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Stand: 02.03.2021 von Jörg Bernhard
Für den Goldpreis verlief der Start ins Jahr 2021 relativ holprig. Wachsender Verkaufsdruck von den Terminmärkten und im ETF-Sektor hat den Krisenschutz unter seine 200-Tage-Linie sowie unter die Marke von 1.800 Dollar abrutschen lassen.
Gold: Wachsender Verkaufsdruck aus diversen Marktsegmenten

Massiver „Aderlass“ beim weltgrößten Gold-ETF

Im vergangenen Jahr hat sich der Goldpreis vor allem aufgrund der enormen Nachfrage der ETF-Investoren kräftig verbilligt. In den vergangenen beiden Monaten kam „aus dieser Ecke“ und von der Terminbörse Commodity Exchange erheblicher Verkaufsdruck auf.

Aufgrund der corona-bedingten Verunsicherung sind im vergangenen Jahr vor allem US-Investoren in den weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares regelrecht geflohen. Von Januar bis Dezember hat sich dessen gehaltene Goldmenge von 893,25 auf 1.170,74 Tonnen (+31,0 Prozent) erhöht. Zugleich kletterte sein Marktwert dank der Goldpreisrally von 43,7 Milliarden auf 71,2 Milliarden Dollar (+62,9 Prozent).

Die Zuflüsse in in physisch hinterlegte Gold-ETFs betrugen laut World Gold Council in 2020 insgesamt 877,1 Tonnen. Damit wurde der bisherige Rekordwert aus dem Krisenjahr 2009 mit 649 Tonnen trotz Förder- und Lieferprobleme deutlich übertroffen. Mit diesen Zuflüssen stieg die Gesamtmenge an Goldbeständen insgesamt von 2.874,4 auf 3.751,5 Tonnen an. Auch dies ein satter Zuwachs, umgerechnet +30,5 Prozent.

Doch im Jahr 2021 hat sich wieder einmal gezeigt, wie schnell insbesondere institutionelle Investoren ihre Meinung ändern. Seit dem Jahresultimo gab es beim SPDR Gold Shares nämlich massive Verkäufe zu beobachten.

Diese haben den „Goldberg“ innerhalb von zwei Monaten von 1.170,74 auf 1.093,54 Tonnen (-6,6 Prozent) abschmelzen lassen und dadurch zu einem „Aderlass“ von über 77 Tonnen geführt.

Optimismus an den Terminbörsen im Sinkflug

Auch an den Terminbörsen dominieren derzeit negative Vorzeichen das Marktgeschehen. So hat sich zum Beispiel seit Ende Dezember die Anzahl offener Kontrakte von 556.400 auf 481.100 Futures (-13,5 Prozent) reduziert.

Nur zur Erinnerung: Ein Gold-Future bewegte den Gegenwert von 100 Feinunzen Gold, so dass sich das derzeitige Marktvolumen des weltweit wichtigsten Terminmarkts für Gold auf 1.496 Tonnen beläuft – zumindest auf dem Papier.

Mit der Stimmung großer Terminspekulanten (Non-Commercials) ging es ebenfalls deutlich bergab. Noch immer wettet diese Gruppe von Marktakteuren zwar mehrheitlich auf einen steigenden Goldpreis, ihre Netto-Long-Position (per Saldo optimistisch gestimmt) hat sich bis Ende Februar allerdings von 268.900 auf 215.700 Futures (-19,8 Prozent) kräftig reduziert.

Bislang folgt der Goldpreis den Rohstoffpreisen nicht in höhere Regionen. Während zum Beispiel der Bloomberg Commodity Index in diesem Jahr bereits um über neun Prozent zugelegt hat, verbuchte der Goldpreis im selben Zeitraum ein Minus von fast neun Prozent (siehe Chart).

Bloomberg Commodity Index vs. Gold

Diese Underperformance dürfte vor allem auf die sich aufhellenden Konjunkturperspektiven zurückzuführen sein. Obwohl die aktuelle Corona-Lage Deutschlands eher bescheiden ausfällt, befindet sich die Zahl der weltweiten Neuinfektionen auf dem Rückzug.

Auch das Durchimpfen der Bevölkerung funktioniert in zahlreichen anderen Ländern besser als in Deutschland. Im Grunde genommen wettet die Finanzwelt derzeit auf einen baldigen Sieg über die Pandemie. Sollte die Konjunktur stärker als erwartet anspringen, könnten sich die Rohstoffpreise noch deutlicher nach oben bewegen, was die Inflation beschleunigen dürfte. Und woran denken Menschen mit Inflationsängsten erfahrungsgemäß?

Richtig, an ein Investment in Gold.

Ausblick für die laufende Woche

An der Inflationsfront tut sich was: Kein Wunder angesichts steigender Rohstoffpreise.

Allein der Ölpreis hat sich seit dem Jahreswechsel bereits um rund 30 Prozent verteuert. Und auch die meisten Industriemetalle sind in diesem Jahr deutlich gestiegen, allen voran Zinn (24 Prozent), Kupfer (16 Prozent) und Nickel (12 Prozent).

Bundesbankpräsident Jens Weidmann erwartet bspw. bis Ende des Jahres eine jährliche Inflationsrate von über drei Prozent. Am Montagnachmittag wurde für Deutschland eine Geldentwertung von 1,3 Prozent p.a. gemeldet.

Das heißt: Wer 100.000 Euro besitzt und hierfür weder Zinsen noch Dividenden erhält, wird gemessen an der Kaufkraft innerhalb eines Jahres um 1.300 Euro ärmer.

Sollte sich die Inflation tatsächlich auf drei Prozent beschleunigen, würde sich der Vermögensverlust sogar auf 3.000 Euro erhöhen. Wer dies verhindern möchte, muss Geld in andere Anlageklassen tauschen.

Gold mag auf kurze Sicht derzeit keinen sonderlich guten Lauf haben, auf lange Sicht sollte es aber weiterhin seinem Ruf gerecht werden, Vermögen zu erhalten und krisensicherer zu machen.

Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
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von Steffen | 08.03.2021, 18:30 Uhr Antworten

Derzeit ist es noch nicht wie am "Wühltisch". Aufgrund der Papiergeldpreise sinkt auch der Preis für das physische Metall und Glück wer noch etwas aufstocken will. Preise wie vor einem Jahr haben mich gerade wieder zum Anlegen bewegt. Wem es nur um Metall (und nicht um "Spielereien und Glanz" geht sollte sich ganz klar für Barren mit bestem Preis-Leistungs-Verhältnis entscheiden.

von Aureus | 04.03.2021, 01:26 Uhr Antworten

Der Verkaufsdruck dürfte noch eine Weile anhalten. In anderen Assetklassen, vor allem in den zyklischen Aktien und dem Bitcoin, ist momentan weitaus mehr Geld zu verdienen. Daher wird den Gold-ETFs das Geld entzogen, um auf diesen beiden Partys kräftig mitfeiern zu können. Menschen sind eben gierig und neigen dazu, in Herden bestimmten Trends hinterherzulaufen.
So langsam beginnt Gold aber wieder ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis zu haben. Wer noch nicht groß investiert ist, kann vorsichtig anfangen erste Positionen aufzubauen und sollte sukzessive zu vorher festgelegten Punkten weiter nachkaufen.
Das Problem dabei: es erfordert mehr Willenskraft in fallende als steigende Kurse zu investieren!

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von Til | 03.03.2021, 21:53 Uhr Antworten

Was hat Warren Buffett mal gesagt?
“Die meisten Leute interessieren sich für Aktien, wenn alle anderen es tun. Die beste Zeit ist aber, wenn sich niemand für Aktien interessiert.”
Das Gleiche gilt für Gold.

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