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Stand: 28.01.2025 von Jörg Bernhard
Obwohl in den Jahren 2021 bis 2024 Abflüsse aus Gold-ETFs von insgesamt fast 550 Tonnen zu verzeichnen waren, stieg der Goldpreis in diesem Zeitraum um 39 Prozent und lieferte damit einen eindrucksvollen Beweis für seine relative Stärke.
Goldpreis – ist der „Aderlass“ bei Gold-ETFs beendet?

Aufstieg zu wichtigem Marktsegment

Ende März 2003 wurde in Australien mit Gold Bullion Securities erstmals börsennotiertes, physisch hinterlegtes „Papiergold“ am Finanzmarkt platziert. Einen regelrechten „Goldrausch“ erlebte dieses Marktsegment jedoch mit der Lancierung des ersten Gold-ETF in den USA (SPDR Gold Shares) im November 2004, der sich seither zum weltweit grössten seiner Art entwickelt hat.

Seine gehaltene Goldmenge kletterte im Dezember 2012 auf den Rekordwert von über 1.353 Tonnen und hat sich mittlerweile wieder auf aktuell 860 Tonnen reduziert.

Weil Gold-ETFs in der Regel bei hoher Liquidität kostengünstig handelbar sind und sie sich in einem Wertpapierdepot komfortabel verwahren lassen, sind sie sowohl bei institutionellen Investoren als auch bei Privatanlegern sowie kurzfristigen Spekulanten sehr beliebt geworden und spielen an den Goldmärkten daher eine wichtige Rolle.

Zum Goldbesitzer wird man allerdings – selbst bei einem verbrieften Lieferanspruch – nicht, da aufgrund der Konzeption als Wertpapier ein sogenanntes Kontrahentenrisiko entsteht.

Ob die korrekte Goldmenge sicher verwahrt wird oder eine Lieferung im Fall der Fälle auch tatsächlich erfolgt, ist mit einem gewissen Restrisiko verbunden.

„Echter“ Krisenschutz gelingt in erster Linie durch den Besitz von physischem Gold in Form von Barren oder Münzen.

Zurück zur aktuellen Entwicklung der Jahre 2021 bis 2024: Den höchsten jährlichen Goldabfluss verzeichnete der globale ETF-Sektor im Jahr 2023 mit minus 244,2 Tonnen, gefolgt von 2021 (minus 188,8 Tonnen) und 2022 (minus 109,5 Tonnen).

Im vergangenen Jahr schmolz das Minus auf 6,8 Tonnen (siehe Grafik). Derzeit stehen die Anzeichen gut, dass in diesem Jahr der durch ETF-Abflüsse angezeigte Negativtrend gestoppt wird, schließlich meldete der World Gold Council für die ersten drei Januar-Wochen bereits Nettozuflüsse im Volumen von immerhin 21,7 Tonnen Gold.

Zuflüsse bzw. Abflüsse im globalen ETF-Marktsegment von 2013 bis 2024

GOLD-ETFs 2013 bis 2024Quelle: World Gold Council

Interpretation der Entwicklung bei Gold-ETFs

Besonders interessant bei der Betrachtung des oben genannten Zeitraums ist das wachsende Kaufinteresse der ETF in Asien. Unter allen Regionen erwies sich Asien in den Jahren 2021 (plus 24,9 Tonnen), 2023 (plus 19,3 Tonnen) und 2024 (plus 78,4 Tonnen) als die stärkste Käuferregion..

Sollte sich dieser Trend langfristig manifestieren, könnten insbesondere China und Indien im ETF-Marktsegment – ähnlich wie im Schmucksektor – zu extrem wichtigen Playern aufsteigen. Beide Länder haben sich in den vergangenen Jahren dafür ausgesprochen, ihre Abhängigkeit von der Noch-Weltleitwährung US-Dollar zu reduzieren.

Fazit: Der Goldpreis reagiert längst nicht mehr ausschließlich auf die Entwicklung einer bestimmten Determinante, sondern auf den Mix aller Einflussfaktoren, von denen Inflation, Leitzinsen, Notenbankkäufe, Schmuckindustrie, Geopolitik und Terminmärkte stets mit großer Aufmerksamkeit verfolgt werden.

Ausblick für die laufende Woche

In den kommenden Handelstagen dürften die Akteure an den Goldmärkten vor allem die anstehenden Zinsentscheidungen der Fed (Mittwoch) und der EZB (Donnerstag) besonders aufmerksam verfolgen.

Während in der Eurozone eine Zinssenkung um 25 Basispunkte als relativ sicher gilt, rechnen die Analysten in den USA mit einem Beibehalten des gegenwärtigen Zinsniveaus.

Für erhöhte Spannung sorgt allerdings die anschließende Pressekonferenz mit Fed-Chef Jerome Powell, von der Hinweise auf die künftige US-Geldpolitik erwartet werden. Die ständigen Drohungen von US-Präsident Trump, Zölle gegenüber wichtigen Handelspartnern einzuführen oder zu erhöhen, könnten die Inflation nach oben treiben und Zinssenkungen unwahrscheinlicher werden lassen.

Dies könnte zwar die Stimmung an den Goldmärkten belasten, ein massiver Verkaufsdruck ist aber nicht zwangsläufig zu erwarten. Sollten wir negative Realzinsen (Inflation > Zinsen) sehen, könnten höhere Zinsen ihren Schrecken verlieren, da sie nicht ausreichen, um die steigenden Lebenshaltungskosten zu kompensieren.

Nur eine Anlageklasse hat es geschafft, über lange Sicht – und damit meine ich Generationen – ihren Wert zu erhalten: Gold.

Autor: Jörg Bernhard
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