Gold: 2.173,89 € 0,42 %
Silber: 25,58 € 0,75 %
Stand: 02.09.2022 von Florian Grummes
Ausgehend vom Tief bei 1.680 US-Dollar am 21.Juli konnte der Goldpreis im Rahmen der antizipierten Erholung deutlich um +7,5% zulegen. Mit Höchstkursen von 1.808 US-Dollar endete diese Sommerrally jedoch bereits nach gerade einmal drei Wochen am 10.August. Seitdem sind die Goldnotierungen zusammen mit dem gesamten Finanzmarkt wieder stark unter Druck geraten.
Gold – Die Lage spitzt sich zu

Gold in US-Dollar, Wochenchart vom 2.September 2022Gold in US-Dollar, Wochenchart vom 2.September 2022. ©Gold.de

Mit dem bisherigen Wochentief von 1.689 USD am 1.September fehlten den Goldbären gerade noch 10 US-Dollar auf der Unterseite, um die extrem wichtige Unterstützung um 1.680 US-Dollar zu sprengen.

Diese Marke hatte im letzten Jahr dreimal den Attacken der Bären standgehalten und sorgte vor sechs Wochen nochmals für eine scharfe Gegenbewegung nach oben.

Man kann nur vermuten, wie viele Stopps und Verkaufsorders unterhalb dieser Marke warten.

Ein fünfter Angriff auf diese Unterstützung dürfte daher höchstwahrscheinlich zum Durchbruch nach unten führen. In jedem Fall muss man davon ausgehen, dass dieses technische Signal für einen weiteren deutlichen Kursrutsch sorgen könnte.

Hintergrund für diese schwache und für viele Edelmetall-Fans verständlicherweise sehr enttäuschende Entwicklung ist jedoch eine Vielzahl an harten Belastungsfaktoren, die in der aktuellen Phase nicht zu leugnen sind und die sich voraussichtlich auch nicht so schnell ändern werden.

Rendite der 2-jährigen US-Staatsanleihen im Vergleich zum US-Leitzins vom 2.September 2022Rendite der 2-jährigen US-Staatsanleihen im Vergleich zum US-Leitzins vom 2.September 2022. ©Holger Zschäpitz

Primär ist es die harte Kursänderung in der US-Notenbankpolitik, die den Finanzmärkten angesichts der hohen Inflation mit Zinserhöhungen und Geldmengen-Verknappung seit mittlerweile fast 10 Monaten stark zusetzt. Dabei sind die Renditen für 2-jährige US-Staatsanleihen mit 3,52% auf den höchsten Stand seit 2007 gestiegen, da Anleger mit weiteren Zinserhöhungen der Fed rechnen.

Dies hat unter anderem auch zu einem noch stärkeren US-Dollar geführt.

Auch wenn der US-Dollar letztlich durch nichts als über Jahrzehnte erzwungenes und konditioniertes Vertrauen gedeckt ist, so ist er im Vergleich zu all den anderen Fiat-Währungen immer noch der Einäugige unter den Blinden.

Der Aufwertungstrend des US-Dollar läuft bereits seit dem Beginn der großen Finanzkrise im Jahr 2008!

Seit Monaten sorgt der starke US-Dollar für Liquiditätsprobleme auf der ganzen Welt, denn nur die USA können den Dollar drucken. Ein starker US-Dollar setzt den Goldpreis ebenso wie fast alle Rohstoffpreise meist unter Druck.

Insgesamt bleibt der Ausblick sowohl für den gesamten Finanzmarkt als auch für die Realwirtschaft daher äußerst pessimistisch. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil, nach der Bärenmarktrally an den Aktienmärkten sind auch diese in den letzten Wochen stark zurückgekommen und notieren in Sichtweite ihrer Tiefpunkte vom Juni.

Dieses schwierige Marktumfeld kann man nur mit hoher Risikoaversion und viel Geduld umschiffen. Eine hohe Cash-Position, ein solider Anteil in US-Dollar sowie kurzlaufende Anleihen und einzelne Shortpositionen auf ausgewählte und immer noch stark überbewertete Aktien sind die einzig richtige Strategie.

Sollte der Goldpreis allerdings tatsächlich noch deutlicher nach unten korrigieren, ergäbe das eine großartige Kaufgelegenheit. Denn früher oder später wird die US-Notenbank aufgrund der implodierenden Kreditmärkte zur Umkehr gezwungen sein und unglaubliche Mengen an neuem Fiat-Geld drucken müssen. Aber so weit sind wir noch nicht. Dieser Prozess kann sich durchaus noch bis in den Frühling 2023 hinziehen.

Goldpreis Tageschart in US-Dollar – Vor dem Abgrund

Gold in US-Dollar, Tageschart vom 2.September 2022

Gold in US-Dollar, Tageschart vom 2.September 2022. ©Gold.de

Mit 1.808 US-Dollar endete die Sommerrally für den Goldpreis klar vor unserem Minimal-Erholungsziel in Form der 200-Tagelinie (1.835 US-Dollar). Innerhalb von wenigen Handelstagen vollzog der Goldpreis Mitte August eine harte Kehrtwende und notiert nur noch knapp über der entscheidenden Unterstützungszone von 1.680 US-Dollar.

Diese Marke hatte die mittlerweile über zwei Jahre laufende Korrektur am Goldmarkt bislang viermal gestoppt. Die offensichtliche Schwäche spricht Bände und liefert keine guten Vorzeichen für die kommenden Wochen und Monate. Zwar ist die technische Lage sowohl auf dem Tages- als auch auf dem Wochenchart stark überverkauft, im Zuge der Implosion an den Finanzmärkten kann der Goldpreis auch über einen längeren Zeitraum stark überverkauft bleiben.

Zusammengefasst sind die Chancen auf eine Fortsetzung der Sommerrally auf ein absolutes Minimum zusammengeschmolzen. Die deutlich höhere Wahrscheinlichkeit hat ein Durchbruch nach unten. Dann kann es schnell eine Etage tiefer gehen und Kurse um 1.625 US-Dollar wären das Minimalziel auf der Unterseite. Im größeren Bild könnte ein derartiger Durchbruch auch die Tür in Richtung deutlich tieferer Kursziele eröffnen. Dabei wäre im “worst case” auch ein Rückfall bis auf 1.350 US-Dollar denkbar.

Neue Kaufgelegenheit erst unterhalb von 1.650 Euro

Auf Euro-Basis kann sich der Goldpreis wesentlich besser halten und liefert zumindest ansatzweise die erhoffte Stabilität in einem diversifizierten Portfolio. Angesichts der eklatant schwachen Finanzmärkte und dem strauchelnden Goldpreis in US-Dollar reduzieren wir unser Kauflimit von 1.700 Euro auf 1.650 Euro und üben uns in Geduld.

Autor: Florian Grummes
Technischer Analyst, Edelmetallexperte

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