Gold: 2.178,68 € 0,64 %
Silber: 25,64 € 0,98 %
Stand: 05.04.2022 von Jörg Bernhard
Mit über sechs Prozent erzielte der Goldpreis in den Monaten Januar bis März 2022 den höchsten Quartalsgewinn seit Juni 2020. Damals verteuerte sich das Edelmetall übrigens um mehr als 13 Prozent.
Goldpreis: Stärkstes Quartal seit Juni 2020

Kriegsängste hauptverantwortlich für massives Quartalsplus

Auf den Grund – nämlich den Überfall russischer Truppen auf das Nachbarland Ukraine – hätte die Finanzwelt sicherlich gern verzichtet, schließlich wird die durch den Staatsterror einer Atommacht verursachte humanitäre Katastrophe auch enorme wirtschaftliche Schäden verursachen.

Doch der Krieg in Europa sollte nicht dazu genutzt werden, alternative Währungen wie Edelmetalle oder Kryptowährungen pauschal herabzuwürdigen. Verantwortungsbewusste Investoren sollten insbesondere das gelbe Edelmetall als Krisenwährung par excellence nicht nur als eine Krisenwährung wahrnehmen, die in Kriegszeiten wirksamen Vermögensschutz bietet, auch Finanzkrisen und politische Krisen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten stets als starkes Argument zum Kauf von Gold erwiesen.

Seit dem Jahreswechsel lässt sich eines mit Fug und Recht behaupten:

Aktien waren „out“, während Rohstoffe und Edelmetalle seither einen regelrechten Höhenflug erlebt haben.

Selbst der Bitcoin kam in den ersten drei Monaten kaum vom Fleck (siehe Tabelle).

Kaufinteresse im ETF-Sektor und an den Terminmärkten

Da institutionelle Investoren massive Umschichtungen in den Krisenschutz vorgenommen haben und dabei vor allem auf „Papiergold“ gesetzt haben, gab es in den folgenden Marktsegmenten besonders starke Kapitalzuflüsse zu beobachten: Terminmärkte und ETF-Sektor. Letztgenannter verbuchte zum Beispiel laut World Gold Council in Q1 besonders starke Kapitalzuflüsse.

Weltweit verzeichnete diese Kategorie von Papiergold einen Anstieg der gehaltenen Goldmenge von 3.569,9 auf 3.823,6 Tonnen (+7,1 Prozent).

An den Terminmärkten sind in den vergangenen drei Monaten vor allem große Terminspekulanten (Non-Commercials) optimistischer geworden, was im markanten Anstieg der Netto-Long-Position (per Saldo optimistisch gestimmt) von 213.150 auf 257.600 Futures (+16,9 Prozent) zum Ausdruck kam.

Zur Erinnerung: Ein Gold-Future bewegt auf dem Papier den Gegenwert von 100 Feinunzen Gold.

Summa summarum wurde Gold seiner Rolle als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten angesichts eines Quartalsgewinns in Höhe von 6,5 Prozent einmal mehr gerecht. Gemessen an der Performance wurde es zwar von Rohöl (und anderen Rostoffen) sowie Silber übertroffen, der Preis für diese Outperformance musste jedoch mit einer deutlich höheren Kursschwankungsintensität (Volatilität) „bezahlt“ werden (siehe Tabelle).

Mit Blick auf die historische 250-Tage-Volatilität birgt der Kauf von Gold weiterhin ein leicht geringeres Verlustrisiko als ein S&P-500-Investment und ein deutlich größeres als der Bitcoin, der in den Medien regelmäßig als „digitales Gold“ bezeichnet wird.

Da man dem Bitcoin aber seit Jahren eine rasante Achterbahnfahrt attestieren kann, dürfte ihm das Attribut „sicherer Hafen“ in absehbarer Zukunft höchstwahrscheinlich nicht zugestanden werden.

Performance im ersten Quartal 2022

  Performance 2022 250-Tage-Vola
Goldpreis (USD) 6,5% 17,7%
Silberpreis (USD) 7,6% 26,6%
WTI-Rohöl 33,3% 50,1%
Dollarindex (Punkte) 2,4% 6,5%
S&P-500 (Punkte) -4,9% 18,0%
DAX (Punkte) -9,3% 24,0%
Bitcoin (USD) -1,5% 66,9%
Quelle: gold.de und tradingview.com

Ausblick für die laufende Woche

Trotz der Horrornachrichten aus der Ukraine scheinen die Akteure an den Goldmärkten mehr Angst vor einem anziehendem Dollar und steigenden Zinsen als vor dem brutalen Angriffskrieg der Russen zu haben.

In der vergangenen Woche haben aktuelle März-Inflationszahlen für Deutschland (7,3 Prozent p.a.) und die Eurozone (7,5 Prozent p.a.) aufgezeigt, dass auch die EZB eigentlich eine restriktivere Geldpolitik betreiben müsste.

Doch die europäischen „Währungshüter“ warten lieber ab und wollen noch nicht der US-Notenbank Fed bzw. der Bank of England folgen. Mit Spannung wird die Finanzwelt in den nächsten Tagen die weitere Entwicklung hinsichtlich neuer Sanktionen gegen Russland erwarten.

Am morgigen Mittwoch dürfte aber auch das zur Veröffentlichung anstehende Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung für erhöhte Aufmerksamkeit sorgen. Übrigens: Jenseits des Atlantiks scheint der nächste Zinsschritt nach oben bereits relativ sicher zu sein, schließlich zeigt das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group derzeit eine Wahrscheinlichkeit von über 73 Prozent an, dass wir Anfang Mai höhere Zinsen als heute sehen werden.

So richtig attraktiv werden Staatsanleihen angesichts jährlicher Teuerungsraten von über sieben Prozent dadurch aber sicherlich nicht.

Autor: Jörg Bernhard
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