Gold: 2.172,69 € 0,37 %
Silber: 25,56 € 0,67 %
Stand: 17.02.2023 von Florian Grummes
Die drei Monate währende Erholungsrally am Goldmarkt endete abrupt am 2. Februar mit einem Hoch bei 1.959 US-Dollar. Gewinnmitnahmen und Stopp-Orders sorgten in Windeseile für eine harte Kehrtwende, so dass der Goldpreis innerhalb von nur zwei Handelstagen fast 100 US-Dollar in die Tiefe rauschte.
Gold – Harte Kehrtwende

Zwischenzeitlich notiert der Goldpreis mit aktuell nur noch 1.825 US-Dollar nochmals rund 40 US-Dollar tiefer und kommt bislang nicht mal ansatzweise auf die Beine. Stattdessen fallen die Goldnotierungen seit nunmehr zwei Wochen wie ein Stein und haben in der Spitze rund 7,2% verloren. Natürlich war nach der starken Erholung (+344 US-Dollar bzw. +21,3% seit Anfang November) ein Rücksetzer überfällig.

Dessen Intensität lässt aber doch einige Fragezeichen aufkommen.

Schließlich halten sich die Aktienmärkte bislang stabil und auch der US-Dollar hat nicht in diesem Maße zulegen können. Gleichzeitig bestätigten die Goldminenaktien jedoch zu keinem Zeitpunkt den starken Anstieg beim Goldpreis.

US-Leitzins Erwartung für den Juni 2023, Fed-Watchtool vom 17.Februar 2023US-Leitzins Erwartung für den Juni 2023, Fed-Watchtool vom 17.Februar 2023. ©CME Group

Aufgrund der stagnierenden US-Gesamtinflationsrate (6,4%) als auch dem weiterhin hohen US-Produzentenpreisanstieg (6,0%) gehen die Finanzmärkte mittlerweile von einer quantitativen als auch zeitlichen Ausdehnung der Zinserhöhungspolitik seitens der FED aus.

Laut dem FED Watch Tool erwarten die Marktteilnehmer bis Mitte Juni die US-Leitzinsen in einem Korridor von 5,25 – 5,50% und somit rund 0,75% höher als aktuell.

Dies kann fundamental als Begründung für den starken Einbruch beim Goldpreis durchaus herhalten.

Wie lange die Zinserhöhung seitens der FED als auch der EZB in Verbindung mit den Bilanz-Reduzierungen in beiden Währungsräumen aber tatsächlich noch durchgezogen werden können, ohne dass die Realwirtschaft kollabiert und die Aktienmärkte in Schwierigkeiten geraten, wird sich zeigen müssen.

In der Vergangenheit dauerte es ca. 12 bis 15 Monate, bis die Märkte in Panik gerieten.

Der aktuelle Zinserhöhungszyklus begann im Juni 2022. Demnach könnte es also ab dem Hochsommer ungemütlich werden. Dann könnte der Goldpreis damit beginnen, einen massiven Schwenk in der Notenbankpolitik einzupreisen.

Technisch betrachtet bleibt der Rücksetzer am Goldmarkt oberhalb von 1.750 US-Dollar im großen Bild gesund und passt insgesamt halbwegs in das saisonale Muster. Unterhalb dieser Marke muss man jedoch davon ausgehen, dass der Goldpreis mal wieder als erster die schwindende Liquidität in den Märkten bemerkt.

Goldpreis in US-Dollar – 200-Tagelinie als Ziel der Korrektur

Gold in US-Dollar, Tageschart vom 17.Februar 2023. ©Gold.deGold in US-Dollar, Tageschart vom 17.Februar 2023. ©Gold.de

Unsere Analyse vor vier Wochen war rückblickend eindeutig etwas zu optimistisch. Zwar konnte der Goldpreis noch rund 40 US-Dollar zulegen und damit unser Minimalziel von 1.950 bis 1.975 US-Dollar abarbeiten. Oberhalb der psychologischen Marke von 1.900 US-Dollar verflüchtigte sich jedoch das Aufwärtsmomentum ab Mitte Januar zunehmend.

Mit der harten Kehrtwende ist nun unser bereits vor vier Wochen genanntes Korrektur-Ziel in Form der 200-Tagelinie (1.775 US-Dollar) aktiviert. Angesichts der Geschwindigkeit der Korrektur sowie der Tatsache, dass das 38,2%-Retracement bei 1.828 US-Dollar bislang kaum Unterstützungs lieferte, müssen wir kurzfristig mit weiter fallenden Kursen rechnen. Insbesondere die bärisch eingebettete Stochastik lässt den Bullen momentan wenig Chancen.

Jeder Erholungsversuch sollte daher zunächst relativ schnell scheitern.

Im Bereich um 1.795 bis 1.810 US-Dollar könnte jedoch eine langjährige Trendlinie zumindest eine vorübergehende Verschnaufpause einleiten. In jedem Fall bleibt das Ziel der laufenden Korrektur die 200-Tagelinie. Dieser gleitende Durchschnitt hat sich seit Jahresbeginn zunehmend verflacht und sollte im Idealfall in Kürze langsam nach oben drehen. Damit würde diese wichtige Unterstützung im Bereich um ca. 1.775 US-Dollar für einen Boden sorgen und sich dann schrittweise nach oben verschieben.

Im Anschluss wäre eine ansehnliche Erholung in Richtung der 50-Tagelinie (1.860 US-Dollar) in jedem Fall realistisch. Sollte der Goldpreis allerdings im 3. oder 4. Quartal auf neue Allzeithochs ausbrechen wollen, müsste es im Anschluss an das Tief der laufenden Korrektur direkt zu einem neuerlichen Ansturm auf die Widerstandszone 1.950 bis 2.000 US-Dollar kommen.

In diesem Ideal-Szenario würde der Goldpreis bis zum Sommer noch zwei bis dreimal an die psychologische Marke von 2.000 US-Dollar anrennen, bevor es dann im Frühherbst zum Ausbruch auf neue Allzeithochs kommen könnte.

Kein neues Kauflimit

In Euro gerechnet hat der Goldpreis seine 200-Tagelinie (1.713 Euro) bereits erreicht. Der Tageschart ist stark überverkauft und liefert damit langsam wieder eine Kaufchance. Wir setzen neue Kauflimits bei 1.700 Euro sowie 1.675 Euro.

Autor: Florian Grummes
Technischer Analyst, Edelmetallexperte

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