Gold: 2.928,19 € 0,00 %
Silber: 28,65 € 0,00 %
Stand: 17.03.2025 von Hannes Zipfel
Die Banken überbieten sich derzeit mit Preisprognosen, die mittlerweile bis 3.500 USD pro Feinunze Gold bis zum Jahresende reichen. Grund dafür sind neue Zollankündigungen der EU und der USA sowie die für Mittwoch anstehende US-Notenbanksitzung. Von letzterer erhoffen sich die Anleger Signale zur Lockerung der Geldpolitik.
Goldpreis 3.000 USD: Zölle & US-Notenbanksitzung als Preistreiber

Auch die Verfallstermine am Terminmarkt werden wichtig, nachdem in New York u. a. der 1-Kilo-Gold-Kontrakt suspendiert wurde.

Goldpreis rüttelt an der 3.000-US-Dollar-Marke

Die Nachrichten überschlagen sich: Ob Handelskrieg, Terminmarkt-Zeitenwende, Russland-Ukraine-Krieg, massiver US-Angriff auf den Jemen und zudem die sich beschleunigende militärische Vorbereitung Chinas zur Annexion Taiwans.

Und als ob das noch nicht reicht, zündet Deutschland eine unlimitierte Schuldenbombe in einem demokratisch fragwürdigen "Sonder-Tempo".

Nachdem der Goldpreis die letzte Woche erstmals in der Geschichte im noch gehandelten März-Gold-Future-Kontrakt knapp über 3.000 USD / Unze (31,1g) beendete, nehmen auch die Notierungen am Spot-Markt die psychologisch wichtige Marke weiter hartnäckig ins Visier:

Goldpreis in USD 17.03.2025

Der Goldpreis in US-Dollar befindet sich seit Jahresbeginn bereits mit 14 Prozent im Plus, nachdem im Vorjahr ein Anstieg um knapp 28 Prozent erfolgte.

In der Gemeinschaftswährung notiert das gelbe Edelmetall aktuell bei 2.742 Euro pro Unze. Grund für die wieder größere Differenz zwischen den Euro- und US-Dollar-Preisen ist die in den USA stark wachsende Befürchtung, dass die US-Wirtschaft im Zuge des Zoll-Kriegs schnell in eine Stagflation abgleitet (Kombination aus wirtschaftlicher Stagnation sowie erhöhter Konsumentenpreisteuerung) und der US-Dollar daher zur Schwäche neigt.


Handelskrieg eskaliert

Vor allem der sich hochschaukelnde Handelskrieg, ausgehend von den USA, trägt zur Verunsicherung der Anleger bei und leitet immer mehr Kapital in den sicheren Hafen Gold um.

Aktuell bereitet die EU-Kommission Gegenzölle vor, von denen laut Branchenkreisen auch Edelmetalle, wie Gold, Silber und Platin betroffen sein könnten.

Folgende Produkte mit Zolltarifnummern stehen diesbezüglich zur Disposition
(Quellen: Fachvereinigung Edelmetalle, Goldreporter):

  • 71069100 – Silber, einschließlich mit Gold oder Platin plattiert,
    unbearbeitet (ausgenommen Pulverform)

  • 71069200 – Silber, einschließlich mit Gold oder Platin plattiert, halbfertig

  • 71102100 – Palladium, unbearbeitet oder in Pulverform

  • 71102900 – Palladium in halbfertigen Formen

  • 71101100 – Platin, unbearbeitet oder in Pulverform

  • 71101910 – Barren, Stäbe, Draht und Profile; Platten; Bleche und Bänder mit einer Dicke (ohne Trägermaterial) von > 0,15 mm, aus Platin

  • 71101980 – Platin in halbfertigen Formen (ausgenommen Bleche und Bänder mit einer Dicke von > 0,15 mm ohne Trägermaterial sowie Platten, Barren, Stäbe, Draht und Profile)

  • 71159000 – Waren aus Edelmetall oder mit Edelmetall plattierte Metalle

  • 71171900 – Modeschmuck aus unedlem Metall, auch plattiert mit Edelmetallen
    (ausgenommen Manschettenknöpfe und Kragenknöpfe)

  • 71171900 – Münzen mit gesetzlichem Zahlungsmittelstatus

  • 82151020/30/80 – Besteck, mit Edelmetallen plattiert

Darüber hinaus hat US-Präsident Donald J. Trump weltweite „reziproke“ Gegenzölle angekündigt, die auch im nicht-amerikanischen Ausland erhobene Umsatzsteuern betreffen. Dies würde vor allem Weißmetalle betreffen.

Nach den Zentralbanken springt auch die Investorennachfrage an

Seit der Zollstreit begann und sich nun verschärft, nehmen die Netto-Zuflüsse speziell aus den USA und Europa in die börsengehandelten Gold-Fonds (ETFs; Exchange Traded Funds) dynamisch zu.

Zuflüsse in Gold-ETFs weltweit, Stand: 14.03.2025

Konkret sahen die Zuflüsse geografisch aufgeschlüsselt in der Vorwoche so aus:

  • Nordamerika: 22,6 Tonnen

  • Europa: 7,5 Tonnen

  • Asien: 2,3 Tonnen

  • Insgesamt: 32,7 Tonnen

Vor allem private, aber auch institutionelle Anleger präferieren ETFs. Viele Institutionelle dürfen laut Anlagerichtlinien nicht direkt in Gold investieren (Stiftungen, Versicherungen, Treuhandfonds etc.) und wählen daher das Instrument ETF, das finanzmarktrechtlich einer Aktie gleichgestellt ist.

Was macht die US-Notenbank am Mittwoch?

Im Rahmen mehrerer kurz aufeinander folgender Revisionen des zu erwartenden Wirtschafts-wachstums in den USA hat die US-Notenbank das für das erste Quartal 2025 prognostizierte US-BIP von in der Spitze 3,8 Prozent auf heute Morgen (17.03.2025) -2,4 Prozent in nur sechs Wochen herabgesetzt (Quelle: Atlanta FED GDPNow).

Gründe für diese historisch einmalige Starkrevision sind schlechte Umfragewerte unter den Verbrauchern, ein sich eintrübendes Geschäftsklima, steigende Renditen für Unternehmen mit geringer Kreditwürdigkeit und deutlich ansteigende Inflationserwartungen im Zuge der Zollaufschläge.

Die für die US-Konsumenten und deren Wohlstandsgefühl sowie Konsumverhalten wichtigen US-Aktienmärkte bereiten zusätzlich Anlass zur Sorge und führen bei immer mehr Anlegern und Beobachtern der US-Geldpolitik zu der Hoffnung, dass trotz Inflationsrisiken die US-Notenbank ihre Bilanzreduzierung beendet (QT; Quantitative Tightening) und stattdessen bei weiter fallenden Aktienmärkten mit einer aggressiven Lockerungspolitik (QE; Quantitative Easing) gegensteuert.

Zumal die USA in diesem Jahr die gewaltige Summe von sieben Billionen (amer.: Trillions) US-Dollar allein in Staatsanleihen zu deutlich höheren Zinsen als in der Vergangenheit refinanzieren müssen (Quelle: Bloomberg):

Refinanzierungsbedarf USA 2025

Die Zinsausgaben stellen mittlerweile bereits noch vor den Rüstungsausgaben den zweitgrößten US-Staatshaushalts-Posten.

Daher sehen viele Anleger die US-Notenbank als Gläubiger der letzten Instanz und als letzte Rettung vor einem perspektivisch drohenden Staatsbankrott (sog. FED-Put).

Eine Kombination aus dem Wiederanwerfen der digitalen Notenpresse durch die FED zum Ankauf von Wertpapieren (Hypothekenpfandbriefe, Unternehmensanleihen, Bankanleihen, Staatsanleihen) und sich wieder beschleunigender Inflation wäre zusätzliches Wasser auf die Mühlen des Goldpreises.

Gold-Terminmarkt vor dem Kollaps?

Auch der wichtigste Terminmarkt für Gold, die COMEX (CME Group), lässt aufhorchen: Zum einen kommt es laut den letzten Daten der US-Terminmarkt-Aufsichtsbehörde CFTC zu der ungewöhnlichen Kombination aus rückläufigen Short-Kontrakten (auf fallende Kurse) aus der Gruppe der „Commercials“ bei gleichzeitig ansteigendem Gesamtinteresse an Gold-Futures (Open Interest).

In der kommenden Woche stehen zudem am Mittwoch und Donnerstag die Verfallstermine für die März-Kontrakte an, was die „Shorties“ zusätzlich unter Druck setzen könnte, ihre Verkaufskontrakte glatt zu stellen (im Zuge dessen muss eine Gegenposition, also eine Wette auf steigende Kurse eingegangen werden).

Interessant ist auch die jüngste Pressemitteilung des Mutterkonzerns der Metall-Terminbörse COMEX, der CME Group, dass der Handel mit Gold-Kilo-Futures, London-Gold-Spot-Futures, London-Spot-Silver-Futures und den London Gold Forwards ausgesetzt (delisted) wird.

Dies nährt Befürchtungen, dass dem Edelmetalldrehkreuz London das Material ausgeht.

Suspendierung Gold Kilo Futures

Wichtige goldpreisrelevante Termine in der Börsenwoche #12/2025:

  • Montag: US-Einzelhandelsumsätze für Februar im Jahresvergleich (3,1 % | Jan.: 4,2 %)
  • Dienstag: Bundestagssitzung mit zweiter Lesung und Abstimmung über das Giga-Schuldenpaket
  • Mittwoch: Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (FOMC), anschl. PK
  • Donnerstag: US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe KW 11 (e: 222k | KW 10: 220)
  • Freitag: Terminmarktdaten der US-Aufsichtsbehörde CFTC (COT-Report) für Gold, Silber & Co. (21:30 Uhr MEZ)

Details zu den Daten, Prognosen sowie historische Zeitreihen finden Sie hier.

Autor: Hannes Zipfel
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von Quietsch | 18.03.2025, 15:22 Uhr Antworten

Ich stelle mir gerade vor wie jemand die Notbremse zieht und unversehens den abgebrochenen Griff in der Hand hält.

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