Risiken im Bankensektor steigen
Eines sollte im Angesicht der aktuellen Pandemie niemanden wundern: Trotz der milliardenschweren Staatshilfen dürften im Jahr 2020 steigende Kreditausfälle deutscher Banken und daraus resultierende Verluste vorprogrammiert sein. Bei der Commerzbank beläuft sich die Risikovorsorge auf 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro, beim Branchenprimus Deutsche Bank fällt sie mit 273 Millionen Euro hingegen erstaunlich niedrig aus.
Zur Erinnerung: Ende Juni war noch ein Wert von 733 Millionen Euro gemeldet worden und Ende Dezember lag man mit 261 Millionen Euro nur unwesentlich unter dem aktuellen Betrag.
Die im MDAX notierte Aareal Bank wies im Zuge aktueller Quartalszahlen eine Vervielfachung der Risikovorsorge von 27 auf 61 Millionen Euro aus und auch bei der nicht-börsennotierten DZ Bank und der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) wurde das Management vorsichtiger. Bis Ende Juni hat zum Beispiel die DZ Bank ihre Risikovorsorge gegenüber der vergleichbaren Vorjahresperiode von 105 auf 522 Millionen Euro fast verfünffacht.
Unter sämtlichen Landesbanken sorgt die LBBW mit 281 Millionen Euro gegenwärtig am stärksten vor, gefolgt von der Helaba (151 Millionen Euro), der NordLB (99 Millionen Euro) und der BayernLB (75 Millionen Euro).
Grundsätzlich dürften bei vielen Banken allerdings erheblich höhere Risiken „schlummern“. Weil viele Institute derivative Wetten eingegangen sind, deren Ausmaß kaum überschaubar und der Öffentlichkeit nicht bekannt sein dürfte, kann man so manche Bank unter Risikoaspekten eher als „Black Box“ bezeichnen.
Deshalb sollten Privatanleger nicht das ganze Geldvermögen bei einer Bank deponieren, insbesondere bei Geldbeträgen über 100.000 Euro.
Zum einen, weil dann bei so manchem Finanzinstitut „Strafzinsen“ verlangt werden. Zum anderen, aber vor allem wegen der auf maximal 100.000 Euro begrenzten gesetzlichen Einlagensicherung.
Geldalternativen stark gefragt
Die große Mehrheit der Anleger – große wie kleine – vertrauen offensichtlich weiterhin darauf, dass die internationalen Notenbanken und Staatsregierungen mit ihren Hilfen in Billionenhöhe einen Zusammenbruch des globalen Finanzsystems verhindern werden. Vollkommen überzeugt scheint man davon allerdings nicht zu sein, schließlich haben in diesem Jahr Krisenwährungen wie Gold, Silber sowie Bitcoin & Co. eindeutig Hochkonjunktur.
Deren Hauptvorteil besteht in erster Linie darin, dass sie sich nicht beliebig vermehren lassen. Edelmetalle könne nur durch den massiven Einsatz von Arbeit, Kapital und Energie gewonnen werden, bei Kryptowährungen wie dem Bitcoin wird vor allem Kapital und Energie benötigt.
Eine große Gemeinsamkeit besteht darin, dass Edelmetalle wie Kryptowährungen weder Zinsen noch Dividenden bieten, in den vergangenen Jahren wurde dieser Nachteil über steigende Preise aber mehr als ausgeglichen (siehe Tabelle).
Performance von Banken, Gold, Silber und Bitcoin
|
aktuell |
1 Jahr |
3 Jahre |
5 Jahre |
10 Jahre |
DAXsector Banks |
76,22 |
17,6 % |
-44,1 % |
-49,6 % |
-67,5 % |
DAXsector All Banks |
24,10 |
-10,1 % |
-46,0 % |
-36,5 % |
-60,5 % |
Euro Stoxx Banks |
71,70 |
-23,3 % |
-45,6 % |
-46,7 % |
-58,4 % |
Gold in Euro (Feinunze) |
1.592,60 |
20,1 % |
47,0 % |
57,1 % |
60,2 % |
Silber in Euro (Feinunze) |
20,67 |
34,7 % |
42,4 % |
54,6 % |
9,5 % |
Bitcoin in Euro |
13.843,00 |
80,0 % |
118,4 % |
4486,2 % |
- |
Stand: 16. November 2020
Ausblick für die laufende Woche
Obwohl sich der Goldpreis seit seinem Anfang August markierten Altzeithoch zeitweise um ungefähr 200 Dollar ermäßigt hat, kann man ihm dennoch eine starke Widerstandskraft attestieren. Auch das Verletzen der mittelfristigen 100-Tage-Linie hat die Krisenwährung ohne „größere Blessuren“ überstanden.
Aktuell bildet das gelbe Edelmetall oberhalb von 1.850 Dollar einen tragfähigen charttechnischen Boden aus. In den vergangenen Wochen traten spätestens hier Schnäppchenkäufer in Erscheinung. Der Goldappetit scheint weiterhin von nachhaltiger Natur zu sein. Wenn man bedenkt, das Ende September fast 1.900 Milliarden Euro in Bargeld und auf deutschen Girokonten „gebunkert“ waren, wird sehr schnell klar, dass der „ganz normale Bundesbürger“ in Gold eher unterinvestiert sein dürfte.
Selbiges trifft aber auch auf institutionelle Investoren zu. Dies wird zum Beispiel durch den Umstand veranschaulicht, dass Xetra-Gold – das beliebteste und umsatzstärkste Papiergold Deutschlands – auf einen Marktwert von lediglich 11, 3 Milliarden Euro kommt. Dies entspricht lediglich einem 168stel der oben erwähnten 1.900 Milliarden Euro.