Gold: 2.035,41 € 0,40 %
Silber: 22,67 € -0,26 %
Stand: 10.06.2022 von Florian Grummes
Seit unserer Analyse vom 13. Mai konnten sich die Finanzmärkte erwartungsgemäß erholen. Seitdem gelang auch dem Goldpreis eine insgesamt halbwegs ansehnliche Gegenbewegung. Vom Tief am 16. Mai bei 1.787 US-Dollar stieg der Preis für eine Feinunze innerhalb von etwas mehr als drei Wochen in der Spitze um 87 US-Dollar bzw. 4,8 % an. Dabei wurde mit 1.874 US-Dollar nur ganz knapp unsere genannte Zielzone zwischen 1.875 bis 1.910 US-Dollar verfehlt.
Gold: Jetzt kommt das zweite Standbein

Angesichts der wenig impulsiven, sondern eher zähen Art und Weise wie sich der Goldpreis bislang erholte, hat sich die Gegenbewegung in den letzten zwei Wochen festgelaufen. Eine noch größere Erholungswelle ist vorerst vom Tisch. Zudem entfaltet sich an den Finanzmärkten in den letzten Tagen erneut deutlicher Verkaufsdruck.

Unser Primär-Szenario für die Finanzmärkte bleibt aber zunächst eine Stabilisierung mit der Chance auf eine weitergehende Erholung in den Sommer hinein, bevor es dann im schwarzen Börsenmonat September insbesondere an den Aktienmärkten wieder krachen dürfte. Ob die Edelmetalle dabei dann erneut in Mitleidenschaft gezogen werden, wird sich zeigen müssen.

Klar ist jedoch, dass der Goldpreis als erster und zügig nach oben schießen dürfte, sobald die FED das Ende ihrer rabiaten und massiven Liquiditätsverknappung verkünden wird müssen. Wie lange es bis dahin dauert, lässt sich momentan schwer abschätzen. Die hohen Inflationsraten zwingen die amerikanischen Zentralbanker derzeit zu einem harten Kurs. Die bereits in der Realwirtschaft angekommene Rezession dürfte die Inflation aber schon jetzt zumindest eindämmen.

Zudem kann der weltweite Vertrauensschock auch schnell in eine Depression abgleiten und die Wirtschaft extrem stark beeinträchtigen. Allerspätestens wenn die Kreditmärkte (Stichwort Repo Märkte) implodieren, wird die FED zur Kursänderung gezwungen sein. Wir vermuten, dass es noch vor den amerikanischen „Midterm Elections“ am 8. November dazu kommen wird.

Goldpreis Tageschart in US-Dollar – Konsolidierung um die 200-Tagelinie

Gold in US-Dollar, Tageschart vom 10. Juni 2022

Gold in US-Dollar, Tageschart vom 10. Juni 2022

Nach der üblen fast vier Wochen andauernden Talfahrt zwischen Mitte April und Mitte Mai konnte sich der Goldpreis ausgehend von 1.787 US-Dollar zunächst sprunghaft bis auf 1.869 US-Dollar erholen. Im Anschluss fielen die Kurse wieder bis auf 1.830 US-Dollar zurück, nur um dann mit 1.874 US-Dollar das Vorwochenhoch nochmal leicht zu überbieten.

Seit dem Pfingstmontag zieht der erneut aufkommende Verkaufsdruck an den Aktienmärkten nun aber auch den Goldpreis mit nach unten, so dass die Feinunze momentan bei 1.832 US-Dollar handelt. Dabei hat die Tages-Stochastik seit Anfang der Woche ein Verkaufssignal aktiviert und Gold notiert bereits konsequenterweise deutlich tiefer und hat auch seine 200-Tagelinie (akt. 1.842 US-Dollar) leicht unterschritten.

Sollten sich die Bären hier noch weiter austoben wollen, würden ihnen die seit dem August 2018 intakte Aufwärtstrendlinie um ca. 1.825 US-Dollar sowie das untere Bollinger Band um ca. 1.818 US-Dollar Paroli bieten. Angesichts der klar überverkauften Stochastik auf dem Wochenchart sind deutlich tiefere Kurse zunächst eher unwahrscheinlich. Vielmehr vermuten wir, dass Kurse zwischen ca. 1.800 und 1.825 US-Dollar das vor vier Wochen beschriebene zweite Standbein im Frühsommer für den Goldpreis liefern sollten.

Gold in US-Dollar, Saisonalität über die letzten 54 Jahre vom 10. Juni 2022

Gold in US-Dollar, Saisonalität über die letzten 54 Jahre vom 10. Juni 2022. 

Dazu würde auch das saisonale Muster sehr gut passen, denn der Goldpreis stünde demnach kurz vor dem wichtigen „Sommertief“, welches typischerweise zwischen Anfang Juli und Mitte August gefunden wird.

Allerdings könnte das Tief mit 1.787 US-Dollar auch bereits am 16. Mai gesehen worden sein. Die zähen Kursbewegungen der letzten Tage geben jedenfalls bereits einen Vorgeschmack auf die ruhigeren Früh- und Hochsommertage am Goldmarkt.

Eine träge Seitwärtsphase muss in den kommenden Wochen also unbedingt eingeplant werden und würde das saisonale Muster auch in diesem Jahr bestätigen. Ab Anfang oder Mitte August sollte sich dann ein neuer Aufwärtstrend entfalten können.

Insgesamt scheint der Goldpreis nach einer ersten Erholungsbewegung nun wie antizipiert ein zweites Standbein ausloten zu wollen. Wir vermuten, dass dieses im Bereich zwischen 1.800 und 1.825 US-Dollar gefunden werden wird. Ein kurzzeitiges Unterschreiten der Aufwärtstrendlinie wäre dabei akzeptabel. Das Worst-Case-Szenario für diesen Sommer läge im Bereich um 1.775 US-Dollar, da hier das untere Bollinger Band auf dem Wochenchart verläuft. Wir vermuten, dass der Goldpreis im 3. oder 4. Quartal die Marke von 2.000 US-Dollar erneut anlaufen wird.

Neues Kauflimit bei 1.720 Euro

Auf Eurobasis lief der Goldpreis in den letzten vier Wochen unentschlossen zwischen 1.705 und 1.750 Euro seitwärts. Angesichts der langsam näher rückenden saisonal starken Phase ab Juli/August, ist es jetzt an der Zeit, ein neues Kauflimit zu setzen. Dieses platzieren wir bei 1.720 Euro knapp über dem unteren Bollinger Band auf dem Tageschart (1.713 Euro).

Autor: Florian Grummes
Technischer Analyst, Edelmetallexperte

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