist vor allem im Konservieren von Kaufkraft zu sehen.

Volatilitäten der Anlageklassen im Vergleich

Investment Performance H1 2022 100-Tage-Vola
Gold (in USD) 1,3% 18,3%
Silber (in USD) -24,9% 29,1%
WTI-Rohöl (in USD) 44,3% 69,0%
DAX -18,1% 33,3%
Euro Stoxx 50 -15,6% 34,1%
Dow-Jones -10,6% 26,0%
Nasdaq-100 -21,3% 43,2%
S&P-500 -12,1% 31,7%
Bitcoin (in USD) -44,6% 74,4%
Bund-Future -12,1% 14,1%
Stand: 30.06.2022; Quelle: TradingView; tradingeconomics.com

Ausblick für die laufende Woche

Auf kurze Sicht mag der Goldpreis angesichts der gestiegenen Renditen eher einen labilen Eindruck hinterlassen, auf lange Sicht dürfte an dem altbewährten Krisen-, Vermögens- und Inflationsschutz aber kein Weg vorbeiführen.

In den kommenden Handelstagen dürften vor allem zwei Ereignisse für erhöhte Aufmerksamkeit sorgen.

  • Erstens: Am Mittwoch steht das Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung zur Bekanntgabe an. Das Mitte Juni verkündete Anheben der Leitzinsen um 75 Basispunkte fiel höher als erwartet aus und stellte die stärkste Zinserhöhung seit 1994 dar.
  • Zweitens: Am Donnerstag und Freitag dürften sich die Marktakteure besonders stark für die anstehende Datenflut vom US-Arbeitsmarkt interessieren.

Los geht`s am Donnerstag mit dem ADP-Monatsbericht, dem Challengerbericht über Stellenstreichungen und den wöchentlichen Erstanträgen auf US-Arbeitslosenhilfe.

Der Freitag steht dann ganz im Zeichen des Monatsberichts des US-Arbeitsministeriums.

Laut einer von Trading Economics veröffentlichten Umfrage unter Analysten soll im Juni die Arbeitslosenrate mit 3,6 Prozent unverändert geblieben sein.Außerdem soll sich die Zahl neu geschaffener Stellen von 390.000 auf 270.000 reduziert haben.

Sobald die Zinsängste wieder nachlassen oder die Fed aufgrund einer drohenden Rezession wieder „taubenhafte Töne und Taten“ liefern sollte, dürfte Gold aus seinem „Dornröschenschlaf“ erwachen und sich in deutlich höhere Preisregionen aufmachen.

Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
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