Gold: 2.244,87 € 0,00 %
Silber: 26,93 € 0,00 %
Stand: 01.03.2022 von Jörg Bernhard
Wenig überraschend fiel die Reaktion des Goldpreises auf den russischen Überfall auf die Ukraine aus. Auf einen Schlag befanden sich die internationalen Finanzmärkte im Risk-Off-Modus und trieben den Krisenschutz Gold in deutlich höhere Regionen.
Gold: Neue Rekordhochs ante portas?

Neue Allzeithochs in Reichweite

Nun wird eine Frage heiß diskutiert – nämlich die, ob das gelbe Edelmetall demnächst neue Allzeithochs markieren wird.

Die Antwort lautet: Es kommt drauf an. Sollte Putin tatsächlich die Beseitigung der demokratisch gewählten Regierung der Ukraine realisieren, dürften die geopolitischen Risikoprämien weiter ansteigen oder zumindest auf dem erhöhten Niveau verharren.

In einem Land führte Putins „Kriegsentscheidung“ gegen die Ukraine unmittelbar zu einem neuen Gold-Rekordhoch:

Russland.

Weil auf der einen Seite der russische Rubel seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine einen Wertverlust von in der Spitze über 45 Prozent erlitten hat und auf der anderen Seite der in Dollar gehandelte Goldpreis im selben Zeitraum eine Wertsteigerung von mehr als drei Prozent erfahren hat, führte dieser Mix zum Wochenstart zu einem neuen Intraday-Allzeithoch von über 216.000 Rubel (siehe Chart).

Goldpreis Chart Rubel 1 Jahr

Rekordhohe Goldpreise wurden im Februar aber auch in folgenden Ländern registriert:

  • Japan

  • Argentinien

  • Ungarn

  • Polen

  • Moldawien

  • Rumänien

(ohne Anspruch auf Vollständigkeit)

Und diese Liste könnte immer länger werden, schließlich werden sich die geopolitischen Risiken auf kurze Sicht höchstwahrscheinlich nicht in Wohlgefallen auflösen. Es könnte zwar immer wieder zu Gewinnmitnahmen und daraus resultierenden technischen Korrekturen kommen, die Gefahr eines langfristigen Trendwechsels nach unten können Anleger derzeit aber getrost vernachlässigen.

In der unten aufgeführten Tabelle erfahren Sie, wie weit die Goldpreise wichtiger Länder bzw. Regionen von ihren alten Rekordhochs noch entfernt sind.

Goldpreise in diversen Landeswährungen


Land / Region aktuell per oz Abstand zum Rekordhoch
Gold in USD USA 1.905,78 8,7 %
Gold in EUR Eurozone 1.702,42 3,8 %
Gold in CHF Schweiz 1.757,38 5,6 %
Gold in GBP Großbritannien 1.422,10 10,7 %
Gold in AUD Australien 2.639,21 6,1 %
Gold in CAD Kanada 2.428,12 12,6 %
Gold in CNY China 12.021,82 19,0 %
Gold in INR Indien 143.720,00 7,3 %
Gold in BRL Brasilien 9.837,38 5,4 %
Gold in KRW Südkorea 2.291.910,00 6,4 %
Gold in MXN Mexiko 39.030,59 17,8 %
Gold in TRY Türkei 26.269,37 13,7 %
Quelle: goldprice.org; Stand: 28.02.22 (13.00 Uhr)

Trendwechsel nach unten eher unwahrscheinlich

Es ist davon auszugehen, dass der Goldpreis als Krisen-, Vermögens- und Inflationsschutz höchstwahrscheinlich an Bedeutung gewinnen wird und ein Baissemarkt eher unwahrscheinlich sein dürfte.

Zur Erinnerung: Von einer Baisse wird in der Regel immer dann gesprochen, wenn das vorherige Hoch um mehr als 20 Prozent unterschritten wird. Beim Goldpreis wäre dies – gemessen vom bisherigen Rekordhoch – bei Preisen unter 1.650 Dollar der Fall.

So lange Putin an der Macht bleibt, dürfte die geopolitische Prämie jedoch weiterhin Bestand haben, schließlich hat die Weltöffentlichkeit in den vergangenen Wochen erfahren, was von den Worten und Versprechungen Putins zu halten und von seinen Taten zu befürchten ist.

Angesichts der jüngsten Entwicklung und der ungeklärten Todesursache oppositioneller Politiker und Journalisten in Russland, dem Tiergarten-Vorfall in Berlin, dem Anschlag auf einen ehemaligen KGB-Mitarbeiter in London und der mutmaßlichen Vergiftung Nawalnys hat der jüngste Überfall auf die Ukraine gezeigt, dass in den vergangenen Jahren die geopolitische Prämie beim Goldpreis wohl deutlich zu knapp bemessen war.

Ausblick für die laufende Woche

Fundamentale Wirtschaftsdaten dürften an den Goldmärkten in den kommenden Wochen möglicherweise ignoriert werden. Vielmehr dürften politische Entscheidungen und die weitere geopolitische Entwicklung mit Argusaugen verfolgt werden.

An den Finanzmärkten wird in solchen Marktphasen eine Börsenweisheit besonders gerne zum Besten gegeben:

„Politische Börsen haben kurze Beine“.

Angesichts der Tatsache, dass wichtige Aktienindizes wie der DAX oder der Dow-Jones ihre Anfang des Jahres erzielten Rekordhochs bislang um lediglich 13 bzw. sieben Prozent unterschritten haben, könnte man auch folgendes befürchten:

„Schlimmer geht´s immer“.

Käufe auf dem erhöhten Goldpreisniveau haftet sicherlich ein erhebliches Timingrisiko an. Wohl dem, der in Gold bereits investiert ist und somit keinem akuten Kaufdruck ausgesetzt ist. Mit Blick auf die aktuellen Aufgelder stellt sich die Lage relativ unaufgeregt dar, schließlich wurden bei Goldbarren und Goldmünzen vor einem Jahr deutlich höhere und im April 2020 aufgrund der corona-bedingten Lieferengpässe sogar vielfach höhere Aufpreise gegenüber dem reinen Materialwert bezahlt.

Unter charttechnischen Aspekten mag das gelbe Edelmetall vielleicht überkauft sein, auf lange Sicht gibt es derzeit jedoch absolut keinen Grund, den „Krisenschutz par excellence“ zu verkaufen.

Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
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von Kai | 07.03.2022, 09:39 Uhr Antworten

Ich hatte unabhängig von der Ukrainekriese letztes Jahr das Ziel 1 Kg Gold zu kaufen, da Gold endlich ist und bis 2035 die Reserven was herkömmliches Schürfen angeht erschöpft sind.
Das durch die Ukrainekriese der Turbo eingeschaltet wurde beim Goldanstieg war von mir nicht so kalkuliert aber langfristig wird sich die entwicklung beruhigen aber nicht mehr nennenswert nach unten gehen , Gold wird weiter steigen , allein der Inflation wegen. Lassen wir uns überraschen spannend wird es so oder so :-)

1 Antwort an Kai anzeigen
von Crusade | 03.03.2022, 16:37 Uhr Antworten

Russisches Gold wird kaum Absatzmärkte finden solange es von Russischen Händlern oder Banken Angeboten wird, Die Chinesen werden es nicht kaufen da der Preis dafür zu hoch angesetzt wurde durch den momentanen Preisanstieg selber. Es seih denn die Russen würden das Gold für sehr Günstig auf den Markt werfen.
Das Silber ein höheres Potenzial hat ist in meinen Augen unwahrscheinlich denn sehr oft ist es so gewesen das der Silber Preis richtigerweise zugelegt hat, aber der Goldpreis immer mit stärkeren Ausschlägen nachgezogen hat im vergleich zu Silber, auf jedenfall auf long Sicht.

von coolrunnings | 01.03.2022, 18:11 Uhr Antworten

Und was passiert, wenn Russland seine Goldreserven auf den Markt wirft ?

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