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Stand: 14.01.2025 von Jörg Bernhard
Donald Trumps bevorstehende Amtseinführung am 20. Januar sorgt für Unruhe an den Finanzmärkten. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen stieg auf über 4,8 Prozent, ein Höchststand seit Oktober 2023. Anfangs als Zeichen für erwartetes Wirtschaftswachstum interpretiert, wecken die steigenden Finanzierungskosten zunehmend Sorgen um die Schuldentragfähigkeit der USA.
Trump, Gold und die nachlassende Schuldentragfähigkeit

Fünf Prozent bei zehnjährigen US-Renditen in Reichweite

Selbst US-Staatsanleihen haben an Attraktivität verloren, schließlich haben massive Anleiheverkäufe die Rendite zehnjähriger Anleihen mit über 4,8 Prozent p.a. auf den höchsten Stand seit Oktober 2023 getrieben.

Seit dem überraschend deutlichen Wahlsieg Donald Trumps ging es mit den US-Renditen steil bergauf. Zunächst betrachteten Investoren die höheren Renditen von Staatsanleihen lediglich als eine unerwünschte Begleiterscheinung des stärkeren US-Wirtschaftswachstums, das der designierte Präsident Donald Trump versprach.

Mittlerweile gab es allerdings einen Stimmungsumschwung zu beobachten und es kommen verstärkt Befürchtungen auf, dass höhere Finanzierungskosten zum Problem werden könnten.

Die Erwartung einer Deregulierung und niedrigerer Steuern machte Hoffnung auf eine starke Konjunktur und all ihre angenehmen Begleiterscheinungen. Potenzielle Negativfaktoren wurden zunächst komplett ausgeblendet.

Doch dies hat sich nun verändert.

Trumps Regierungsteam dürfte nämlich nicht nur positive Maßnahmen umsetzen, sondern auch Schritte einleiten, die das Wachstum eher bremsen. Man denke nur an die angekündigten Massendeportationen oder die gegen zahlreiche Länder angedrohten Zölle, die einen markanten Inflationsschub verursachen könnten.

Als wichtige psychologische Schwelle für zehnjährige US-Renditen wird häufig die Fünf vor dem Komma interpretiert. Ab diesem Punkt könnten Umschichtungen aus Aktien in Anleihen erfolgen, schließlich sind Dividendenrenditen in einer ähnlichen Größenordnung in der Regel nur durch die Akzeptanz einer erheblich höheren Kursschwankungsintensität (Volatilität) möglich.

Doch einen Aspekt sollte Investoren in diesem Kontext auf keinen Fall aus dem Blick verlieren: die wenig solide Schuldentragfähigkeit.

Staatsschulden: USA ist kein Musterknabe

Hohe Renditen lassen einerseits die Herzen der Anleiheinvestoren zwar höherschlagen, andererseits bereiten diese den Gläubigern aber auch verstärktes Kopfzerbrechen.

Deutlich gestiegene Zinsen erschweren nämlich die Finanzierung der Staatshaushalte, weil immer mehr Geld für den Schuldendienst nötig wird und in anderen Bereichen somit fehlt.

Immer mehr Länder übertreffen mit ihrem Schuldenberg das jeweilige Bruttosozialprodukt. Von den G20-Staaten trifft dies auf immerhin neun Länder zu (siehe Tabelle).

Schuldenquote diverser G20-Staaten

Land in % des BIP
Japan 255,0
Singapur 168,0
Argentinien 155,0
Italien 135,0
USA 122,0
Frankreich 111,0
Kanada 108,0
Spanien 108,0
Großbritannien 97,6
Eurozone 87,4
Quelle: TradingEconomics

Die Refinanzierung dieser Schulden dürfte immer schwieriger werden, da an den Kapitalmärkten an einer dauerhaften Schuldentragfähigkeit verstärkt gezweifelt wird.

Selbst den USA fällt das Anzapfen der Kapitalmärkte nicht mehr so leicht wie in der Vergangenheit. Denn an den Kapitalmärkten genießt eine These weiterhin ein hohes Maß an Zustimmung: Je höher die Renditechance, desto höher das potenzielle Verlustrisiko.

Übertragen auf den Anleihesektor kann dies nur bedeuten, dass solche Investments im Zuge gestiegener Zinsen mit Blick auf das Kontrahenten- bzw. Ausfallrisiko auch riskanter geworden sind.

Ausblick für die laufende Woche

Am Mittwoch erfahren die Marktakteure wie sich in den USA im Dezember die Konsumentenpreise entwickelt haben. Laut einer von Trading Economics veröffentlichten Umfrage unter Analysten soll sich die jährliche Teuerungsrate von 2,7 auf 2,8 Prozent erhöht haben, während bei der Kernrate ein unveränderter Wert von 3,3 Prozent prognostiziert wird.

Abgerundet wird der Zahlenreigen zur Inflation am Donnerstag, wenn die Im- und Exportpreise veröffentlicht werden. Für erhöhte Aufmerksamkeit dürften an diesem Tag aber auch die US-Einzelhandelsumsätze, die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sowie der Konjunkturausblick der Philadelphia Fed sorgen.

Derzeit herrscht unter den Analysten eine starke Verunsicherung, wie sich unter der Herrschaft von Donald Trump die US-Wirtschaft entwickeln wird. Interpretiert man den Dollar als Indikator für die Stärke der USA deutet der Dollarindex mit dem kürzlich markierten höchsten Stand seit Herbst 2022 derzeit auf eine ausgeprägte Stärkephase hin.

Als „sicherer Hafen“ dürfte Gold insbesondere unter langfristigen Aspekten aber weiterhin deutlich heller strahlen als jede ungedeckte Fiat-Währung.

Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
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von solider Anleger | 21.01.2025, 16:22 Uhr Antworten

Die Regierung Biden hat es in vier Jahren geschafft, den Inhalt des Warenkorbs zu halbieren, den man für das gleiche Geld kaufen kann. Auch Trump wird die Inflation anheizen. Gründe dafür sind unter anderem die Zölle auf Billigimporte, die die Kosten in den USA in die Höhe treiben werden. Entscheidend wird das reale Einkommen in Kaufkraft sein.

Sachwerte schwingen in dieser Preisspirale mit und da muss man sich überlegen, ob man mit Au in der ersten Gewinnerliga spielt oder in Ag in der zweiten Liga investiert.

von SchwarzRotGold | 14.01.2025, 15:39 Uhr Antworten

Hallo Herr Bernhard. Sie sind älter als ich, dennoch glaube ich wir beide werden noch mindestens einmal in unserem Leben mit anderer Währung als der in unseren Geldbörsen von heute bezahlen. Dieser Artikel bestärkt mich in dieser Annahme. Es wäre für mich okay in GoSi-Äquivalent (Goldgedeckt) zu bezahlen - was denken andere?

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