Gold: 2.163,08 € -0,08 %
Silber: 25,35 € -0,16 %
Stand: 10.08.2020 von Jörg Bernhard
Mittlerweile weisen auch US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit negative Realzinsen auf. Das heißt: Der Staat bezahlt trotz explodierender Schulden weniger Zinsen, als die Inflation auffrisst. Dies treibt die Anleger in Scharen in den Inflationsschutz Gold.
Goldpreis: Rückenwind durch negative Realzinsen

Die vorprogrammierte Vermögensvernichtung

Mit negativen Realzinsen müssen sich deutsche Anleger bereits seit Jahren herumschlagen, nun verspüren auch US-Investoren dieses allgemein als Anlagenotstand bezeichnete Marktumfeld. Noch hält sich deren „Schmerz“ in Grenzen schließlich übertrifft die Geldentwertung mit aktuell 0,60 Prozent p.a. die Rendite zehnjähriger US-Bonds in Höhe von 0,53 Prozent p.a. kaum.

Deutsche Anleihen-Besitzer mit identischer Laufzeit werden angesichts einer Anleiherendite von minus 0,53 Prozent und einer Inflationsrate von minus 0,1 Prozent etwas stärker „zur Ader gelassen“, schließlich würde ein solches Anleihe-Portfolio im Volumen von 100.000 Euro nach einem Jahr inflationsbereinigt einen Verlust von 430 Euro erleiden (siehe Tabelle).

Rendite zehnjähriger Staatsanleihen

Land Inflation Rendite Realzins
Japan 0,10% 0,01% -0,09%
Schweiz -0,90% -0,35% 0,55%
Deutschland -0,10% -0,53% -0,43%
Niederlande 1,70% -0,42% -2,12%
Dänemark 0,30% -0,40% -0,70%
Schweden 0,70% -0,11% -0,81%
Frankreich 0,40% -0,23% -0,63%
Belgien 0,00% -0,26% -0,26%
Großbritannien 0,60% 0,11% -0,49%
Spanien -0,60% 0,27% 0,87%
Norwegen 1,40% 0,55% -0,85%
Kanada 0,70% 0,47% -0,23%
Portugal 0,20% 1,87% 1,67%
USA 0,60% 0,53% -0,07%
Australien -0,30% 0,84% 1,14%
Neuseeland 1,50% 0,76% -0,74%
Griechenland -1,80% 0,51% 2,31%
Stand: 07.08.2020

Mittlerweile weisen sogar Anleihen im Wert von 17 Billionen Dollar negative Nominalrenditen aus. In Europa ist dieses Szenario bei zehnjährigen Laufzeiten bereits in zahlreichen Ländern eingetreten. Diesen „abnormalen“ Sachverhalt sollten Anleger kritisch hinterfragen.&

Dabei bieten sich folgende Fragen an:
  1. Wie ist es um die Wertbeständigkeit einer Währung bestellt, wenn man mit gespartem Kapital nicht einmal die Inflationsrate ausgleichen kann?

  2. Was ist eine Währung eigentlich wert, wenn ein Kredit „fast nichts“ kostet?

  3. Welcher rational denkende Anleger legt Geld in Anleihen an, wenn damit ein Verlust vorprogrammiert ist?

  4. Macht es wirklich Sinn, dass Notenbanken Staatsanleihen aufkaufen, damit die Zinsen möglichst niedrig ausfallen, weil viele Länder höhere Zinsen gar nicht bezahlen könnten?

  5. Spiegeln die aktuell extrem niedrigen Anleiherenditen das mit dieser Anlageform verbundene Risiko realistisch wieder?

Finanzielle Repression wird stärker

Staatliche Organe treten derzeit vor allem durch das Generieren exzessiver Schuldenberge in Erscheinung. Daher wird der Staat sämtliche Hebel in Bewegung setzen, damit die Inflationsraten dauerhaft höher ausfallen werden als die Finanzierungskosten.

Vereinfacht ausgedrückt lässt sich nämlich sagen: Negative Realzinsen sind für Sparer schlecht und für Schuldner vorteilhaft. Gehen Sie davon aus, dass der Staat am längeren Hebel sitzt und die finanzielle Repression eher zu- als abnehmen wird.

Steuern gelten in diesem Kontext als weiteres Instrument der Vermögensumverteilung. In den vergangenen Wochen wurden zum Beispiel Pläne bekannt, den Besitzern von physisch besichertem Papiergold wie zum Beispiel Xetra-Gold oder Euwax Gold II die bisher geltende Steuerfreiheit bei einer Haltedauer von mindestens einem Jahr (Abgeltungsteuer) zu streichen.

Das heißt: Jeder der im März aufgrund des Corona-Crash ein solches Goldinvestment getätigt hat, kommt beim Realisieren dieser Pläne nicht mehr in den Genuss von steuerfreien Kursgewinnen.

Diese wären dann nur noch bei physischen Edelmetallinvestments (Goldbarren bzw. Goldmünzen) möglich – falls keine künftigen Steuerpläne dies verhindern.

Ausblick für die laufende Woche

Schneller als von vielen Analysten erwartet, hat der Goldpreis in der vergangenen Woche mit dem Überwinden der Marke von 2.000 Dollar einen wichtigen Meilenstein erreicht und damit ein neues Allzeithoch bei 2.071 (07. Aug. 2020 Intraday) Dollar markiert.

Selbst freundliche Aktienmärkte konnten den Aufwärtsdrang von Gold (und vor allem Silber) nicht stoppen. Offensichtlich fließt das viele billige Geld derzeit in sämtliche wichtigen Anlagenklassen, schließen tendierten auch Staatsanleihen und die wichtigste Kryptowährung Bitcoin in deutlich höhere Regionen.

In den kommenden Handelstagen dürften sich die Akteure an den Finanzmärkten unter anderem für die Datenflut von der Inflationsfront stark interessieren.

Zum Wochenstart meldete China für den Monat Juli eine Inflationsrate in Höhe von 2,7 Prozent p.a.

Ab Mittwoch stehen dann die Teuerungsraten für Italien, Deutschland, Frankreich und die USA auf der Agenda.

Bislang verbreiten diese wenig Schrecken – eine Garantie, dass dies so bleibt gibt es aber selbstverständlich nicht. Um gegen alle Eventualitäten gerüstet zu sein, sollte der traditionelle Inflationsschutz in jedem Portfolio gebührend berücksichtigt werden.

Das Motto lautet: Wer Gold hat, hat immer Geld.
Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
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von Mike | 16.08.2020, 14:01 Uhr Antworten

Meiner Meinung nach, sollte das System einmal so zusammen brechen wie hier einige voraussagen bzw sich wünschen, zählt Gold oder der gleichen genau 0. Ab diesem Zeitpunkt zählt das Recht des Stärkeren. Oder glaubt wirklich jemand die Polizei oder das Militär kommt euch dann zu Hilfe. Wenn das System zerbricht haben wir richtige Probleme.

von Heinrich | 11.08.2020, 00:31 Uhr Antworten

84% der deutschen Bevölkerung sind nicht an der Börse investiert. Die Masse hat kein Vermögen, auch kein Geld um Gold zu kaufen. Die Masse hat Schulden. Also von wem zu wem wird was für ein Vermögen umverteilt? Mit neuen Steuern für die Bevölkerung würden der angeschlagene Binnenmarkt völlig den Bach runtergehen. Der Einzelhandel pfeift jetzt schon aus dem letzten Loch. Es sind die 10% der Bevölkerung mit hohen Vermögen die das Zittern bekommen. Dem Rest ist das alles egal. Ob die Währung Micky Maus heißt, ob Gold 5000 Euro kostet, ob der Zins minus 50% ist.... wer nix hat, dem kann man nix weg nehmen. Übrigens kann der Staat Schulden aufnehmen bis zu Sangt Nimmerleinstag. Solange die Schulden keiner einfordert läuft's wie geschmiert. Und das wird auch keiner. Der Kapitalismus soll ja nicht kaputt gemacht werden.

9 Antworten an Heinrich anzeigen

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