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Stand: 19.07.2022 von Jörg Bernhard
In der vergangenen Woche gab es aus den USA wieder einmal diverse Hiobsbotschaften von der Inflationsfront zu vermelden. Mit 9,1 Prozent p.a. wurde der vergleichbare Vorjahreswert in Höhe von 5,4 Prozent deutlich übertroffen.
Gold: Zinsanstieg kompensiert Inflationszuwachs

Starker Höhenflug bei US-Inflation und -Renditen

Die aktuelle Teuerungsrate fiel zudem erheblich höher als erwartet aus und stellte zudem den höchsten Wert seit November 1981 dar. Damals verzeichnete der Dollar einen Kaufkraftverlust in Höhe von 9,6 Prozent.

Bei den US-Produzentenpreisen stellte sich gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs von 7,3 auf 11,3 Prozent ein. Besonders besorgniserregend stellt sich vor allem das rasante Tempo dar, mit dem nicht nur der US-Dollar an Wert verliert. Unter den G20-Staaten leiden zum Beispiel die

  • Türkei (78,6 Prozent)
  • Brasilien (11,9 Prozent)
  • Russland (15,9 Prozent)
  • Argentinien (64 Prozent)

noch stärker unter der enormen Geldentwertung.

Da die internationale Finanzwelt in diesem Zusammenhang besonders aufmerksam die Entwicklung in den USA verfolgt, generiert gegenwärtig insbesondere der ebenfalls zu beobachtende massive Zinsanstieg weltweite Rezessionsängste.

Während der erste Zinsschritt der Europäischen Zentralbank am Donnerstag erwartet wird und mit 25 Basispunkten relativ schwach ausfallen dürfte, hat die US-Notenbank Fed ihre Leitzinsen allein in diesem Jahr bereits um 150 Basispunkte nach oben geschraubt.

Und ein „Ende der Fahnenstange“ scheint damit noch lange nicht erreicht zu sein.

Laut FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group sollen sich die Fed Funds bis Ende des Jahres weiter deutlich nach oben bewegen. Die bis Ende Dezember prognostizierten Zinserhöhungen reichen von 150 Basispunkte (7,8 Prozent) bis 250 Basispunkte (3,8 Prozent), wobei für die Bandbreite von 175 bis 225 Basispunkte (88,4 Prozent) die Wahrscheinlichkeit derzeit am höchsten ausfällt.

Die Zinswende in den USA hat auch eine Trendwende bei US-Staatsanleihen ausgelöst.

Deren Renditen haben sich sowohl bei kurzen als auch bei langen Laufzeiten gegenüber den vergleichbaren Vorjahreswerten regelrecht vervielfacht (siehe Tabelle).

Eine Korrelation hat sich in diesem Jahr somit als ausgesprochen zuverlässig erwiesen, da steigende Zinsen aufgrund der damit verbundenen höheren Opportunitätskosten stets als Nachteil für den Goldpreis interpretiert werden.

Doch diese vermeintliche Kausalität verfügt derzeit über einen Haken. Die aktuelle Inflationsrate übertrifft die gegenwärtig erzielbaren US-Renditen um mehr als das Doppelte. Sollte die Inflationsrate dauerhaft signifikant höher als die Renditen ausfallen, dürfte sich Gold weiterhin als guter Inflationsschutz erweisen.

Auf den diesjährigen Inflationsanstieg hat er zwar eindeutig enttäuschend reagiert, allerdings sollte man deshalb die älteste Krisenwährung der Welt auf keinen Fall abschreiben, schließlich entwickelte sie sich in den vergangenen zwölf Monaten weniger verlustreich und weniger volatil als viele wichtige Aktienindizes bzw. Kryptowährungen.

USA: Inflation und Renditen im Höhenflug

Juni-21 Juni-22
Juni-21 Juni-22
US-Inflation 5,40% 9,10%
US-Produzentenpreise 7,30% 11,30%
US-Staatsanleihen (12 Monate) 0,069% 3,093%
US-Staatsanleihen (3 Jahre) 0,338% 3,138%
US-Staatsanleihen (5 Jahre) 0,678% 3,048%
US-Staatsanleihen (10 Jahre) 1,184% 2,919%
US-Staatsanleihen (30 Jahre) 1,837% 3,081%
Quelle: TradingEconomics.com; wsj.com

Ausblick für die laufende Woche

Was viele Kritiker bereits seit Längerem von der EZB gefordert haben, dürfte am Donnerstag endlich eintreten – ein Anheben der europäischen Leitzinsen. In den vergangenen Jahren haben die europäischen Notenbanker vor allem das Ziel verfolgt, den hochverschuldeten Südländern niedrige Finanzierungskosten zu bescheren.

Bei Bundesanleihen hat dies zeitweise sogar zu dem paradoxen Umstand geführt, dass angesichts negativer Anleiherenditen der Staat mit dem Schuldenmachen sogar Geld verdient hat.

In dieses Bild passt auch der negative Zins für Bankeinlagen bei der EZB von aktuell minus 0,5 Prozent, den viele Geschäftsbanken beim Überschreiten bestimmter Kapitalsummen an ihre Kunden weitergegeben haben. Doch was sollen Geldanleger eigentlich von einer Währung halten, die mit Blick auf die erzielbaren Renditen weniger als nichts ermöglicht?

Sicherlich nicht viel.

Auf der einen Seite steckt weiterhin viel erspartes Kapital in wenig ergiebigen Anlageformen wie Tagesgeld, Festgeld oder Kapitallebensversicherungen. Auf der anderen Seite sind Investoren aber auch in riskantere Anlageklassen, wie Aktien oder Kryptowährungen geflohen.

Stark vernachlässigt wurde in den vergangenen Wochen und Monaten daher vor allem eine Anlageklasse: Gold. Ob dies gerechtfertigt war oder nicht, wird die Zukunft zeigen.

Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
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