Goldpreis: Corona & Co. generierten Rekorde
Zunächst ließ man mit Blick auf Gold das Jahr 2020 noch einmal Revue passieren. So gehörte das gelbe Edelmetall hinsichtlich seiner Jahresperformance zu einer der besten Anlageklassen. Gestiegene Risiken, niedrige Zinsen und ein positives Momentum – insbesondere im Frühling und Sommer – haben dem gelben Edelmetall zu einem neuen Rekordhoch bei 2.067,15 Dollar verholfen (siehe auch Gold Allzeithoch).
Allzeithochs erzielte die Krisenwährung übrigens auch in allen anderen wichtigen Währungen (siehe Tabelle). Zugleich wies der WGC darauf hin, dass die technische Korrektur beim Goldpreis im abgelaufenen Jahr relativ gering ausgefallen war.
Goldpreis in wichtigen Währungen
Währung |
Performance (2020) |
Preis (Jahresultimo) |
Rekordhoch |
Datum |
USD (Unze) |
24,60 % |
1.888,0 |
2.067,0 |
06.08.2020 |
EUR (Unze) |
14,30 % |
1.543,0 |
1.746,0 |
06.08.2020 |
JPY (g) |
18,40 % |
6.266,0 |
7.013,0 |
06.08.2020 |
GBP (Unze) |
20,80 % |
1.381,0 |
1.573,0 |
06.08.2020 |
CAD (Unze) |
22,40 % |
2.405,0 |
2.749,0 |
06.08.2020 |
CHF (Unze) |
13,80 % |
1.669,0 |
1.883,0 |
06.08.2020 |
INR (10 g) |
27,60 % |
44.343,0 |
49.803,0 |
06.08.2020 |
RMB (g) |
17,00 % |
396,9 |
461,5 |
06.08.2020 |
TRY (Unze) |
55,60 % |
14.030,0 |
16.518,0 |
06.11.2020 |
RUB (g) |
48,40 % |
4.489,0 |
4.907,0 |
02.11.2020 |
ZAR (g) |
30,90 % |
891,0 |
1.165,0 |
06.08.2020 |
AUD (Unze) |
13,50 % |
2.446,0 |
2.863,0 |
06.08.2020 |
Quelle: World Gold Council
Feedback?
Gold habe Anlegern dabei geholfen, Portfolioverluste zu begrenzen und Portfoliorisiken zu begrenzen. Des Weiteren merkte der WGC an, dass der Goldpreis im zweiten Halbjahr weniger von den spekulativen Terminmärkten, sondern vielmehr vom ETF-Marktsegment und dem physischen Handel von Barren und Münzen abhängig war.
Für Investoren stellt sich die Lage an den Finanzmärkten relativ gemischt. Als potenzielle Kaufargumente für Gold haben die WGC-Analysten die weltweit gestiegenen Corona-Neuinfektionen sowie die neuen, noch ansteckenderen Varianten des Virus genannt.
Zudem seien bspw. US-Aktien historisch hoch bewertet und die ausufernden Haushaltsdefizite könnten zu einer beschleunigten Inflation führen, zumal Fed und EZB ein Überschreiten der bisherigen "Wunschinflation" in Höhe von zwei Prozent tolerieren würden. Gold wird daher vor allem als wirksamer Vermögensschutz eingestuft.
Ausblick fällt tendenziell positiv aus
Alle wichtigen Einflussfaktoren auf den Goldpreis wurden vom WGC analysiert. So könnte in diesem Jahr die Konsumentennachfrage von einer starken wirtschaftlichen Erholung profitieren – insbesondere in Indien und China.
Keine nennenswerten Veränderungen werden 2021 hinsichtlich der Aktivitäten der Notenbanken erwartet. 2020 kauften sie zwar weniger als in den drei vorherigen Jahren, nach wie vor gäbe es aber gute Gründe, die Goldreserven weiter aufzustocken. Auf der Angebotsseite bestehen hinsichtlich der Minenproduktion zwar weiterhin Unsicherheiten, grundsätzlich hält man ähnlich hohe Produktionsausfälle wie in 2020 allerdings für unwahrscheinlich.
Bei der Performance des Goldpreises stufen die Analysten des WGC vier Faktoren als entscheidend ein. Von strategischer Natur sehen sie zum Beispiel das wirtschaftliche Wachstum und den Grad der Verunsicherung unter Investoren, während den Opportunitätskosten und dem Momentum eher eine taktische Bedeutung beigemessen wird.
Summa summarum erwartet der WGC im laufenden Jahr eher eine positive Goldperformance. Diese dürfte allerdings weniger fulminant als im Jahr 2020 ausfallen. Für einen Nachfrageboom könnte bspw. ein stärkeres Interesse chinesischer und indischer Konsumenten sorgen (mehr zum Thema Goldnachfrage). Zudem sei mit dauerhaft niedrigen Zinsen für gute Laune sorgen, was in der Regel als Vorteil für Gold ausgelegt wird, schließlich fällt in Niedrigzinsphasen der Verzicht auf Zinsen (keine Opportunitätskosten) besonders leicht.
Hier können Sie die komplette Analyse zum Ausblick 2021 herunterladen
Ausblick für die laufende Woche
Trotz weltweit explodierender Geldmengen bewegt sich die deutsche Inflationsrate seit Monaten im negativen Bereich. Vor fünf sowie vor elf Jahren war dies krisenbedingt ebenfalls der Fall. Doch die älteren Semester können sich möglicherweise noch gut an erheblich ausgeprägtere Inflationsphasen erinnern. In den 70er-, 80er- und 90er-Jahren kletterte nämlich die Inflation zeitweise auf über fünf Prozent.
Doch damals gab es weder Leitzinsen nahe null Prozent noch Strafzinsen im negativen Bereich und die Renditen von Staatsanleihen bester Bonität übertrafen die Geldentwertung mitunter deutlich. Heutzutage verdient man mit Bundesanleihen – selbst bei 30 Jahren Laufzeit – weniger als nichts.
EZB und Fed wünschen sich seit Jahren eine Geldentwertung von ungefähr zwei Prozent, bislang vergeblich. Am Donnerstag dürfte die erste Sitzung der EZB im Jahr 2020 für ein hohes Maß an Spannung sorgen. Gesprächsbedarf gibt es en masse, schließlich gab es in den vergangenen Monaten vor allem beim Dollar und beim Bitcoin erhebliche Verwerfungen zu beobachten.
Auch das Thema "digitaler Euro" könnte bei der Pressekonferenz mit EZB-Chefin Christine Lagarde zur Sprache kommen. Goldbesitzer können diesem täglichen Marktrauschen der Finanzmärkte dank der weniger stark ausgeprägten Kursschwankungsintensität des Goldpreises relativ gelassen entgegensehen.