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Stand: 14.04.2025 von Jörg Bernhard
Seit US-Präsident Donald Trump die Amtsgeschäfte übernommen hat, kann man eines mit Fug und Recht behaupten: Die Märkte spielen verrückt und die Unsicherheit wächst – von Planbarkeit oder Berechenbarkeit keine Spur.
Gold: Korrelationen versagen und Volatilitäten steigen

Viele Korrelationen versagen bei Krisen

In den letzten Jahrzehnten jagte eine Krise die nächste, und man hat den Eindruck, dass die Verschnaufpausen immer kürzer und die Krisen immer gravierender werden.

Außerdem häufen sich die Marktphasen, in denen Korrelationen nicht mehr funktionieren.

Das von Donald Trump verursachte Zollchaos hat z.B. dazu geführt, dass in den vergangenen vier Wochen die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen von 4,306 auf 4,473 Prozent gestiegen sind, während sie in Deutschland von 2,826 auf 2,548 Prozent p.a. gesunken sind – und dies trotz des beschlossenen Schuldenpakets der künftigen Bundesregierung.

Offensichtlich ist der Vertrauensverlust in die Trump-Regierung stärker erodiert als dies bei der Merz-Regierung der Fall ist. Von einem normalerweise üblichen Gleichschritt deutscher und US-Staatsanleihen kann daher keine Rede mehr sein.

Eine andere Korrelation läuft derzeit ebenfalls ins Leere.

Steigende US-Zinsen bzw. hohe Zinsen stärken in normalen Marktphasen den Dollar – derzeit ist das genaue Gegenteil der Fall. Seit dem Jahreswechsel hat sich bspw. der Dollarindex, der die US-Währung mit sechs anderen bedeutenden Währungen vergleicht, um über acht Prozent abgeschwächt, während sich der Euro (gegenüber dem Dollar) im selben Zeitraum um über 10 Prozent verteuert hat.

Die unberechenbare Politik Trumps dürfte der Bonität der US-Staatsschulden definitiv geschadet und deren Ausfallrisiko erhöht haben. Es ist zu befürchten, dass sich daran in den nächsten Jahren wenig ändern wird.

Talfahrt der Aktien beschleunigt Volatilitäten

Die negative Korrelation zwischen wichtigen Aktienindizes und dem Goldpreis hat in den vergangenen Jahrzehnten häufig nicht gegriffen, da sowohl die Aktienkurse als auch der Goldpreis deutlich nach oben tendierten.

Goldbesitzer dürfte dies kaum missfallen haben, schließlich funktionierte die negative Korrelation in diesem Jahr tadellos.

Während der S&P-500 seit Ende Dezember ein Minus von über sieben Prozent erlitten hat, verzeichnete die globale Krisenwährung Gold einen Wertzuwachs in Höhe von 23 Prozent.

Als unüblich kann man jedoch den gegenwärtigen Marktumstand einstufen, dass die Volatilität von Gold deutlich geringer ausfällt als die Volatilitäten US-amerikanischer Aktienindizes – obwohl diese mitunter stark diversifiziert sind.

Die unten aufgeführte Tabelle zeigt, dass 2025 die Risikokennzahl Volatilität bei sämtlichen Investments regelrecht explodiert ist, selbst bei Gold.

Die von der US-Terminbörse CBOE konzipierten und berechneten Volatilitätsindizes basieren allesamt auf Optionspreisen, die sich auf die jeweiligen Assets beziehen. Sie haben sich in der Vergangenheit als anerkannte Risikokennzahl bewährt.

Besonders interessant: Normalerweise steigen die Volatilitäten vor allem bei einer Talfahrt, während in Aufwärtsphasen meist rückläufige Volatilitäten zu beobachten sind. Beim gelben Edelmetall trifft auch diese vermeintliche Gesetzmäßigkeit derzeit nicht zu.

Auch dies dürfte aufgrund des intakten langfristigen Aufwärtstrends Goldinvestoren relativ egal sein.

Volatilitätsindizes wichtiger Investments im Vergleich

CBOE-Volatilitätsindizes aktuell Jahrestief Jahreshoch
Gold (GVZ) 28,4 % 14,5 % 28,4 %
Dow-Jones (VXD) 32,9 % 12,9 % 42,2 %
S&P-500 (VIX) 33,5 % 14,8 % 52,3 %
Nasdaq-100 (VXN) 40,0 % 18,0 % 43,3 %
Russell-2000 (RVX) 40,0 % 19,1 % 45,2 %
Rohöl (OVX) 50,9 % 27,5 % 55,3 %
Stand: 14.04.25; Quelle: Chicago Board Options Exchange

Ausblick für die laufende Woche

Obwohl die Finanzmärkte derzeit vor allem durch politische Entwicklungen stark beeinflusst werden, dürften sich die Marktakteure in den kommenden Handelstagen auch für harte Fakten stark interessieren.

Aus den drei wichtigsten Volkswirtschaften der Welt (USA, China und Eurozone) stehen nämlich wichtige Nachrichten zur Bekanntgabe an.

In Europa sorgen z.B. aktuelle Inflationsdaten (Mittwoch) und die Zinsentscheidung der EZB (Donnerstag) für erhöhte Spannung.

China wird am Mittwoch eine Reihe wichtiger Konjunkturindikatoren veröffentlichen, und in den USA dürfte Donald Trump für Unruhe an den Märkten sorgen, aber auch die Einzelhandelsumsätze, die Industrieproduktion, die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und der Konjunkturausblick der Philadelphia Fed stehen auf der Agenda der Anleger.

Außerdem werden sich diverse US-Notenbanker – darunter auch Fed-Chef Jerome Powell – zu Wort melden.

Während Trump immer wieder Zinssenkungen fordert, kamen aus der Notenbank eher vorsichtige Statements. Kein Wunder, schließlich droht den US-Bürgern durch das Zollchaos ihres Präsidenten eine signifikante Verstärkung der Inflation.

Ein kräftiger Zinsanstieg wurde bereits durch die massiven Verkäufe von US-Staatsanleihen generiert.

Gold zahlt zwar keine Zinsen und birgt im Gegenzug kein Kontrahentenrisiko, als Belohnung erhalten dessen Besitzer aber vor allem zwei Dinge: Substanz und Performance.

Autor: Jörg Bernhard
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von Marcus Kleingold | 16.04.2025, 15:56 Uhr Antworten

.... "- mit Fug und Recht behaupten - die Märkte spielen seit Trump Wiederwahl verrückt "?
Ich behaupte nicht, sage aber auch ganz klar:

>>> Alles eine Spekulativ sehr einseitige Sichweise <<<

- was den Versuch darstellt anhand nur von Zahlen, vollendete Zusammenhänge herzustellen.... nicht mehr und auch nicht weniger!

Ich würde hier dann doch etwas mehr Tiefe in solch einer brisanten Substanz erwarten wollen!

Außerdem wäre es Naiv und Töricht zu Glauben, alleine eine Trump Wiederwahl wäre für dieese katastrophale Welt- Konjunktur an den Märkten und beim Edelmetall verantwortlich!

Es lassen sich hierfür auch noch genügend andere Gründe in einer verfehlten Euro Politik in der EU finden, oder in einem Ukraine Krieg, oder auch in einem Wirtschaftskrieg mit China finden, wo übrigens die EU ebenso ihre Interessen nicht vertreten sieht wie eine USA! Danke...

von NV | 16.04.2025, 09:18 Uhr Antworten

Danke!

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