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Stand: 04.04.2025 von Florian Grummes
Der Goldpreis hat in den vergangenen vier Wochen seine beeindruckende, jedoch im Mainstream weiterhin wenig beachtete Aufwärtsbewegung fortgesetzt. Die psychologisch wichtige Marke von 3.000 US-Dollar erwies sich für die Goldbullen als keine große Herausforderung und wurde nach einer zweiwöchigen Konsolidierungsphase mühelos überwunden.
Gold in US-Dollar – Umkehrsignal nach vertikalem Anstieg 

In den letzten Tagen setzte der Preis seinen Höhenflug zügig fort und erreichte am Donnerstag kurz nach Mitternacht im asiatischen Handel ein neues Allzeithoch von 3.167 US-Dollar. Dieses neue Rekordhoch wurde durch die Ankündigung neuer Zölle gegen nahezu alle US-Handelspartner durch Donald Trump befeuert.

Während die Aktienmärkte weiter unter Druck gerieten und die Volatilität in allen Marktsektoren dramatisch anzog, blieb Gold in diesen turbulenten und unsicheren Zeiten nicht nur ein stabiler Anker, sondern auch der Fels in der Brandung.

Donald Trumps Zoll-Rundumschlag

US-Zölle auf dem Niveau der frühen 1900er Jahre, vom 3.April 2025US-Zölle auf dem Niveau der frühen 1900er Jahre, vom 3.April 2025. Quelle: Holger Zschäpitz

Donald Trump hat am 2. April 2025, dem sogenannten "Liberation Day", umfassende neue Zölle auf Importe in die USA angekündigt, die nahezu alle Handelspartner betreffen. Diese Maßnahmen sehen pauschale Abgaben von bis zu 20 % vor, wobei bestimmte Länder wie China mit noch höheren Sätzen von bis zu 25 % auf Waren wie Autos und Autoteile konfrontiert sind.

Trump begründete die Zölle als notwendigen Schritt, um die amerikanische Wirtschaft zu schützen und Arbeitsplätze zurück in die USA zu holen, während er zugleich Verhandlungsbereitschaft signalisierte, falls andere Nationen "phänomenale" Angebote machen.

Die Ankündigung löste weltweit einen Börsencrash aus, da die Märkte zügig einen möglichen Handelskrieg, steigende Inflation sowie einen Rückgang des globalen Warenhandels um ca. 1 % einpreisen.

Sollten die angekündigten US-Importzölle von über 20 % tatsächlich eingeführt werden, würde dies eine wirtschaftspolitische Rückkehr in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg bedeuten, da ein solch hohes Zoll-Niveau zuletzt in den frühen 1900er Jahren galt.

Wir gehen jedoch eher davon aus, dass Donald Trump, ganz im Stil seines Buches „The Art of the Deal“, die Messlatte bewusst besonders hoch angesetzt hat, um sich die bestmögliche Verhandlungsposition zu verschaffen.

9,2 Bio. US-Dollar Schulden müssen refinanziert werden

US-Schatzamt – SchuldenverteilungUS-Schatzamt – Schuldenverteilung, vom 3.April 2025. Quelle: Tanvi Ratna

Außerdem müssen im Jahr 2025 etwa 9,2 Billionen US-Dollar an Schulden refinanziert werden. Angesichts der hartnäckigen Inflation und der vorsichtigen Haltung der US-Notenbank könnte Donald Trump gezielt Unsicherheit schaffen, indem er diese Zölle ankündigt.

Diese Strategie könnte ein "Risk-Off"-Szenario auslösen, bei dem Kapital panisch aus den Aktienmärkten abgezogen und in langfristige US-Staatsanleihen umgeschichtet wird.

Ziel wäre es, die Nachfrage nach Staatsanleihen zu steigern und so die hohen Schulden-Volumina neuen Gläubigen andrehen zu können und gleichzeitig die Renditen zu senken, um die Refinanzierungskosten zu reduzieren.

Die stark gestiegene Unsicherheit hat jedenfalls zu erheblichen Verlusten an den US-Aktienmärkten geführt, die bereits seit Jahresbeginn unter Druck stehen. Besonders hart getroffen wurden die Technologieaktien, wobei der Nasdaq auf ein Sechs-Monats-Tief fiel und der gesamte Markt rund 2,5 Bio. US-Dollar an Wert verlor.

Auch der DAX, der zuletzt deutlich besser performte, musste heftige Einbußen hinnehmen und verlor in den letzten drei Wochen über 13 %!

Im Gegensatz dazu zeigt sich der Goldmarkt robust: Seit Jahresbeginn legte der Goldpreis um über 18 % zu und bleibt damit eine der ganz wenigen Anlagen mit einem soliden Plus.

Zwar hat die Volatilität in den letzten Tagen auch am Goldmarkt für erhebliche Schwankungen gesorgt, ein klares Verkaufssignal ist dadurch bislang aber nicht entstanden.

Gold in US-Dollar Tageschart vom 04. April 2025Gold in US-Dollar, Tageschart vom 4. April 2025. ©GOLD.DE

Seit dem markanten Tief am 28.Februar bei 2.832 US-Dollar konnte der Goldpreis in den letzten fünf Wochen in der Spitze um rund 335 US-Dollar bzw. 11,83 % zulegen. Die Bären hatten dabei nichts zu lachen, denn Rücksetzer gab es praktisch kaum noch. Wenn dann holte der Goldpreis lediglich über seitwärtsverlaufende Konsolidierungen Luft.

Die ohnehin schon steile Aufwärtsbewegung beschleunigte sich ab Mitte der letzten Woche noch einmal. Das Ganze gipfelte schließlich in einem überschießenden neuen Allzeithoch bei 3.167 US-Dollar am gestrigen Donnerstag, auf das postwendend ein deftiger Rücksetzer bis auf 3.055 US-Dollar folgte.

Zwar kamen die Goldbullen sofort wieder in den Markt und konnten innerhalb weniger Stunden eine direkte Erholung bis auf rund 3.135 US-Dollar erzwingen, am heutigen Freitag konnte dieser Widerstand aber erneut nicht mehr überboten werden.

Dementsprechend gerät der Goldpreis heute schnell weiter unter Druck und handelt mittlerweile bei nur noch 3.048 US-Dollar.

Dank diesem wilden Hin- und Her zeichnen die beiden letzten Tageskerzen ein eher unschönes Bild und deuten auf ein Umkehrsignal hin.

Dennoch hat der Goldpreis in den vergangenen Wochen immer wieder Stärke gezeigt und alle vorschnellen Warnungen vor einem Top widerlegt.

Insofern sollte man nicht zu schnell zu pessimistisch werden.

Klar ist aber auch, dass die Panik an den Aktienmärkten derzeit sehr hoch und wohl übertrieben ist. Eine mögliche Erholung könnte gleichzeitig für einen Dämpfer beim Goldpreis sorgen.

Die Tages-Stochastik hat jedenfalls gestern ein Verkaufssignal aktiviert. Eine erste solide Unterstützung wartet nun erst um die runde Marke von 3.000 US-Dollar. Darunter wäre die schnell steigende 50-Tagelinie (3.938 US-Dollar) das nächste realistische Ziel.

Überschießendes Hoch und Hinweise auf eine Trendwende

Nachdem der Goldpreis wochenlang unbeirrt nach oben marschiert ist, zeigen sich am heutigen Freitag erstmal etwas größere Umkehrsignale. Der Rückgang vom neue Allzeithoch bei 3.167 auf aktuell unter 3.050 US-Dollar sieht nicht besonders gesund aus und sollte zumindest für eine Verschnaufpause sorgen.

Die angespannte Lage am physischen Goldmarkt wird jedoch nicht von einem auf den anderen Tag verschwinden, so dass bereits um die Marke von 3.000 USD neue Käufer auftreten könnten.

Alternativ wird ein etwas größerer Rücksetzer notwendig. Allerdings hat der Silberpreis bislang noch nicht sein typisches Verhalten auf der Zielgeraden gezeigt, so dass wir den laufenden Rücksetzer nicht überbewerten wollen. Vermutlich könnte sich daher um 2.950 US-Dollar schon wieder eine gute Kaufchance ergeben.

Autor: Florian Grummes
Technischer Analyst, Edelmetallexperte

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