Gold: 2.248,48 € 0,60 %
Silber: 26,66 € 0,49 %
Stand: 20.01.2022 von Florian Grummes
Der Goldpreis fand tatsächlich Mitte Dezember wie erwartet einen wichtigen Tiefpunkt und konnte seitdem die überverkaufte Ausgangslage sowie die günstige saisonale Vorgabe zu einer größeren Erholungs-Rally nutzen. Dass das Tief nun exakt am 15.Dezember bei genau 1.753 US-Dollar erreicht wurde, lässt sich im Vorfeld nicht seriös prognostizieren.
Gold – Erholung hat noch Platz

Fakt aber war, dass der Edelmetall-Sektor nach der zähen und schwierigen 16-Monate währenden Korrekturphase zu einer der meistgehassten Assetklassen verkommen war.

So ziemlich alle Investoren und Trader waren nach den vielen Fehlausbrüchen und Rückschlägen einfach ausgezehrt. Zudem war die Enttäuschung groß, dass die Gold- und Silberpreise trotz der explodierenden Inflationszahlen nicht in die Gänge kamen.

Produzentenpreisindex gegen Konsumentenpreisindex DeutschlandProduzentenpreisindex gegen Konsumentenpreisindex Deutschland, Stand 20.01.2022 © Holger Zschaepitz

Dabei nimmt der Inflationsdruck in Deutschland weiter zu, denn im Dezember stieg der deutsche Produzentenpreisindex gegenüber dem Vorjahr um atemberaubende 24,2% an!

Alle Schätzungen der sogenannten Experten wurden damit mal wieder stark übertroffen.

Gleichzeitig war dies der höchste Anstieg seit Beginn der statistischen Aufzeichnung im Jahr 1949! Die Produzentenpreise gelten als Frühindikator für die Entwicklung der Inflation. In der Statistik werden die Preise ab Fabrik geführt, also bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen.

Sie können damit einen frühen Hinweis auf die Entwicklung der Verbraucherpreise geben. Diese Verbraucherpreise bzw. der Konsumentenpreisindex stiegen zuletzt bereits um 5,3% an. Angesichts der davongeeilten Produzentenpreise wird die Inflation in Deutschland also weiter anziehen.

EZB-BilanzEZB-Bilanz, Stand 14.01.2022 © Holger Zschaepitz

Die Hauptursache für die anziehende Inflation bleiben die massiven Geldmengenausweitungen der Zentralbanken. Natürlich kann man das ganze Jahr über diskutieren, ob und wo und wie nun Inflation oder Deflation wirken.

Und mit dem Zusammenbruch der Immobilienblase in China, der weltweit angespannten Angebots- und Versorgungslage, der grundsätzlichen demographischen Entwicklung in den westlichen Ländern, dem US-Dollar Short Squeeze sowie dem sich beschleunigenden technologischen Fortschritt gibt es auch genügend stark deflationär wirkende Faktoren.

Trotzdem übertrumpfen die Geldmengenausweitungen alles.

Und das müssen sie auch, denn sonst gäbe es bereits morgen Anarchie in den Straßen, denn einen echten deflationären Crash würde das weltweite Finanzsystem nicht mehr überleben.

Und so erreicht die EZB-Bilanz unbemerkt vom Mainstream mit 8.594 Mrd. Euro mal wieder ein neues Allzeithoch. Die Bilanzsumme stieg um weitere 20,7 Mrd. Euro innerhalb von einer Woche.

Die EZB-Bilanz entspricht nun 82% des BIP der Eurozone.

Im Vergleich zu Japan (Bilanzsumme der Bank of Japan entspricht 135% des BIP) hätte die EZB noch jede Menge Luft, um die Bilanz weiter aufzublähen. Solange die Gold- und Silberpreise als klassisches Inflations- und Angstthermometer diesen Wahnsinn nicht mit wilden und unkontrollierten Preisanstiegen quittieren, können die Notenbanker mehr oder weniger ungehindert weiter machen.

Insbesondere da die Mehrheit der EU-Bevölkerung entweder immer noch uninformiert schläft oder bereits in völliger Abhängigkeit von staatlichen Transferleistungen lebt oder einfach in ihrem kleinen Hamsterrad gefangen ist.

Für den Goldpreis ergibt sich daraus eine explosive Ausgangslage, denn dieses Makro-Gemisch kann jederzeit einen scharfen Preisanstieg entzünden. Gleichzeitig sorgen die Probleme in China als auch die weltweit eher stagnierende wirtschaftliche Lage für eine schwächere Nachfrage.

Der entscheidende Mosaikstein ist damit die Investment Nachfrage.

Erst wenn bei den klassischen Portfoliostrategien der Anleihen-Anteil zugunsten von Gold verschoben wird, werden die großen Gold-ETFs die Goldpreise nach oben drücken. Technisch betrachtet ist der fulminante Ausbruch über den Widerstand zwischen 1.830 und 1.835 US-Dollar auf alle Fälle ein erstes gutes Zeichen.

Ein Anstieg bis in die nächste Widerstandszone zwischen 1.860 und 1.875 US-Dollar erscheint nun problemlos möglich. Im größeren Bild benötigt der Goldpreis aber unbedingt einen Ausbruch über 1.950 US-Dollar, bevor sich das Bild signifikant aufhellt und die Fortsetzung des übergeordneten Bullenmarktes ausgerufen werden kann.

Goldpreis in US-Dollar – Erfolgreicher Ausbruch über 1.830 US-$

Gold in US-Dollar, Tageschart vom 20.Januar 2022Gold in US-Dollar, Tageschart vom 20.Januar 2022. ©Gold.de

Mit einem finalen, aber kurzen Kursrutsch bis auf 1.753 US-Dollar beendete der Goldpreis am 15.Dezember seinen mehrwöchigen Rücksetzer. Seitdem konnten die Goldnotierungen schrittweise die 200-Tagelinie (1.803 US-Dollar) zurückerobern und sich zuletzt auch oberhalb der psychologischen Marke von 1.800 US-Dollar etablieren.

Trotz dem Hin- und Her der letzten Wochen hat sich ein Aufwärtstrend entwickelt, welcher am Mittwoch zu einem fulminanten Ausbruch über die altbekannte Widerstandszone um 1.830 bis 1.835 US-Dollar führte. Trotz der bereits ansatzweise heiß gelaufenen Tages-Stochastik stehen die Chancen für weitere Kursanstiege damit recht gut.

Allerdings blockiert das obere Bollinger Band (1.839 US-Dollar) auf dem Tageschart kurzfristig weitere Kursanstiege. Auf dem nicht abgebildeten Wochenchart hingegen bietet das obere Bollinger Band (1.857 US-Dollar) noch etwas Platz. Somit wäre auf Sicht der kommenden Wochen nach einer kurzen Konsolidierung durchaus noch ein Kursanstieg bis an die nächste Widerstandszone zwischen 1.860 und 1.875 US-Dollar denkbar.

Erst ab Ende Februar dreht dann die saisonale Komponente und könnte wieder für Gegenwind sorgen.

Zusammengefasst dürfte sich die Erholung am Goldmarkt zunächst weiter fortsetzen. Kursziele um 1.860 bis 1.875 US-Dollar sind bis Ende Februar durchaus realistisch. Ob die Kraft der Bullen innerhalb der laufenden Rally darüber hinaus auch noch bis 1.910 US-Dollar und evtl. sogar 1.950 US-Dollar reicht, lässt sich momentan noch nicht einschätzen. Vorläufig dürften die Überraschungen aber auf der Oberseite zu finden sein, denn die Stimmung im Edelmetall-Sektor war erst kürzlich (Mitte Dezember) am Boden. Trotzdem ist die seit Anfang August 2020 laufende Korrektur am Goldmarkt technisch noch nicht nachweislich beendet.

Kauflimit wird auf 1.575 Euro erhöht

Im Gegensatz zum Goldpreis in US-Dollar befindet sich der Goldpreis in Euro gerechnet bereits seit dem 1.März 2021 wieder in einem Aufwärtstrend und konnte seitdem ausgehend von 1.411 Euro bereits um über 17% zulegen.

Natürlich sind der starke US-Dollar bzw. der schwache Euro für diese Entwicklung verantwortlich. Auf Basis unserer Kauflimits ergab sich in 2021 ein durchschnittlicher Einstiegskurs von 1.488 Euro. Unser letztgenanntes Kauflimit von 1.550 Euro pro Feinunze wurde am 2.Dezember nur ganz knapp mit 1.556 Euro verfehlt.

Aktuell handelt der Goldpreis mit 1.620 Euro pro Feinunze nur noch gut 30 Euro unterhalb des letztjährigen Hochpunktes (1.653 Euro). Angesichts der relativ hohen Goldkurse gibt es keine Eile, sondern es empfiehlt sich mal wieder Geduld. Der nächste größere Rücksetzer kommt bestimmt. Trotzdem erhöhen wir das Nachkauf-Limit auf 1.575 Euro.

Autor: Florian Grummes
Technischer Analyst, Edelmetallexperte

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