Andere Welt: Warum stürzen Gold und Silber trotz Krisen ein?

Handelskriege, Russland-Sieg, Polit-Chaos, Schuldenwahnsinn, Konjunkturschwäche (siehe ZEW), Wiederbelebung der Inflation, Nahost-Konflikt etc. Das alles spielt momentan keine Rolle. Doch die Realität holt die Börsen immer ein. In Anbetracht der geballten Risikolage wohl eher früher als später.

Ausgesuchte kursrelevante Termine für Gold, Silber & Co. in der 45. Börsenwoche 2024:

• Montag: China – Kreditvergabe in CNY im Oktober (akt.: 500,0B | Sept. 1.590,0B),
• Dienstag: Verbraucherpreisindex auf Jahresbasis für Oktober (8:00 Uhr | akt.: 2,0 % | Sept.: 1,6 %), ZEW-Konjunktur-Index für November (akt.: -91,4 | Okt.: -86,9),
• Mittwoch: US-Verbraucherpreis-Index (Kernrate) für Oktober auf Jahresbasis (14:30 Uhr MEZ | e: 3,3 % | Sept.: 3,3 %).
• Donnerstag: US-Erstanträge Arbeitslosenhilfe KW 45 (14:30 Uhr MEZ | e: 222k | KW 44: 221k), US-Erzeugerpreise im Oktober auf Jahresbasis (14:30 Uhr MEZ | e: 2,3 % | 1,8 %).
• Freitag: Vorl. Bruttoinlandsprodukt UK auf Jahresbasis im Q3"24 (8:00 MEZ | e: 0,1 % | Q2"24: 0,7 %), Terminmarktdaten der US-Aufsichtsbehörde CFTC (COT-Report) für Gold, Silber Co. (20:30 Uhr MESZ).

Details zu den Daten, Prognosen sowie historische Zeitreihen finden Sie hier.

Gold & Silber – sichere Häfen überflüssig?

Schaut man auf die aktuellen Kurscharts von Gold und Silber, könnte man zu der Annahme gelangen, dass sich sämtliche wirtschaftliche und geopolitische Risiken in Luft aufgelöst haben.

Eine Feinunze Gold (31,1g) wird aktuell am Spot-Markt unter 2.600 US-Dollar gehandelt. Noch vor zwölf Tagen erreichte das gelbe Edelmetall ein Allzeithoch:

Der Chart des Silberpreis sieht noch destruktiver aus. Zwar handelt das weiße Edelmetall aktuell knapp über der 30-US-Dollar-Marke, aber wichtige charttechnische Unterstützungslinien wurden bereits nach unten durchbrochen:

Sorglosigkeit und Überspekulation

Doch das Gegenteil ist der Fall: Deutschland versinkt im Chaos, Donald Trump wird zum mächtigsten Mann der Welt und steigt in die Riege der Superreichen auf, die Bankenkrise in den USA nimmt wieder Fahrt auf, die Schuldenkrise gerät zunehmend außer Kontrolle, Russland will bis zum Amtsantritt des neuen Präsidenten die dritte und letzte Verteidigungslinie bei Prokowsk durchbrechen und erwartet wohl nicht zu Unrecht, jeden eroberten Quadratkilometer bei den anschließenden Friedenskonferenzen behalten zu können.

Die Mullahs in Teheran drohen Israel mit einem nie da gewesenen Vergeltungsschlag mit mehr Sprengkraft und einer höheren Zahl an Hyperschallraketen, die selbst für Israel schwer abzufangen sind. Und das sind nur die bekannten und relevantesten Risiken. Sobald Donald Trump am 20. Januar 2025 inthronisiert wird, ist täglich mit neuen Schock-Nachrichten zu rechnen.

Wie so oft an der Börse gilt auch im Falle von Gold und Silber

„Kaufe die Gerüchte, verkaufe die Fakten“.

Zuletzt waren die spekulativen Engagements stark angestiegen und eröffneten das Potenzial für zumindest kurzfristig heftige Kursrückschläge. Auch die Leistbarkeit, zumindest von Gold, litt v. a. in den Schwellenländern unter den hohen Preisen.

Mit den fallenden Kursen wird sich diese Situation bereinigen, was bleibt sind die unkalkulierbaren und zunehmenden Risiken, die einen Verzicht auf die sicheren Häfen Gold und Silber zuwiderlaufen.

Deutschland versinkt im Chaos

Die politischen Strukturen und Entscheidungsgremien sind aktuell und bis auf weiteres gelähmt – zur absoluten Unzeit. Deutschland, immerhin noch die größte Volkswirtschaft Europas, versinkt im Chaos, wie der aktuelle Konjunkturindex vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) unmissverständlich zeigt (von Erholung keine Spur). Die De-Industrialisierung schreitet zügig voran:

Unter Trump wird alles gut?

Und nicht nur das: Nach aktuellem Auszählungsstand dominieren die Republikaner nicht nur das Weiße Haus, sondern auch die beiden Kammern des Kongresses (Senat und Abgeordnetenhaus). Damit kann Trump zumindest bis zu den Zwischenwahlen in zwei Jahren durchregieren und wird damit zu einem der mächtigsten Männer der Welt, dem sogar der reichste Mann (Elon Musk) zu Kreuze kriecht.

Damit steht jetzt schon fest, dass die zweite Amtszeit noch rigoroser in Sachen Handelskrieg und Amerika-First-Doktrin von Trump gestaltet wird. Und das in einer Welt, in der selbst in den G7-Staaten Großbritannien und Deutschland politisches und wirtschaftliches Chaos herrscht.

Die Gesamtgemengelage hat sich seit dem 5. November nicht zulasten von Gold und Silber verändert. Korrekturen gehören an der Börse dazu. Mehr Gründe für wieder steigende Edelmetallpreise gab es gleichwohl selten zuvor.