Zum Vergleich: Die Goldreserven der Deutschen Bundesbank belaufen sich auf 3.362,4 Tonnen.
Starker Goldhunger in Nordamerika und Europa
Obwohl der Preis für das gelbe Edelmetall in den vergangenen Wochen vom Aufwärts- in den Seitwärtstrend gewechselt ist, wurde im ETF-Marktsegment nach neun Monaten eine wichtige „Schallmauer“ durchbrochen.
Seit Ende Dezember registrierte der World Gold Council bei dieser Form von physisch hinterlegtem Papiergold weltweite Zuflüsse in Höhe von 1.040,7 Tonnen und Abflüsse von 37,4 Tonnen. Summa summarum haben sich somit die von ETFs gehaltenen Goldmengen um 1.003,3 Tonnen erhöht (siehe Tabelle).
Globaler ETF-Markt in den ersten neun Monaten
Region |
Marktwert (in Mrd. USD) |
Goldmenge |
Zu-/Abflüsse |
Nordamerika |
126,8 |
2089,4 t |
648,9 t |
Europa |
97,3 |
1604,1 t |
291,9 t |
Asien |
7,3 |
121,0 t |
41,8 t |
Rest der Welt |
4,0 |
65,4 t |
20,7 t |
Insgesamt |
235,4 |
3879,9 t |
1003,3 t |
Quelle: World Gold Council
Obwohl der Goldpreis im September die schwächste Performance seit fast vier Jahren verbucht hat, beliefen sich die Zuflüsse in diesem Monat auf über 68 Tonnen Gold und wiesen damit den zehnten Monat in Folge positive Vorzeichen aus.
Damit dürfte das Jahr 2020 höchstwahrscheinlich mit rekordhohen ETF-Zuflüssen abgeschlossen werden.
Zur Erinnerung: Das bisherige Rekordhoch wurde mit „lediglich“ 646,1 Tonnen im Jahr 2009 registriert. Damals verunsicherte die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers die weltweite Anlegerschar. Doch mit Blick auf den hierzulande registrierten Konjunktureinbruch um fünf Prozent (2009) sieht die Lage gegenwärtig deutlich bedrohlicher aus.
So prognostiziert zum Beispiel der Internationale Währungsfonds der deutschen Wirtschaft für 2020 ein Minus von 7,8 Prozent.
Mit 648,9 Tonnen landete fast 65 Prozent der diesjährigen ETF-Zuflüsse in Nordamerika, während Europäer 291,9 Tonnen Gold (plus 29 Prozent) nachgefragt haben. Auf das Konto asiatischer ETF-Investoren gingen zwar lediglich 41,8 Tonnen, da im Vorjahr Abflüsse in Höhe von 0,2 Tonnen zu beobachten waren, verzeichnete auch diese Region in diesem Jahr einen regelrechten Nachfrageboom. In China (24,7 Tonnen) und Indien (10,4 Tonnen) war der Goldhunger besonders stark ausgeprägt.
Zudem beliefen sich die in ETFs gelagerten Goldmengen Ende September auf ein Allzeithoch von 3.880 Tonnen. Auch deren Marktwert wies einen neuen Rekordwert in Höhe von über 235 Milliarden Dollar aus. Wenn man bedenkt, dass allein das US-Softwareunternehmen Adobe Systems bereits eine Marktkapitalisierung von mehr als 250 Milliarden aufweist, kann man davon ausgehen, dass die Mehrheit der Investoren trotz der diesjährigen Kursrally bei Gold weiterhin unterinvestiert ist.
Sobald eine großangelegte Umschichtung in Gold stattfinden sollte, dürfte der Respekt vor der Marke „2000 Dollar“ endgültig abgelegt und die Hürde nachhaltig überwunden werden.
Viele Kapitalmarktexperten sprechen derzeit von einer „Everything-Bubble“, in der Anlageklassen wie Anleihen, Aktien sowie Immobilien – und natürlich Gold immer teurer werden. Dies hat übrigens laut einer Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group bis Ende 2019 zu einem weltweiten Anstieg der Dollar-Millionäre von 8,9 Millionen (1999) auf mehr als 24 Millionen (+170 Prozent) geführt.
Ausblick für die laufende Woche
Die Marke von 1.900 Dollar scheint mittlerweile magnetische Kräfte entfaltet zu haben. Auf spürbar Gewinnmitnahmen folgen regelmäßig „Schnäppchenkäufe“.
So lange, wie sich die Pandemie-Sorgen nicht in Luft auflösen, dürfte Gold weiterhin gefragt bleiben. Und auch, falls schneller als erwartet ein Covid-19-Impfstoff oder heilende Medikamente entwickelt werden, wird sich eines auf keinen Fall in Luft auflösen:
Der immense Schuldenberg diesseits wie jenseits des Atlantiks.Durch eine sich beschleunigende Inflation soll dieser seinen Schrecken zwar verlieren, bislang haben die explodierenden Goldmenge aber lediglich signifikant sinkende Preise verhindert. Das Verhindern deflationärer Tendenzen hat unter den Notenbanken weiterhin höchste Priorität.
Deflationäre Tendenzen würden die Konjunktur nämlich noch stärker abwürgen, weil sich viele Konsumenten angesichts sinkender Preise zurückhalten – die Ware könnte ja in den kommenden Monaten möglicherweise noch günstiger zu haben sein. Dies könnte dann zu einer nicht gewollten Abwärtsspirale führen.
Außerdem werden die Notenbanken auch aus einem anderen Grund alles daransetzen, die Geldentwertung deutlich nach oben zu treiben, schließlich würden dadurch auch die Schulden entwertet werden.
Und davon gibt es bekanntlich reichlich, Tendenz steigend.