Gold: 2.164,17 € -0,03 %
Silber: 25,35 € -0,16 %
Stand: 14.04.2023 von Florian Grummes
Der Goldpreis konnte sich ausgehend von seinem dreifachen Boden um 1.615 US-Dollar in den letzten fünf Monaten spektakulär um über 26,5% erholen. Zunächst erreichten die Gold-Notierungen Anfang Februar mit 1.959 US-Dollar ein Zwischenhoch. Von hier aus kam es dann vier Wochen lang zu einem deutlichen Rücksetzer, der die Gemüter beruhigte und die überkaufte Lage neutralisierte.
Gold – Vorsicht, da kommt nochmal ein Rücksetzer

Seit Anfang März läuft die nächste Aufwärtswelle, welche den Goldpreis in der Spitze bislang von 1.804 US-Dollar bis auf 2.048 US-Dollar erneut deutlich gen Norden beförderte.

Noch ist das Ende dieser Aufwärtswelle nicht exakt absehbar, die Goldnotierungen treffen aber spätestens im Bereich um 2.050 bis 2.075 US-Dollar auf eine sehr starke Widerstandszone.

Angesichts des hohen Optimismus, der erneut stark überkauften technischen Lage sowie der ungünstigen saisonalen Komponente als auch der Silberpreis-Stärke müssen wir aktuell eine Warnung aussprechen!

Wir gehen momentan eher davon aus, dass der nachhaltige Ausbruch auf neue Allzeithochs erst im Hoch- oder Spätsommer erfolgen kann. In den kommenden Wochen bzw. zwei bis vier Monaten könnte ein gesunder Rücksetzer nochmals eine sehr gute Kaufchance liefern.

Goldpreis in US-Dollar – Knapp unter dem Allzeithoch

Gold in US-Dollar, Wochenchart vom 14.April 2023Gold in US-Dollar, Wochenchart vom 14.April 2023. ©Gold.de

Vor vier Wochen hatten wir dem Goldpreis einen weiteren Anstieg vorausgesagt.

Tatsächlich schnellten die Notierungen seitdem um rund 90 US-Dollar bis auf 2.048 US-Dollar nach oben. Allerdings erreicht der Goldpreis damit aktuell die altbekannte und starke Widerstandszone zwischen 2.050 und 2.075 US-Dollar. Hier scheiterten die Goldbullen im August 2020 bei 2.075 US-Dollar und im März 2022 bei 2.070 US-Dollar.

Diese „hohen Niveaus“ konnten damals jeweils nur für sehr kurze Zeit erreicht werden und leiteten beide Male eine große Korrekturwelle ein.

Nun klopft der Goldpreis nach einer beeindruckenden Rally wieder an diese Widerstandszone an. Nach einem Anstieg von 432 US-Dollar bzw. 26,73% innerhalb von rund fünf Monaten ist die technische Lage jetzt jedoch sowohl auf dem nicht abgebildeten Tages- als auch auf dem Wochenchart stark überkauft. Hinzu kommen zunehmend auch negative Divergenzen, da verschiedene Indikatoren die neuen Hochs zuletzt nicht mehr bestätigen.

Gleichzeitig sind die Frühlings- und Frühsommer-Monate laut der saisonalen Statistik über die letzten 53 Jahre den Edelmetallpreisen nicht gerade wohlgesonnen. Vielmehr korrigiert der Goldpreis zwischen März und Juli meist scharf.

Gold Sentiment Optix vom 13.April 2023Gold Sentiment Optix vom 13.April 2023. ©Sentimentrader und Gold.de

Bedenklich ist auch die Stimmungslage unter den Marktteilnehmern. Zwar ist der Sentiment-Indikator Optix von seinen Allzeithochs noch ein gutes Stück entfernt, trotzdem vermuten wir ein kurzfristiges Stimmungshoch, denn die erste Erholungswelle aus einem großen Panik-Boden heraus führt selten direkt in einen extremen Optimismus.

Und schließlich hat sich in den letzten fünf Wochen auch der Silberpreis unter die Partygesellschaft gemischt. Typischerweise macht Silber das aber immer erst kurz vor dem großen Finale einer Aufwärtswelle. Für uns ist die fulminante Silber-Rally von 19,90 US-Dollar bis auf 25,99 US-Dollar in nicht ganz fünf Wochen daher ein weiteres bärisches Indiz.

Idealerweise verlässt man auf dem Höhepunkt die Party und erspart sich den Abgesang. Allerdings gilt das nur für spekulative Edelmetall-Positionen. Physische Edelmetalle darf man wegen einer möglichen Zwischenkorrektur natürlich auf gar keinen Fall hergeben.

Goldpreis in Euro – Neues Kauflimit bei 1.775 Euro

Auf Euro-Basis peilt der Goldpreis ebenfalls sein Allzeithoch (1.902 Euro) an. Aufgrund der Dollar-Schwäche bzw. Euro-Stärke fällt der Anstieg seit dem letzten November mit einem Plus von 14,4% insgesamt aber deutlich dezenter aus.

Ein Rücksetzer in den kommenden Wochen würde uns wie dargelegt nicht überraschen und könnte zu einem Wiedersehen mit der steigenden 200-Tagelinie (1.728 Euro) führen. Wir setzen daher ein neues Kauflimit bei 1.775 Euro.

Zusammenfassung - Vorsicht, da kommt nochmal ein Rücksetzer

Insgesamt dürfte der Goldpreis vermutlich vor einem Zwischenhoch stehen. Ein Rücksetzer wäre nur gesund und könnte bis zum Hochsommer nochmal eine exzellente Nachkauf-Chance liefern.

Je nachdem, ob sich der Goldpreis im Zuge eines Topping-Prozess zunächst mehrmals an der Widerstandszone 2.050 – 2.075 US-Dollar fest läuft oder schon in diesen Tagen eine harte Umkehr aufs Parkett legt, würde sich im nächsten Schritt das Korrekturpotential genauer herauskristallisieren.

Wird es ein mehrwöchiger Topping-Prozess, könnte die Auffangstation schon um 1.950 bis 1.970 US-Dollar warten. Kommt es hingegen zu einer scharfen Umkehr, dürfte das Mindest-Korrektur-Ziel eher im Bereich zwischen 1.900 und 1.920 US-Dollar zu finden sein. Das derzeitige „Worst-Case-Szenario" wäre ein Schließen der offenen Kurslücke (Gold-Future) im Bereich um 1.875 US-Dollar.

Wir würden einen deutlichen Rücksetzer begrüßen, damit der Goldpreis dann in der zweiten Jahreshälfte mit frischen Kräften nachhaltig auf neue Allzeithochs ausbrechen kann.

Sollten die Notierungen stattdessen direkt durchmarschieren, wären Goldpreise um 2.250 US-Dollar wohl erreichbar. Deutlich darüber hinaus wird die Kraft der Goldbullen dann aber in diesem Jahr wohl nicht reichen.

Autor: Florian Grummes
Technischer Analyst, Edelmetallexperte

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