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Stand: 09.08.2022 von Jörg Bernhard
In wichtigen Wirtschaftsnationen befindet sich die Zuversicht der Konsumenten im Keller – sozusagen auf unterirdischem Niveau. Die Auswirkungen von Krieg und Inflation auf den Goldpreis sind aber alles andere als eindeutig.
Gold und die Folgen des gesunkenen Konsumvertrauens

Konsumlaune stark ausgebremst

In den vergangenen Monaten hat sich die Stimmung unter den Konsumenten massiv verschlechtert. In der unten aufgeführten Tabelle kommt das genaue Ausmaß dieses Vertrauensverlusts zum Ausdruck.

Verantwortlich hierfür war natürlich die russische Invasion in der Ukraine sowie die daraus resultierenden Zukunfts- und Inflationssorgen. Auf den Goldpreis wirken diese Kräfte derzeit sowohl positiv als auch negativ, wobei bislang keine von beiden einen sonderlich dominanten Einfluss auf auszuüben scheint.

Warum die Konsumschwäche den Goldpreis stimulieren könnte: Sollten Anleihen, Aktien und Kryptowährungen ihre Talfahrt fortsetzen, dürften sich viele Investoren wieder an die altbewährte Schutzfunktion des Goldpreises als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten erinnern. Als besonders positiv gilt in diesem Zusammenhang die negative Korrelation, die dem gelben Edelmetall gegenüber Aktien, dem Dollar und den Zinsen zugestanden wird. Seit Jahren kann man an den internationalen Börsen den Reflex sehen, dass bei einem Trendwechsel nach unten vor allem riskante Anlageformen verkauft bzw. gemieden werden, während defensive Assets, zu denen Gold zweifellos gehört stark profitieren.

Dass Gold als risikoarme Vermögensklasse anzusehen ist, kann man am besten an dessen Volatilität ablesen – eine in der Finanzwelt allgemein anerkannte Risikokennzahl. Laut Terminbörse CBOE notiert der Goldvolatilitätsindex (GVZ) aktuell bei 16,4 Prozent.

Nur zwei Beispiele:

Die Pendants auf Rohöl (OVX: 48,8 Prozent) bzw. den S&P-500-Index (VIX: 21,2 Prozent) weisen ein erheblich höheres Risiko aus.

Rezession und ihre potenziellen Folgen

Warum die Konsumschwäche den Goldpreis belasten könnte: Da die Konsumenten derzeit besonders stark unter den steigenden Preisen in nahezu allen Lebensbereichen leiden, dürfte dies deren verfügbaren Einkommen stark sinken lassen.

Da man Gold bekanntlich nicht essen kann, könnte die hohe Inflation das Interesse an Gold in weiten Kreisen der Bevölkerung gezwungenermaßen dahinschmelzen lassen. Gold ist zwar bei verunsicherten Anlegern sehr beliebt, aber was nutzt diese Vorliebe, wenn man es sich schlicht und einfach nicht mehr leisten kann.

Bevor nämlich Geld in Gold fließt, müssen noch Miete, Energiekosten, Lebensmittel u.v.m. bezahlt werden.

Falls diese Problematik auch Chinesen und Inder treffen sollte, droht zudem ein markanter Rückgang der globalen Schmucknachfrage, die bekanntlich als wichtigstes Goldmarktsegment gilt. Hier gelten die beiden asiatischen Länder als die beiden wichtigsten Nachfrager.

Eine miserable Stimmung unter den Konsumenten könnte für den Goldpreis aber noch einen weiteren unangenehmen Nebeneffekt haben.

Im Falle einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage könnten Konsumenten nämlich gezwungen werden, ihren Goldbesitz zu verkaufen, um Lebensnotwendiges zu erwerben. Danach sieht es derzeit angesichts solider Arbeitsmärkte und des anhaltenden Fachkräftemangels zumindest hierzulande nicht aus.

Wichtige Indizes zum Konsumentenvertrauen

Indexname Jahreshoch aktuell Differenz
USA 67,20 51,50 -15,70
China 121,50 86,80 -34,70
Japan 36,70 30,20 -6,50
Eurozone -9,60 -27,00 -17,40
Deutschland -6,90 -30,60 -23,70
Großbritannien -19,00 -41,00 -22,00
Frankreich 98,00 80,00 -18,00
Quelle: Tradingeconomics.com

Ausblick für die laufende Woche

Damit hat am vergangenen Freitag kaum jemand gerechnet: Mit 528.000 neu geschaffenen Stellen am US-Arbeitsmarkt wurde der durchschnittliche Erwartungswert der Analysten um mehr als das Doppelte übertroffen, was den Goldpreis wieder unter die Marke von 1.800 Dollar abstürzen ließ.

Der restriktive Tenor der US-Geldpolitik dürfte sich somit nicht so schnell verflüchtigen.

In den kommenden Tagen dürften sich die Akteure an den Finanzmärkten aber wieder für ein anderes Thema verstärkt interessieren, schließlich stehen am Mittwoch (US-Konsumentenpreise), Donnerstag (US-Produzentenpreise) und Freitag (Im- und Exportpreise) wieder wichtige Nachrichten von der Preisfront auf der Agenda.

Obwohl sich die US-Teuerungsrate im Juli laut Analystenschätzungen von 9,1 auf 8,7 Prozent p.a. verlangsamt haben soll, ist es für eine allgemeine Entwarnung auf jeden Fall zu früh. Normalerweise gilt das gelbe Edelmetall zwar als anerkannter Inflationsschutz, gegenwärtig scheinen unter den Investoren die Zinsängste jedoch stärker zu greifen als die Inflationsängste. Auf lange Sicht dürfte die Eignung als Krisen-, Vermögens- und Inflationsschutz – allen Unkenrufen zum Trotz – weiterhin gewährleistet sein.

Autor: Jörg Bernhard
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von Beate obendrein | 10.08.2022, 18:17 Uhr Antworten

Alles wird sich am Jahresende entscheiden

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