Im Jahr 2011 stellte Dylan Grice einen zweifelhaften Weltrekord auf. Der Ökonom der französischen Société Générale erklärte in einem Interview im September 2011 ganz nüchtern, dass der "faire Wert" einer Unze Gold liegt bei nicht weniger als 10.000 Dollar läge. Zur gleichen Zeit zeigte die Glaskugel von Rob McEwen, auch bekannt als "Mister Gold" und Gründer von "Goldcorp", ein Kursziel von 5.000 Dollar an.
Dass die Prognosen der Analysten oft weit entfernt von der Realität sind, zeigen die Goldpreis-Prognosen der Banken der vergangenen Jahre.
Analysten der amerikanischen Citigroup prognostizieren in Analogie zur Kursentwicklung im Jahre 1980, als der Goldpreis binnen weniger Tage von 500 auf 850 Dollar anstieg, eine Kursexplosion auf 6.000 Dollar. Die deutschen Analysten hielten sich hingegen zurück: Die Deutsche Bank prognostizierte einen Goldpreis von 2.000 US-Dollar pro Feinunze bis zum Ende des Jahres 2011, die Stabilitas Fonds GmbH landete bei "mehr als 2000 Dollar" und Uwe Bergold, Fondsmanager bei der GR Asset Management, nahm im "Deutschen Anleger Fernsehen" noch etwas mehr Anlauf - sein Kursziel lag bei 3000 Dollar bis zum Jahresende.
Einige wichtige Akteure am Goldmarkt sind u. a.:
- JP Morgan
- Goldman Sachs
- HSBC
- Deutsche Bank
- Barclays Capital
- Credit Suisse
- UBS
- Société Générale
- Royal Bank of Scotland
Goldpreis-Prognosen - Glaskugel oder goldene Zukunftsvorhersage?
Im internationalen Vergleich wirkten die sportlichen Leistungen der deutschen Analysten im Prognosenweitwurf geradezu kreisklassig, doch ein Blick zurück macht deutlich: Selbst die vorsichtigen Schätzungen lagen weit entfernt von den tatsächlichen Kursen, denn Gold beendete das Jahr 2011 bei 1568 US-Dollar pro Feinunze. Doch obwohl keine der geäußerten Schätzungen auch nur in der Nähe des tatsächlichen Wertes lag, gehören Goldpreis-Prognosen zur Standardausstattung der Wirtschaftsberichterstattung.
Und die Marktbeobachter wurden im vergangenen Jahr vor besondere Herausforderungen gestellt - der Goldpreisrutsch vom April 2013 erwischte viele Analysten auf dem falschen Fuß. Im Juli 2013, als der Goldpreis seinen stärksten Rutsch seit über 30 Jahren überstanden hatte, passten viele Geldhäuser ihre Prognosen an - die Citigroup sagte beispielsweise einen Goldpreis von 1100 US-Dollar pro Feinunze bis zum Jahresende voraus und die Societe Generale tippte auf 1159 US-Dollar bis zum Jahresende. Zum Vergleich: Der Goldpreis beendete das Jahr 2013 bei knapp 1200 US-Dollar pro Feinunze. Die Analysten hatten also, nachdem sie lange Zeit zu optimistisch waren, ihre Erwartungen umso pessimistischer formuliert - und lagen auch damit falsch.
Goldpreis-Prognosen einiger wichtiger Banken
Die aktuellen Prognosen für das Jahr 2016, 2017 und 2018 sehen laut Bloomberg (Stand: 23.10.2015) durchschnittlich wie folgt aus:
|
2016 |
2017 |
2018 |
Anzahl |
33 |
20 |
16 |
Durchschnitt (in USD) |
1140 $ |
1209 $ |
1230 $ |
Tief (in USD) |
975 $ |
950 $ |
900 $ |
Hoch (in USD) |
1359 $ |
1470 $ |
1473 $ |
Quelle: Bloomberg (Stand: 23.10.2015)
Die Prognosen für das Jahr 2015 sahen insgesamt bärisch aus. Auch Banken wie Goldman Sachs erwarteten mit einem durchschnittlichen Goldpreis von 1050 USD fallende Kurse. Die Banken Citigroup mit 1220 USD und die Commerzbank mit 1200 USD liegen in ihren Erwartungen etwa gleich auf.
In der obigen Grafik sehen Sie Goldpreis-Prognosen für das Jahr 2014. Der Goldpreis selbst stand zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Grafik bei 1.335 Dollar (Stand: März 2014). Nachdem die Profis in den vergangenen zwei Jahren eher zu optimistisch waren, war es bei den Prognosen 2014 genau umgekehrt.
Die obige Grafik für das Jahr 2013 zeigt, dass viele wichtige Banken ihren Prognosen viel zu hoch angesetzt hatten.
Auch für das Jahr 2012 waren die Goldpreis-Prognosen wichtiger Handelshäuser zu optimistisch.
Weitere Analysten und ihre Goldprognosen im Überblick
Analyst |
Institut |
2014 |
2013 |
2012 |
René Hochreiter |
Allan Hochreiter (Pty) |
$1150 |
$1600 |
$1650 |
Bhargava Vaidya |
B.N. Vaidya & Associates |
$1235 |
$1670 |
$1600 |
Michael Widmer |
BAML |
- |
- |
$1850 |
Suki Cooper |
Barclays Capital |
$1205 |
$1778 |
$1875 |
Anne-Laure Tremblay / Stephen Briggs |
BNP Paribas |
$1095 |
$1865 |
$1775 |
Carsten Fritsch |
Commerzbank |
$1300 |
- |
- |
Rohit Savant |
CPM Group |
$1250 |
$1658 |
$1612 |
Mitul Kotecha |
Credit Agricole |
$1105 |
$1650 |
- |
Tom Kendall |
Credit Suisse Securities (Europe) |
$1080 |
$1740 |
$1755 |
Wolfgang Wrzesniok-Rossbach |
Degussa Goldhandel |
$1315 |
- |
$1750 |
Daniel Brebner |
Deutsche Bank |
- |
$1860 |
$1825 |
Martin Murenbeeld |
DundeeWealth Economics |
$1250 |
$1768 |
$1835 |
William Adams |
Fastmarkets |
$1260 |
$1765 |
$1785 |
Alexander Zumpfe / Sonia Hellweg |
Heraeus |
$1305 |
$1751 |
- |
James Steel |
HSBC |
$1292 |
$1760 |
$1850 |
Jeffrey Rhodes / Edward Meir |
INTL Commodities |
$1165 |
$1727 |
$1727 |
Michael Jansen |
JPMorgan Securities |
- |
- |
$1869 |
Thorsten Proettel |
LBBW |
$1210 |
$1745 |
$1640 |
Bayram Dincer |
LGT Capital Management |
- |
- |
$1770 |
Matthew Turner / Jonathan Butler |
Mitsubishi Corporation International (Europe) |
$1245 |
- |
$1782 |
David Jollie |
Mitsui & Co Precious Metals Inc |
$1280 |
$1785 |
$1770 |
Frederic Panizzutti |
MKS (Switzerland) |
$1262 |
$1753 |
$1808 |
Peter Fertig |
QCR Quantitative Commodity Research |
$1260 |
$1775 |
$1730 |
Ross Norman |
Sharps Pixley |
$1274 |
$1736 |
$1765 |
Robin Bhar |
Societe Generale |
$1135 |
$1700 |
- |
Daniel Smith |
Standard Chartered Bank |
- |
- |
$1875 |
Eddie Nagao |
Sumitomo Corporation |
$1275 |
$1600 |
$1525 |
Bart Melek |
TD Securities |
$1175 |
$1895 |
- |
Philip Klapwijk |
Thomson Reuters GMS |
$1176 |
$1847 |
$1760 |
Joni Teves / Edel Tully |
UBS |
$1200 |
$1900 |
$2050 |
Carl Firman |
VM Group |
- |
- |
$1689 |
|
Tatsächlicher Durchschnittspreis ? |
|
$1411 |
$1669 |
Quelle: Jährliche Goldpreisprognosen der Mitglieder der London Bullion Market Association
Einige Banken und Analysten lassen sich tatsächlich schon zu Prognosen für das Jahr 2015 und die kommenden Jahre hinreisen. In der Übersicht ergeben die Werte jedoch eher ein gemischtes bullisch-bärisches Bild, welches keinerlei Tendenzen erkennen lässt. Es macht daher wenig Sinn, zum jetzigen Zeitpunkt hier über Zahlen zu berichten.
Motivation von Analysten und Gold-Prognosen
Ganz allgemein gilt: Jede Goldpreisprognose sollte auf die Motivation ihres Urhebers hin überprüft werden. So ist es wenig überraschend, dass insbesondere solche Unternehmen besonders hohe Zahlen nennen, die selbst physisches Gold oder börsengehandelte Papiere auf Goldbasis verkaufen. Ähnlich vorhersehbar ist die Motivation von Akteuren wie "Goldman Sachs ", die wiederholt den Goldpreis durch pessimistische Prognosen gedrückt haben, um sich danach auf dem Markt einzudecken. Jüngstes Beispiel: Goldman Sachs hat im letzten Quartal des Jahres 2013 für 77,2 Millionen Dollar Anteile am weltweit größten Gold-Exchange-Traded-Fund SPDR Gold Trust (GLD) erworben und damit ihre Anteile um satte 21 Prozent aufgestockt, obwohl die Rohstoffanalysten des Geldhauses weiterhin fest davon überzeugt sind, dass der Goldpreis bis Ende 2014 auf 1050 US-Dollar fällt. Die Bank hat also praktisch nach einem fallenden Messer gegriffen - oder einfach taktisch klug einen Abgesang auf Gold angestimmt, um möglichst hohe Wertzuwächse zu realisieren?
Es lohnt sich bei den Goldpreisprognosen daher ein Blick auf die Nebensätze - viele Marktbeobachter begründen ihre Werte schlichtweg gar nicht, sodass der Verdacht entsteht, dass die sensationelle Schätzung lediglich ein Vorwand ist, um in der Tagespresse für Aufmerksamkeit zu sorgen. Anspruchsvolle Prognosen beziehen sich dagegen auf fundamentale Marktdaten oder bedienen sich der Methoden der Charttechnik mit Trendkanälen sowie psychologisch wichtigen Grenzwerten.
Die Stimmung auf dem Edelmetallmarkt dreht sich allmählich - die ersten Banken haben im Februar 2014 damit begonnen, ihre Preisprognosen für Gold nach oben zu korrigieren: "Bei Gold und Silber haben wir den Boden gesehen. Für die künftige Preisentwicklung bin ich optimistisch", erklärte beispielsweise ein Vertreter der Commerzbank. Die UBS-Bank hat ihre Prognosen für den Goldpreis angehoben, auf Sicht eines Monats liegt das Preisziel nun bei 1280 Dollar und damit um 100 Dollar über dem ursprünglichen Wert. In drei Monaten soll der Goldpreis sogar bei 1350 Dollar liegen. Zur Erinnerung: Aktuell liegt der Goldpreis bereits bei 1330 US-Dollar. "Gold hat langsam angefangen, seinen schlechten Ruf abzulegen", heißt es in der Studie der UBS. Die technischen Analysten von Citi Futures haben für Gold ein Entwicklungspotenzial bis 1400 US-Dollar ausgemacht. Die meisten Analysten erwarten also leicht steigende Notierungen.
Goldpreis-Prognosen kennen keine "Weisheit der Vielen"
Auch bei längerer Betrachtung über mehrere Jahre wird allerdings deutlich: Die "Weisheit der Vielen" gibt es - zumindest auf dem Goldmarkt - nicht. Um die Güte der Prognosen zu prüfen, führt die "London Bullion Market Association" eine jährliche Untersuchung durch - sie befragt eine Reihe renommierter Analysten von großen Banken und Beratungsunternehmen zu ihren Goldpreisprognosen und kürt zum Jahresende den Gewinner. Preiswürdig war aber kaum eine Prognose - zwischen 2008 und 2011 lagen die von der LBMA vorausgesagten Mittelwerte um fünf Prozent unter den tatsächlichen Kursen. Die durchschnittliche Vorhersage für 2012 lag um 5 Prozent zu hoch, während sie im folgenden Jahr sogar um 25 Prozent zu bullisch war. Und im neuen Jahr sieht es ganz so aus, als hätten die Experten wieder am Ziel vorbei geschossen: Sie gehen davon aus, dass der Goldpreis im Jahr 2014 auf 1219 Dollar je Feinunze abrutschen wird. Bislang macht der Goldpreis allerdings keine Anstalten, die Experten zu bestätigen.
Als Resümee kann man aus der rückblickenden Betrachtung der Prognosen für die zukünftige Gopldpreisentwicklung
feststellen, dass auch die Banken und Analysten oftmals sehr weit von den tatsächlichen Entwicklungen (sowohl nach oben, als auch nach unten) entfernt lagen. Die eigentlichen Prognosen scheinen in der Wirklichkeit eher nach den jeweiligen Positionierungen getroffen worden zu sein. Sind Banken am Goldmarkt z. B. unterinvestiert, werden niedrige Prognosen genannt, während Banken, die sehr hohe eigene Goldbestände, Derivate etc. halten, eher dazu neigen, höhere Goldziele zu prognostizieren.
Ergänzungen - weitere Prognosen
Die größte Bank Dänemarks in Kopenhagen namens Danske Bank A/S lag mit Ihren Prognosen in den Jahren 2012 und 2013 mit am besten. Für Q4 2014 sah die Danske Bank einen Goldpreis von 1.100 USD.
Von den Analysten der Société Générale wurde die Vorhersage (forecast) des Durchschnittsgoldpreises für 2014 von 1180 USD auf 1272 USD nach oben korrigiert, trotz bärischer Einschätzung für Gold auf mittel- bis langfristige Sicht.
Goldpreis-Prognosen für 2015, 2016 und 2017
Die Nachrichtenagentur Bloomberg hat 34 Goldpreis-Prognosen verschiedener Banken für das Jahr 2015, 29 Prognosen für 2016 und 17 Prognosen für das Jahr 2017 ausgewertet. Höchst- und Tiefstwerte sowie den errechneten Mittelwert aller Prognosen sehen Sie in folgendem Balkenchart:
Goldpreisprognosen 2015, 2016 und 2017Weitere Prognosen können gerne mit Quelle als Kommentar gepostet werden!
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