Gold: 2.840,75 € -0,31 %
Silber: 31,33 € -0,25 %
Stand: 30.06.2025 von Jörg Bernhard
Trotz der jüngsten Korrekturphase weist der Goldpreis eine starke Performance für das erste Halbjahr 2025 aus. Bislang verteuerte sich die Krisenwährung auf Dollarbasis um 26 Prozent und in Euro gerechnet um 12 Prozent.
Goldpreis mit ausgesprochen starkem Halbjahr

Ungewöhnliches Halbjahr:
Sichere Häfen hui, USA pfui?

Zweifellos kann man die Entwicklung der Finanzmärkte im ersten Halbjahr aus vier Gründen als sehr ungewöhnlich bezeichnen..

Erstens spricht die Tatsache, dass sich der Goldpreis nach einer starken Performance im Jahr 2024 (+26,3 Prozent) im ersten Halbjahr um weitere 26 Prozent verteuert hat, eindeutig für die Stärke des aktuellen Aufwärtstrends – und somit für die enorme Verunsicherung unter den Investoren weltweit.

Zweitens bringt die Tatsache, dass sich das gelbe Edelmetall für europäische Anleger bislang „lediglich” um 12 Prozent verteuert hat, die rasanten Vertrauensverluste gegenüber den USA – und damit auch dem Dollar – zum Ausdruck. Dies hat zu massiven Umschichtungen von Kapital geführt: raus aus den USA und rein in Gold, Bitcoin und europäische Blue Chips.

Drittens kann man auch den Umstand als relativ seltenes Phänomen erwähnen, dass sich die historische 250-Tage-Volatilität auf demselben Niveau bewegt wie die vergleichbare Kennzahl beim DAX bzw. S&P 500, obwohl diese stark diversifiziert sind.

Viertens entwickelten sich die Weißmetalle Platin und Palladium in H1 2025 deutlich stärker als die monetären Edelmetalle Gold und Silber (siehe Tabelle).

Performance im ersten Halbjahr 2025

Performance 2025250-Tage-Vola
Goldpreis (USD)25,2 %22,7 %
Silberpreis (USD)25,2 %36,5 %
Platinpreis (USD)52,8 %35,1 %
Palladiumpreis (USD)28,1 %43,7 %
WTI-Rohöl-9,0 %41,0 %
Dollarindex (Punkte)-10,5 %8,8 %
S&P-500 (Punkte)5,4 %23,8 %
DAX (Punkte)21,1 %21,6 %
Bitcoin (USD)16,1 %48,0 %
Quelle: GOLD.DE und tradingview.com; Stand: 30.06.2025

De-Dollarisierung geht weiter

Die allgemeine Entwicklung an den Kapitalmärkten mag derzeit zwar Seltenheitswert haben, angesichts des Gebarens von US-Präsident Trump hinsichtlich seiner Zoll- und Außenpolitik sollte der enorme Vertrauensverlust beim Dollar sowie das gestärkte Vertrauen in die „ewige Währung Gold“ allerdings keine allzu große Überraschung darstellen, schließlich wird es immer offensichtlicher, dass die wachsende US-Staatsverschuldung immer größere Probleme bereiten dürfte – nicht nur dem „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“, sondern im Falle einer globalen Finanzkrise auch dem ganzen Rest der Welt.

Wohl dem, der einen Teil seines liquiden Geldvermögens frühzeitig in den Vermögens-, Krisen- und Inflationsschutz Gold investiert hat. Selbst Notenbanken vertrauen in wachsendem Maße der wohltuenden Wirkung von Gold.

Laut Daten des World Gold Council haben in den Jahren 2022, 2023 und 2024 die Zentralbanken per Saldo jährlich mehr als 1.000 Tonnen Gold gekauft und damit deren globale Goldreserven auf nunmehr 36.274,3 Tonnen erhöht, von denen 10.765,5 Tonnen den Mitgliedsländern der Eurozone zuzurechnen sind.

Während der Goldanteil 22,2 Prozent der globalen Währungsreserven beträgt, liegt diese Quote in der Eurozone mit 67,1 Prozent deutlich höher.

Interessant dabei ist, dass mittlerweile nicht nur die Notenbanken der Schwellenländer, sondern auch die europäischen Zentralbanken ihre Goldbestände signifikant aufstocken. Im vergangenen Jahr kaufte nicht China (13 Tonnen) oder Indien (3 Tonnen), sondern die polnische Zentralbank mit 49 Tonnen am meisten Gold.

Außerdem kann man 2025 auch im ETF-Sektor ein starkes Goldinteresse ausmachen. Nachdem innerhalb dieses Marktsegments vier Jahre in Folge Goldabflüsse registriert wurden, die sich auf insgesamt 549,3 Tonnen beliefen, scheint dieser „Aderlass“ angesichts der diesjährigen Goldzuflüsse in Höhe von 322,5 Tonnen wieder ins Gegenteil verkehrt zu sein.

Dies lässt nur einen Schluss zu: Trotz starker Performance scheint Gold weiterhin ein absolutes Must-have zu sein.

Ausblick für die laufende Woche

Mit Blick auf das charttechnische Momentum mehren sich derzeit zwar die skeptischen Aspekte, auf lange Sicht spricht aber weiterhin einiges für ein Aufstocken bzw. Halten der goldenen Notfallreserven.

Aktuell kann man dem Goldpreis eine Stabilisierung auf erhöhtem Niveau attestieren, schließlich wurde das jüngste Rekordhoch in der Nähe von 3.500 Dollar bislang lediglich um etwas mehr als 200 Dollar unterschritten.

Für ein hohes Maß an Spannung sorgt nun die anstehende Datenflut vom US-Arbeitsmarkt. Los geht´s am Dienstag mit der Anzahl offener Stellen, gefolgt vom Challengerbericht über Stellenstreichungen und dem ADP-Monatsbericht (beide Mittwoch).

Richtig spannend wird es dann am Freitag, weil wegen des US-Feiertags neben den wöchentlichen Erstanträgen auf US-Arbeitslosenhilfe auch der Monatsbericht des US-Arbeitsministeriums veröffentlicht wird.

Laut einer von Trading Economics veröffentlichten Umfrage unter Analysten soll sich die Arbeitslosenrate von 4,2 auf 4,3 Prozent erhöht haben und die Zahl neu geschaffener Stellen von 139.000 auf 110.000 gesunken sein. Noch geringer fiel der Stellenzuwachs im Oktober 2024 aus.

Bislang scheint Donald Trump mit seinem Wahlversprechen „Make America great again“ nicht so recht voranzukommen.

Autor: Jörg Bernhard
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von Georg | 07.07.2025, 10:04 Uhr Antworten

Nun ja, Theorie ist das eine- Praxis und die Realität leider oft eine andere....
So ist z.b. ein 10 gr. Barren von 970 E vor etwa vier Wochen auf heute gerade mal 917.- e "abgestürzt". Konsolidierung abgeschlossen? Sehe ich aktuell noch nicht.

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