Gold: 2.049,14 € 1,08 %
Silber: 22,84 € 0,48 %
Stand: 09.01.2023 von Hannes Zipfel
Der Goldpreis setzt seinen positiven Lauf fort und nähert sich wichtigen Marken. Ob die Notierungen des gelben Edelmetalls diese Hürden kurzfristig werden nehmen können, hängt auch von den viel beachteten US-Inflationsdaten ab, die an diesem Donnerstag veröffentlicht werden.
Goldpreis erreicht entscheidende Marken - US-Inflationszahlen beachten!

Folgende Termine sind für die weitere Kursentwicklung von Gold, Silber & Co. ebenfalls relevant:

  • Montag: Sentix Konjunkturindex Euro-Zone für Januar (akt.: -17,5 | Dez.: -21,0)
  • Dienstag: Rede des US-Notenbankchefs Jerome Powell beim Sveriges Riksbank International Symposium in Stockholm (15:00 Uhr MEZ)
  • Mittwoch: Hypothekenindex USA für die KW1’23
  • Donnerstag: Inflationsrate USA (Verbraucherpreisanstieg) für Dezember 2023 (e: 6,5 % | Nov.: 7,1 %) – Veröffentlichung um 14:30 Uhr MEZ
  • Freitag: Bruttoinlandsprodukt Deutschland für 2022 (e: 1,8 % | 2021: 2,6 %)

Goldpreis: Steht eine Korrektur bevor?

Rein charttechnisch ist die Lage eindeutig: Der Goldpreis hat seit seinem letzten Tiefpunkt am 3. November 2022 bei 1.616,60 US-Dollar pro Feinunze (31,1 Gramm; Spot-Marktpreis; Intraday-Tief) um fast 260 Dollar bzw. 16 Prozent zulegen können.

Nun stoßen die Notierungen zum einen an die horizontale Widerstandslinie (lila gestrichelt) und die beiden Oszillatoren (Stochastik und RSI) bewegen sich im „überkauften“ Bereich.

Ein Rücksetzer wäre auch zur Bereinigung der wieder gestiegenen Terminmarktwetten auf weiter kletternde Preise gesund, um die Grundlage für den nächsten Aufwärtsimpuls Richtung psychologisch wichtiger 1.900-US-Dollar-Marke und darüber hinaus zu legen.

Goldpreis in US-Dollar pro Unze

Positiv ist nach wie vor die sukzessive Annäherung der gleitenden 50 Tage-Kursdurchschnitts-Linie (lila Linie) an die 200-Tage-Linie (grüne Linie) zu werten.

Wie stark sich die Stimmung am Goldmarkt gedreht hat, verdeutlicht auch der Sammelindex von SentimenTrader „Optix Gold“: Mit aktuell 48 Punkten zeigt das Barometer zwar einen Stand, der noch sehr weit von Euphorie entfernt ist.

Aber von den im September 2022 erreichten extremen Pessimismuswerten bei 23 Indexpunkten hat sich der Index bereits deutlich nach oben abgesetzt.

Gold Optix - Stimmung am Goldmarkt 2023

Werte unterhalb der grün gestrichelten Linie sind ein Kontraindikator und können einen zukünftig wieder steigenden Goldpreis anzeigen. Werte über der rot gestrichelten Linie sind hingegen ein Warnsignal für zu viel Optimismus im Markt.

Gleichwohl wird der Goldpreis auch von anderen, zum Teil wichtigeren Faktoren beeinflusst:

  • Systemstabilität (v. a. die Finanzmarktstabilität)
  • Geldpolitik (Zins- und Geldmengensteuerung)
  • Preisinflation
  • Geopolitische Ereignisse
  • Allgemeiner Wohlstand (v. a. bei Schmuck, Geschirr und der Elektroindustrie)

Am Dienstag zieht Jerome Powell alle Blicke auf sich

In der Finanzmarktszene ist der etwas bieder wirkende US-Notenbankchef Jerome Powell ein absoluter A-Promi. Die Anlegergemeinde klebt förmlich an seinen Lippen und ganze Heerscharen von Analysten, sogenannte „Fed-Watcher“, analysieren jedes Wort und jede Geste, die der wohl mächtigste Notenbanker der Welt in der Öffentlichkeit preisgibt.

Gerade jetzt, wo die US-Notenbank (Fed) mitten in dem aggressivsten Zins- und Liquiditätsstraffungszyklus seit fast vier Jahrzehnten steckt, wird jede seiner Äußerungen auf die sprichwörtliche Goldwaage gelegt – auch von den Edelmetallanlegern.

Am 10. Januar hält Powell eine Rede zur Unabhängigkeit von Zentralbank auf dem Sveriges Riksbank International Symposium on Central Bank Independence in Stockholm.

Hauptthema ist zwar nicht die Geldpolitik, aber es lässt auch Bemerkungen zur aktuellen Einstellung der Fed in dieser Frage zu. Denn auch in den USA mehren sich die Stimmen der Fiskalpolitiker, die in Anbetracht von Massenentlassungen, explodierenden Kreditkosten und einer drohenden Rezession Kritik an der Vorgehensweise der US-Notenbank üben.

Das Hauptargument ist ebenso einleuchtend wie fatal: eine Notenbank könne einen Angebotsschock, mit ausgelöst durch gestörte Lieferketten und einen Krieg geopolitischer Blöcke, der auf dem Boden der Ukraine ausgetragen wird, nicht durch geldpolitische Instrumente entgegenwirken, ohne massive soziale Kollateralschäden zu verursachen.

Die Fed stemmt sich mit aller Macht gegen diese Argumentation und bleibt bei ihrem Mantra des Wiedererreichens des eigenen Inflationsziels von 2 Prozent p. a.

In der Konsequenz bedeutet dies aber auch, dass die Fed und noch viel mehr die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihren Mitteln in einer geopolitisch aus den Fugen geratenen Welt, die zudem eine Rekordverschuldung, rezessive Tendenzen und erhöhte Teuerungsraten aufweist, einem Phantom nachjagen (ihrem eigenen Inflationsziel).

In der Psychologie nennt man das Kontrollillusion.

Die Märkte scheinen dies zu wittern und setzen im Zuge des Vertrauensverlustes in die Zentral- und Notenbanken vermehrt auf Gold.

Rekordabsätze bei physischem Gold

Bereits in der vergangenen Woche meldete eine der weltweit bedeutendsten Münzprägeanstalten der Welt, die australische Perth Mint, den höchsten Absatz von australischen Goldmünzen im Jahr 2022 seit ihrer Gründung 1896 in der Stadt Perth.

Bekannt sind vor allem ihre Lunar-Serie und die Kangaroo-Münzen und Barren.

Im Gesamtjahr 2022 erreichten die Gold-Verkäufe der Perth Mint mit insgesamt 1.116.969 Unzen einen Anstieg um 6 Prozent gegenüber dem Jahr 2021 und damit einen neuen Jahresumsatzrekord (Daten- und Bildquellen: Perth Mint, World Gold Council):

Gold-Verkäufe der Perth Mint 2022

Bereits zuvor hatte die Prägeanstalt Münze Österreich von einer rekordhohen Nachfrage berichtet, die man mangels Kapazitäten nur zu ca. einem Drittel befriedigen könne.

Auch die U.S. Mint konnte im November und Dezember nur noch eingeschränkt Münzen liefern – manche Gewichtseinheiten sogar überhaupt nicht mehr.

Das Interesse an Gold ist in Anbetracht der risikobehafteten Gemengelage groß und scheint sich mehr und mehr auch in konkreten Kaufentscheidungen zu materialisieren.

Daher erscheint aus heutiger Sicht ein Trendwechsel der Notierungen gen Süden unabhängig vom Tagesgeschehen und der charttechnischen Verfassung des Goldpreises eher unwahrscheinlich.

Interessant wird gleichwohl die Veröffentlichung der Preissteigerungsrate für Verbraucher (VPI) in den USA für November am Donnerstag, die, wie im unteren Balkendiagramm gut zu erkennen ist, zuletzt an Dynamik verlor:

Verbraucherpreisindex USA November 2022

Noch im Juni letzten Jahres lag die Teuerungsrate in den USA bei 9,1 Prozent. Im November fiel sie auf 7,1 Prozent zurück und wird für den Dezember bei „nur“ noch 6,5 Prozent erwartet.

Doch es gibt aus Sicht der US-Notenbank ein Problem: Die Reallöhne entwickeln sich negativ und die Geldpolitiker befürchten, dass ähnlich wie in anderen Ländern, die Arbeitnehmer (die ihre Arbeitskraft und Lebenszeit geben), einen Inflationsausgleich fordern und somit die Inflationsrate wieder anheizen.

Es ist allerdings zu bezweifeln, und am Beispiel Großbritanniens bereits sichtbar, dass die Lohnforderungen erfüllbar sind. Entweder mangels fiskalischer Kassenlage oder wegen wegbrechender Unternehmensgewinne.

Damit bleibt die Vermutung, dass die US-Notenbank und ihre internationalen Pendants machtlos geworden sind (Thema Schuldentragfähigkeit) und früher oder später wieder zu laxerer Geldpolitik zurückfinden müssen, um einen Systemcrash zu vermeiden.

Das wäre gut für Gold.

Übertreiben es die Zentralbanken jedoch mit ihrer restriktiven Geldpolitik, so wie in China am Immobilienmarkt, und provozieren einen „Unfall“ im System“, dann werden die Argumente für Gold noch schwerwiegender.

Weitere wichtige Daten-Termine, Details und Prognosen und historischen Zeitreihen finden Sie hier.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von Grüner Angriff | 11.01.2023, 02:36 Uhr Antworten

Was ist begehrter: Silber oder Gold? Drohnen oder deren Abwehr? Was davon ist verfügbarer? Die Kanonen und die Spatzen. Es ist nicht leicht das Gleichgewicht zu finden. Und wir müssen aufpassen, dass wir nicht unterminiert werden und den Boden verlieren.

von Peter L Ustig | 10.01.2023, 16:14 Uhr Antworten

Ein neues Jahr und neues Glück.
Die Erwartungen in steigende Rohstoffpreise weltweit sind berechtigt, denn die Gegenwart hat uns gezeigt wie schnell es von "Normalität" in "Weltpandemie" und im Anschluss daran in "Kriege" münden kann. Die derzeitige Lage ist mit vielen "Brandherden/Krisen" weltweit gespickt, aktive leichtsinnige Kriegsunterstützungen/Panzerdeals durch heimische Regierungen gegen den "Großen Bären im Osten" befördern "das Land in dem man gut-u. gerne lebt" in Richtung "Kriegspartei/Konflikt", was mit bedacht werden muss. Eine Absicherung in Sachwerte u. Rohstoffe ist folglich angemessener den jäh ,um sein Kapitalrücklagen zu sichern. Die Zeit wird es zeigen, ob der "Lappen/Dollar" weiterhin noch eine Rolle spielen wird. Wer zu hoch pokert (und das macht Amerika spätestens seit Ende des 2.WKpermanent), wird überraschend fallen und diese Partie auf Dauer verlieren. Jedoch werden bekanntlich ja die "Strippen" woanders gezogen, damit die "Marionette" tanzt. Lasst uns gespannt sein, welche "Sau" als nächstes durch's Dorf getrieben wird und dann wieder alle Beifall klatschen werden.

von peppo | 10.01.2023, 11:29 Uhr Antworten

Es ist aber auch eine Illusion, dass die Notenbanken dauerhaft Wohlstand herbeidrucken können

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