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Stand: 20.01.2020 von Hannes Zipfel
In dem Maße, wie die Aktienmärkte auf nicht nachhaltige Bewertungshöhen ansteigen, nimmt die Wahrscheinlichkeit für heftige Rückschläge zu. Der Goldpreis profitiert von diesem steigenden Risiko.
Goldpreis profitiert von der Aktienmarktblase

Der Goldpreis bewegt sich wieder Richtung Höchststände

Grundsätzlich gilt Gold als sicherer Hafen für das Vermögen in unsicheren Zeiten. Von einer Krise im Finanzsystem ist aber zumindest oberflächlich betrachtet momentan nichts zu sehen. Dennoch notiert der Goldpreis in Euro mit aktuell 1.407 Euro pro Unze ganz in der Nähe seines absoluten Höchststandes.

Das Gold-Allzeithoch in Euro wurde in der Nacht des Vergeltungsschlags des Iran gegen US-Militär-Basen im Irak am 8. Januar erreicht.

Dank des relativ glimpflichen Ausgangs dieser militärischen Auseinandersetzung hat sich die geopolitische Lage wieder beruhigt. Dennoch konnte der Goldpreis nach einem kurzfristigen Rücksetzer zuletzt wieder über die Marke von 1.400 Euro ansteigen.

Das Bedürfnis einer stetig zunehmenden Anzahl von Marktteilnehmer, Gold zu besitzen oder in die von ihnen betreuten Vermögensportfolios zu integrieren, hat nicht nur mit den permanent vorhandenen geopolitischen Spannungen weltweit zu tun, sondern viele weitere Gründe.

Der Goldpreis profitiert von einer außergewöhnlichen Situation

Die aggressive Geldpolitik der weltweiten Notenbanken, die vor allem der Tragfähigkeit der historisch hohen Schuldenlast von Banken, Unternehmen, Staaten und Privathaushalten dient, führt zu historisch niedrigen Zinsen und einer überbordenden Ausweitung der durch die Zentralbanken gesteuerten Geldmenge.

Beide Maßnahmen sind per se für das knappe und zinslose Edelmetall Gold von Vorteil.

Eine Nebenwirkung dieser „unkonventionellen“ Geldpolitik ist die Inflationierung von Vermögenspreisen. Dazu zählen auch die Preise von Aktien, die sich vor allem in den USA, gemessen an klassischen Bewertungsmaßstäben, von ihren fairen Werten stark nach oben entfernt haben.

Das Ausmaß der Abkopplung der Bewertungen von adäquaten Niveaus kann man beispielsweise an dem Verhältnis der Unternehmenswerte zu den jährlich generierten Gewinnen ablesen (Kurs-Gewinn-Verhältnis oder kurz KGV).

In den USA beträgt diese Kennzahl beim amerikanischen Leitindex S&P 500, der die größten US-Konzerne enthält, aktuell 25. Die Aktiengesellschaften sind also mit dem Fünfundzwanzigfachen ihres Jahresgewinns bewertet. Der historische Durchschnitt liegt hier bei 15,8. Nur zwei Mal seit Beginn des 20. Jahrhunderts waren Aktien teurer: in der Finanzkrise im Jahr 2009 und während der New-Economy-Blase zur Jahrtausendwende.

Selbst in der Aktienmarktblase der Zwanzigerjahre des 20. Jahrhunderts, also vor dem Crash im Oktober 1929, kam der Markt nicht auf derart hohe Bewertungsniveaus.

Bedenklich ist zudem, dass seit dem Jahr 2014 die Vorsteuergewinne der im S&P 500 gelisteten Unternehmen kaum angestiegen sind, der S&P 500 sich aber im gleichen Zeitraum um 64 Prozent verteuert hat. Der technologielastige US-Aktienindex NASDAQ 100 stieg im gleichen Zeitraum sogar um 117 Prozent an. Der weltbekannte Dow Jones Industrial Average Index, liebevoll auch „Dow Jones“ genannt, erzielte immerhin einen Wertzuwachs von 66 Prozent.

Da sich immer mehr Marktteilnehmer der Brisanz dieser hohen Bewertungen und des steigenden Risikos eines heftigen Preisrückschlags bewusst werden, gewinnt das in Zeiten von Aktienmarktturbulenzen als sicherer Hafen geltende Gold bei den Anlegern wieder an Bedeutung. 

Gold als Vermögensstabilisator

In der Vergangenheit war es generell von Vorteil, wenn man neben Aktien auch Gold im Vermögensmix hielt, da das gelbe Edelmetall in Phasen erhöhter Unsicherheit oder gar ausgeprägter Börsenturbulenzen entgegengesetzt zu den fallenden Aktienkursen im Preis anstieg und so half, den Gesamtwert des Vermögens zu stabilisieren.

Dieses goldene Sicherheitsnetz bewährte sich zuletzt währen des heftigen Kurseinbruchs der Aktienmärkte im vierten Quartal 2018, als die Kurse in wenigen Wochen um ca. 20 Prozent einbrachen.

In der Folgenden Grafik ist ein Portfolio dargestellt, dass neben einer Aktienquote von insgesamt ca. 60 Prozent (Aktien + Immobilienaktien/REITs) auch einen Anteil von 25 Prozent physischem Gold enthält. Darüber hinaus sind dem Portfolio noch Staatsanleihen mit knapp 15 Prozent gewichtet.

Die Entwicklung des mit Gold abgesicherten Portfolios (blaue Linie) schlägt den Aktienindex S&P 500 (rote Linie) deutlich, bei einem nur halb so hohen Schwankungsrisiko. Gut zu erkennen ist, wie in der Phase der einbrechenden Aktienkurse ab Oktober 2018 das mit Gold abgesicherte Portfolio kaum an Wert verlor: 

Vermögernsportfolio mit 25 % Goldanteil vs. S&P500 (2 Jahre)

(Daten zur Verfügung gestellt von justETF.com)

Bereits während der Finanzkrise hatte sich Gold als Sicherheitsnetz für Vermögensportfolios bewährt. Investoren nutzen diesen bekannten Schutzmechanismus erneut, in dem sie den Goldanteil nun wieder parallel zu den sich weiter verteuernden Aktienpreisen aufstocken, um für den Fall eines Rückschlags gerüstet zu sein.

Gold in Euro vs. S&P 500 vs. DAX

(Quelle: Tradingview.com, eigene Bearbeitung)

Dabei stellt Gold eine Vermögensversicherung dar, die nicht nur vor diversen Risiken schützt, sondern statt Kosten zu verursachen, durch einen steigenden Goldpreis an Wert gewinnt. Das gilt für die Vorsteuergewinne und erst recht für die Nachsteuergewinne, da die Kursgewinne aus physischem Anlage-Gold nach einer Haltedauer von 12 Monaten steuerfrei sind.

Dies ist ein klarer Vorteil gegenüber anderen Vermögenswerten, wie zum Beispiel Aktien oder Anleihen.

Notenbanken in der Falle

Ein weiterer Grund, warum die Gold- und Aktienpreise aktuell parallel ansteigen, liegt in der verfahrenen Geldpolitik der Zentralbanken. Diese haben eine derart große Blase bei Aktien, Immobilien und Anleihen aufgepumpt, dass es für sie keine Möglichkeit mehr gibt, ihre Politik zu revidieren, ohne das gesamte Finanzsystem zu gefährden. 

Zinsanhebungen und der Abbau der Notenbankbilanz haben ja erst wesentlich zum Crash der Aktienmärkte im vierten Quartal 2018 in den USA beigetragen. Eine Wiederholung dieses Experiments vonseiten der US-Notenbank Fed ist daher nicht zu erwarten

Auch dieses Zusammenhangs werden sich immer mehr Marktteilnehmer bewusst und beginnen sich für Gold als Anlageklasse zu interessieren.

Fazit und Ausblick

Gold als Versicherung gegen Marktturbulenzen gewinnt mit der sich weiter ausdehnenden Aktienpreisblase wieder an Bedeutung, vor allem in den USA, wo die Bewertungen im historischen Vergleich besonders hoch sind. Daher steigen die Preise für Aktien und Gold seit einiger Zeit wieder parallel an. 

Hauptursache für die Blasenbildung an den Aktienmärkten und das zunehmende Bedürfnis, sich gegen potenzielle Verwerfungen im Finanzsystem abzusichern, ist die Geldpolitik der Notenbanken.

Aus der Kombination von historisch niedrigen Zinsen, steigender Geldmenge und zunehmenden Risiken an den Aktienmärkten ergibt sich damit auch für die Zukunft ein positives Umfeld für den Goldpreis.

Hannes Zipfel
Finanzjournalist

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von Commander Crash | 27.01.2020, 11:53 Uhr Antworten

Hallo Aufpasser, der derzeitige Goldpreis hängt vielleicht eher mit Irak und Amtsenthebung zusammen. Ich meine die Zeit wenn Leute merken, dass Gold komprimiertes, mobiles Vermögen ist, ohne große Veränderliche. Klar, dass dann darauf auch Steuern kommen, aber das ist ein späteres Kapitel.

von Commander Crash | 20.01.2020, 17:41 Uhr Antworten

Exactly. Jetzt kaufen viele Leute Immobilien, wo der neue Grundsteuerbescheid bereits beweist, dass diese und wir alle an der Ecke auch schon abgezockt werden. Die Gemeinden haben ja noch bis 2024 Zeit kräftig aufzuschlagen. Bis dahin sind dann auch endlich überall Negativzinsen und die Mischung für die Goldexplosion ist perfekt. Ach - oh! In Syrien sind die Metalle ja schon verboten. Na dann kommen bald die heiligen 3 Syriaca und bringen wasch? Hä?

von Aufpasser | 27.01.2020, 00:00 Uhr Antworten

Na ja, die Goldpreise sind derzeit auch ganz oben - genauso wie die Aktien-und Immobilienpreise. Gold ist nach der damaligen Krise danach wieder gefallen. Diversifikation ist gut, nur das Gold von den Sachwerten derzeit keine Blase ist, ist für mich nicht überzeugend. Letztlich sind alle Sachwerte derzeit so teuer wie nie zuvor!

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