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Stand: 05.11.2024 von Jörg Bernhard
Noch nie wurde in einem dritten Quartal so viel Gold nachgefragt wie in diesem Jahr. Gegenüber dem Vorjahreswert stieg die Nachfrage von 1.249,6 auf 1.313,0 Tonnen (+5,1 Prozent). Der Marktwert erreichte mit 104,45 Milliarden US-Dollar einen neuen Höchststand.
Gold-Nachfrage explodiert: World Gold Council meldet Rekordzahlen

ETF-Investoren und Notenbanken kaufen

Hauptverantwortlich für die starke Nachfrage war das Marktsegment ETF, das in den Monaten Juli bis September Zuflüsse von 94,6 Tonnen verzeichnet hat, nachdem im Vorjahreszeitraum noch 139,1 Tonnen Gold abgeflossen waren.

Nach neun Quartalen mit Abflüssen von insgesamt über 745 Tonnen scheint hier das Schlimmste überstanden und die Zeit für einen Trendwechsel reif zu sein.

Kaufinteresse gab es aber auch im Notenbankensektor zu beobachten.

Mit „lediglich“ 186,2 Tonnen fiel deren Interesse allerdings niedriger als in den vorherigen vier Quartalen aus. Zur Erinnerung: Im dritten Quartal 2023 beliefen sich die Nettokäufe der Zentralbanken auf fast 364 Tonnen.

Das mit Abstand bedeutendste Marktsegment, der Schmucksektor, verbuchte im Berichtszeitraum einen kräftigen Nachfragerückgang von 520,0 auf 458,6 Tonnen (-11,8 Prozent). In den ersten neun Monaten summierte sich die Schmucknachfrage auf 1.328,3 Tonnen. Dies stellte in den vergangenen 14 Jahren – mit Ausnahme des Corona-Jahrs (2020: 998,9 Tonnen) – den niedrigsten Wert dar, was vor allem auf den hohen Goldpreis und die markante Nachfrageschwäche in China zurückzuführen war.

Während die chinesische Schmucknachfrage in Q3 2024 einen Nachfrageeinbruch von 154,1 auf 102,5 Tonnen (-33,5 Prozent p.a.) erlitten hat, verbuchte Indiens Schmucksektor dank einer Senkung der Importzölle ein Plus von 155,7 auf 171,6 Tonnen (+10,2 Prozent p.a.).

Signifikantes Minus bei Barren & Münzen

Eindeutig negative Vorzeichen gab es in Q3 bei Barren & Münzen zu vermelden, wo auf Jahressicht ein Rückgang von 295,9 auf 269,4 Tonnen (-9,0 Prozent) zu Buche schlug. In folgenden Regionen ging es besonders steil bergab:

  • China (-23,1 Prozent p.a.),
  • Deutschland (-69,6 Prozent p.a.),
  • Türkei (-55,3 Prozent) und
  • Schweiz (-37,5 Prozent).

Lediglich Indien bewies relative Stärke und verzeichnete einen markanten Nachfrageanstieg von 54,5 auf 76,7 Tonnen (+40,7 Prozent p.a.). Im Technologiesektor, der an den Goldmärkten stets als kleinstes Marktsegment wahrgenommen wird, war gegenüber der Vorjahresperiode ein Plus von 77,3 auf 83,0 Tonnen (+7,4 Prozent) registriert worden.

Mit Blick auf das globale Goldangebot fiel auf, dass im Recyclingsektor dank des gestiegenen Goldpreises mit plus 11,3 Prozent auf 323,0 Tonnen ein deutlich stärkerer Zuwachs als bei der Minenproduktion (+5,1 Prozent auf 989,8 Tonnen) erzielt wurde und Hedgingtransaktionen (Preissicherung) nahezu komplett zurückgefahren wurden (siehe Tabelle).

Fazit: Ein großer Vorteil von Gold stellt zweifellos der Umstand dar, dass sich dessen Menge nicht auf Knopfdruck vermehren lässt und seine weltweiten Vorkommen begrenzt sind. Wer auf langfristigen Werterhalt abzielt, sollte das gelbe Edelmetall auf keinen Fall ignorieren und sich zudem nicht zu sehr von dem diesjährigen Preisanstieg abschrecken lassen.

World Gold Council: Gold Demand Trends Q3 2024

Nachfrage (in Tonnen) Q3 2023 Q3 2024 Diff. (% p.a.)
Schmuckproduktion 582,2 543,3 -6,7 %
Schmucknachfrage 520,0 458,6 -11,8 %
Lagerbestände 62,1 84,6 36,2 %
Technologie 77,3 83,0 7,4 %
Elektronik 63,3 69,0 9,0 %
Andere Industrien 11,7 11,8 0,9 %
Dentalbranche 2,3 2,2 -4,3 %
Investment 156,8 364,1 132,2 %
    Barren & Münzen 295,9 269,4 -9,0 %
    ETFs und ähnliche Produkte -139,1 94,6
Notenbanken 363,9 186,2 -48,8 %
Goldnachfrage (ohne OTC) 1.180,2 1.176,5 -0,3 %
OTC u.a. 69,4 136,5
Goldnachfrage (insgesamt) 1249,6 1313,0 5,1 %
Minenproduktion 935,70 989,8 5,8 %
Hedging (Preisabsicherung) 23,8 0,2 -
Recycling 290,1 323,0 11,3 %
Gesamtangebot 1.249,6 1.313,0 5,1 %

Quelle: World Gold Council

Ausblick für die laufende Woche

In den kommenden Handelstagen dürfte der Goldpreis vor allem auf den Ausgang der Präsidentschaftswahl in den USA stark reagieren. Im Vorfeld der Entscheidung wurde u.a. die politische Unsicherheit in den USA als ein Grund für die relative Stärke des gelben Edelmetalls ausgemacht.

Früher galt die USA als Heimat von Demokratie und politischer Stabilität – davon ist mittlerweile nicht mehr viel übriggeblieben. Da keiner der beiden Kandidaten die ausufernden US-Staatsschulden ernsthaft bekämpfen möchte, dürfte die globale Krisenwährung Nummer Eins – Gold – unabhängig vom Wahlausgang aber auch in Zukunft sehr gefragt sein.

Für erhöhte Spannung sorgt zudem die Fed-Entscheidung am Donnerstag. Das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group zeigt derzeit eine Wahrscheinlichkeit von über 98,3 Prozent (1,7 Prozent) an, dass eine Zinsreduktion um 25 Basispunkte (50 Basispunkte) erfolgen wird.

Besonders stark dürften sich die Marktakteure vor allem für die anschließende Pressekonferenz interessieren.

Je „taubenhafter“ die Antworten und Statements von Fed-Chef Jerome Powell ausfallen werden, desto wahrscheinlicher wird sich die gute Laune an den Goldmärkten fortsetzen. Nach wie vor sprechen mehr Gründe für den Kauf als für den Verkauf von Gold.

Autor: Jörg Bernhard
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von GoldGlück | 06.11.2024, 15:12 Uhr Antworten

Dann erklärt mir einmal das Minus heute, entgegen die Zockerei an den Börsen und beim BTC.

2 Antworten an GoldGlück anzeigen

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