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Stand: 14.02.2022 von Jörg Bernhard
Steigende Zinsen werden immer wieder als Argument zum Verkauf von Gold angeführt. Ist dieser „Reflex“ gerechtfertigt oder völlig unbegründet. Nachfolgend erfahren Sie, warum mehr für Letztgenanntes spricht.
Goldpreis: Ist die Angst vor steigenden Zinsen begründet?

Funktionsprinzip von Anleihen kritisch hinterfragen

Hohe Renditen von Staatsanleihen mit hoher Bonität wären als Verkaufsgrund für Gold nachvollziehbar, wenn sie folgende Bedingungen erfüllen würden.

  • Erstens: Sie fallen deutlich höher als die Inflationsraten aus und bieten somit attraktive (inflationsbereinigte) Realzinsen. Beides ist angesichts von Teuerungsraten von aktuell 4,9 bzw. 7,5 Prozent p.a. weder hierzulande noch in den USA der Fall.

  • Zweitens: Selbst im Falle hoher Realzinsen sollte man in der gegenwärtigen Marktlage Anleihen nicht automatisch einem Goldinvestment vorziehen, schließlich kann man die Schuldentragfähigkeit nach den zahlreichen Zinssenkungen und Anleihen-Kaufprogramme durchaus kritisch hinterfragen. Man muss wohl kein Prophet sein, um zu behaupten, dass die Schuldenberge niemals zurückgezahlt werden, zumindest nicht mit werthaltigem Geld.

    Anleger sollten hochzufrieden sein, wenn Mini-Zinsen pünktlich bezahlt und auslaufende Anleihen durch Neuemissionen erfolgreich refinanziert werden.

Nur zur Erinnerung: Die Benchmark-Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen hat sich seit Ende Dezember von 1,51 auf 1,91 Prozent p.a. und erhöht und wies vor zwölf Monaten sogar einen Wert von lediglich 1,17 Prozent aus.

Das heißt: Wir haben seither kräftig gestiegene Zinsen gesehen.

Und wie reagierte der Goldpreis auf diese vermeintlich negative Entwicklung? Er verzeichnete seit dem Jahresultimo sowie auf Zwölfmonatssicht einen leichten Wertzuwachs von ungefähr zwei Prozent.

Gute Performance während Zinserhöhungszyklen

In seinem Mitte Januar veröffentlichten Gold-Ausblick für das Jahr 2022 hat der World Gold Council (WGC) mit Blick auf Zinserhöhungen auf einen interessanten Zusammenhang aufmerksam gemacht.

Eine schwache Gold-Performance war nämlich meist im Vorfeld von Zinserhöhungszyklen und weniger nach dem Erhöhen der US-Leitzinsen zu beobachten. Verglichen mit US-Aktien entwickelte sich das gelbe Edelmetall sowohl zwölf als auch sechs Monate zuvor deutlich schwächer, während sechs Monate nach Beginn einer Zinserhöhungsrunde eine und zwölf Monate danach eine leichte Outperformance gegenüber US-Aktien und dem US-Dollar zu beobachten war.

Das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group zeigt derzeit eine Wahrscheinlichkeit von 100 Prozent an, dass die US-Leitzinsen bei der Fed-Sitzung im März erhöht werden.

Des Weiteren halten Analysten im laufenden Jahr vier bis fünf zusätzliche Zinsschritte nach oben für möglich.

Das heißt: Ein neuer Zinserhöhungszyklus steht offensichtlich unmittelbar bevor. Behält der WGC Recht, müssten sich Goldinvestments besser als US-Aktien entwickeln.

Wichtig zu wissen: Diese These wäre auch erfüllt, wenn der Goldpreis weniger stark zurückfallen würde als US-Aktien.

Goldpreis versus zehnjährige US-Renditen auf Sicht von drei Jahren

Ausblick für die laufende Woche

Der Goldpreis zeigte sich im Februar ausgesprochen freundlich und generierte mit dem Überwinden der langfristigen 200-Tage-Linie sogar ein charttechnisches Kaufsignal.

Rückenwind erhält der Vermögensschutz derzeit vor allem durch Inflationssorgen und geopolitische Risiken. Selbst US-Investoren, die sich im vergangenen Jahr im großen Stil von Gold-ETFs getrennt haben, verspüren mittlerweile wieder einen ausgeprägten Goldappetit.

So registrierte der World Gold Council für den Monat Januar in der Region Nordamerika Goldzuflüsse im Volumen von 49 Tonnen – und dies trotz einer markanten Erholungstendenz an den internationalen Aktienmärkten.

Zur Wochenmitte dürften sich die Akteure an den Goldmärkten dann wieder für die US-Geldpolitik stark interessieren. Am Mittwochabend steht nämlich das Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung zur Bekanntgabe an.

Je „falkenhafter“ dessen Tenor ausfallen wird, desto höher die Gefahr einer technischen Korrektur.

Vor genau einem Jahr gab es in den Monaten Januar und Februar letztmals eine Korrektur im zweistelligen Prozentbereich zu vermelden. Seither engte sich die „Amplitude der Kursausschläge“ deutlich ein und führte zu einer – verglichen mit Aktien- oder Krypto-Investments – zu einer deutlich geringeren Volatilität. Dies macht den Krisenschutz noch attraktiver, schließlich sollte sich ein wirksamer Stabilitätsanker nicht zu wild nach oben und unten bewegen.

Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
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