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Stand: 31.10.2022 von Jörg Bernhard
In diesem Jahr werden bei der Diskussion um die Goldpreis-Perspektiven steigende Opportunitätskosten, die bei Goldbesitzern durch den Verzicht auf Zinsen zwangsläufig entstehen, immer wieder als großer Nachteil eines Goldinvestments genannt. Diese Argumentation ist allerdings mit Vorsicht zu genießen.
Goldpreis: Steigende Opportunitätskosten – na und!

Anleiherenditen alles andere als attraktiv

Denn eines sollten Geldanleger bei der aktuellen Marktlage stets im Hinterkopf behalten: Die Besitzer von Staatsanleihen haben aufgrund des weltweiten Zinsanstiegs in diesem Jahr massive Verluste erlitten. Denn insbesondere festverzinsliche Wertpapiere mit langer Laufzeit, verlieren konstruktionsbedingt massiv an Wert, wenn die Zinsen bzw. Anleiherenditen kräftig anziehen. Ihr Kupon stammt nämlich in der Regel aus der Zeit, einer expansiven Geldpolitik als sich die Leitzinsen sowohl in Europa als auch in den USA nahe null Prozent bewegten (siehe Chart).

Leitzinsen USAUS-Leitzinsen seit 2000 / Quelle: Fed

In diesem Zusammenhang bietet sich zur „Abschreckung“ vor allem die Preisentwicklung der Österreich-Anleihe mit einer Laufzeit bis ins Jahr 2117 (ISIN: AT0000A1XML2) an. Sie verdoppelte sich zwar nach ihrer Emission (20. September 2017) innerhalb von drei Jahren, erlitt danach aber in der Spitze einen Verlust von mehr als zwei Drittel und notiert aktuell bei lediglich 78,30 Prozent.

Als Ausgleich bietet das Papier mit einer zweifellos guten Bonität für das bei jeder Anleihe existente Schwankungs- bzw. Ausfallrisiko eine Zinszahlung von 2,1 Prozent pro Jahr. Ein attraktives Chance/Risiko-Verhältnis sieht angesichts der alles andere als geringen Volatilität sicherlich anders aus.

„Augen auf“ beim Ausfallrisiko

Staatsanleihen aus Europa und den USA mögen mittlerweile eine höhere Rendite bieten als in den vergangenen Jahren, grundsätzlich gehen erhöhte Renditechancen laut den Gesetzen der Kapitalmärkte aber auch stets mit gestiegenen Verlustrisiken einher. Durch den Zinsanstieg wird die Refinanzierung der angehäuften Schuldenberge teurer und schwieriger.

Richtig ungemütlich dürfte es werden, wenn die Steuereinnahmen rezessionsbedingt wegbrechen sollten. Klimawandel und Ukraine-Krieg dürften dafür sorgen, dass an einen Abbau der Verschuldung erst einmal nicht zu denken ist. Da jede Anleihe in erster Linie auf dem Vertrauen basiert, dass die versprochenen Zinsen bezahlt werden und bei Fälligkeit eine vollständige Rückzahlung des Nominalbetrags zu 100 Prozent erfolgt, sollten Privatanleger das damit verbundene Kontrahenten- bzw. Ausfallrisiko auf keinen Fall außer Acht lassen.

Und selbst, wenn pünktlich gezahlt und getilgt werden sollte, stellt sich natürlich die Frage nach dem erlittenen Kaufkraftverlust. Während herkömmliche Anleihen am Ende der Laufzeit nicht über 100 Prozent des Nominalwerts getilgt werden, gibt es beim Sachwert Gold keine Begrenzung des Gewinnpotenzials. Als Verkaufsargument eignet sich das gegenwärtig hohe Zinsniveau daher nur bedingt.

Ausblick für die laufende Woche

Verrückte Welt – die deutsche Inflationsrate (Oktober) klettert mit 10,4 Prozent auf den höchsten Wert seit über 70 Jahren und der Goldpreis kommt seit Wochen einfach nicht vom Fleck. Damit löste sich die Hoffnung auf ein Ende der globalen Zinserhöhungsrunde erst einmal in Luft auf. Am Mittwoch wird die US-Notenbank Fed aller Voraussicht nach zum vierten Mal in Folge die Leitzinsen um 75 Basispunkte erhöhen. Das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group zeigt für dieses Szenario derzeit eine Wahrscheinlichkeit von 83 Prozent an.

Zur Erinnerung: Vor einem Monat war hier ein Wert von lediglich 57 Prozent angezeigt worden. Am Mittwochabend dürfte vor allem die Pressekonferenz mit Fed-Chef Jerome Powell für ein hohes Maß an Spannung sorgen. Je „taubenhafter“ dessen Statements ausfallen sollten, desto besser für den Goldpreis. Neue Impulse könnte das gelbe Edelmetall aber auch durch die anstehende Datenflut vom US-Arbeitsmarkt erfahren.

Der Höhepunkt steht wie gewohnt am Freitag an, wenn das US-Arbeitsministerium seinen Monatsbericht zur Lage am US-Arbeitsmarkt (Oktober) veröffentlichen wird. Laut einer von Trading Economics veröffentlichten Umfrage unter Analysten soll sich die Arbeitslosenrate von 3,5 auf 3,6 Prozent erhöht haben und die Zahl neu geschaffener Stellen von 263.000 auf 200.000 gesunken sein. Auf lange Sicht dürfte das Zahlenwerk an der Attraktivität eines Goldinvestments absolut nichts ändern.

Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
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von Pfanzelt Wilhelm Robert | 03.11.2022, 09:56 Uhr Antworten

Gold ist ein sicherer Hafen . Papiergeld ist gekommen und gegangen.
Gold hat immer für Sicherheit garantiert.
Gerade in der jetzigen Zeit ist Gold eine Sichere Anlage.

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