Obwohl die Weltwirtschaft wegen der Corona-Pandemie einen beispiellosen Einbruch erlebt, sind S&P500 und DAX kräftig auf dem Weg nach oben. So notiert der S&P500 nach der Rally um lediglich 13 Prozent unter dem Rekordhoch vom 19. Februar.
Für Rückenwind sorgten zuletzt Hoffnungen zum Wirkstoffkandidaten Remdesivir der US-Biotechfirma Gilead. Investoren setzen darauf, dass er nach etlichen weiteren Tests schlussendlich im Kampf gegen Corona eingesetzt werden könnte, womit die Ausgangsbeschränkungen gelockert und damit die Wirtschaft angekurbelt werden können.
Trotz des Höhenflugs des US-Aktienmarkts ist der Goldpreis nach einem kleinen Kursrückgang wieder nach oben gedreht und notiert mit rund 1.715 Dollar je Unze nur knapp unter dem Sieben-Jahres-Hoch. Zuletzt wurde er von der Fed-Sitzung vom 29. April beflügelt.
Dabei hatte Fed-Chef Jay Powell klar gemacht, dass die Notenbank weiterhin alles tun werde, um die Wirtschaft anzukurbeln, und gegebenenfalls weitere Maßnahmen ergreifen werde. Die Aussicht auf ein noch gigantischeres Gelddrucken – in den vergangenen 6 Wochen ist die Bilanzsumme der Fed um horrende 2,3 Billionen Dollar auf den Rekord von 6,6 Billionen explodiert – sorgt für deutlichen Aufwärtsdruck beim Goldpreis.
US-Hypothekenbesitzer kommen schwer in die Bredouille
Viele Investoren haben Sorge, dass das massive Gelddrucken nicht nur der Fed, sondern auch der EZB und anderer Notenbanken, die Inflation kräftig anheizen wird. Allerdings dürften wegen des Einbruchs des Ölpreises die Inflationsraten kurzfristig weiter sinken, nachdem sie in den USA im März von 2,3 auf 1,5 Prozent zurückgegangen war.
Anschließend dürfte es sogar zu einer Deflation kommen, also dass die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr sinken.
Wieso? Weil es sowohl in den USA, als auch in Europa und vielen anderen Ländern, zu zahlreichen Pleiten von Unternehmen und einem kräftigen Anstieg der Arbeitslosigkeit kommen wird. Um die kollabierende Nachfrage zu stimulieren, müssen die Firmen mit Preissenkungen reagieren.
Die früheren Behauptungen von US-Präsident Donald Trump, der US-Wirtschaft sei es vor der Pandemie besser gegangen als je zuvor, waren wohl seinerseits Fake News! Das haben die zahlreichen Rettungsprogramme der Regierung und der Fed im Laufe der Pandemie klar gezeigt, denn nun muss wegen der Rekordschulden von Unternehmen und privaten Haushalten plötzlich jedermann und alles gerettet werden.
So ist die Zahl der gestundeten US-Hypothekenkredite in der vergangenen Woche von 3,7 auf 6,0 Prozent explodiert.
Anfang März waren es noch 0,25 Prozent. Offensichtlich geht es vielen Hausbesitzern so „gut“, dass sie plötzlich ihren Hauskredit nicht mehr bedienen können. Gleichzeitig können viele Mieter ihre Mieten nicht mehr bezahlen.
US-Wirtschaft kollabiert
Zudem haben in den vergangenen sechs Wochen insgesamt 30,3 Mio. Amerikaner einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe gestellt. Damit sind innerhalb von sechs Wochen viel mehr Jobs vernichtet worden, als während des Aufschwungs am Arbeitsmarkt seit dem Jahr 2010 insgesamt geschaffen worden waren (22 Mio.).
Viele Experten prognostizieren, dass die Arbeitslosenquote im April auf 17 bis 20 Prozent nach oben schießen dürfte, und in den nächsten Monaten sogar noch etwas steigen dürfte. Das würde die Wirtschaft im zweiten Quartal enorm belasten.
Laut den Schätzungen etlicher Volkswirte solle die Wirtschaftsleistung um annualisiert 40 Prozent einbrechen – ein beispielloser Kollaps -, nach einem Minus von annualisiert 4,8 Prozent für das erste Quartal. Der annualisierte Wert wird errechnet, indem man die Veränderung gegenüber dem Vorquartal mit vier multipliziert.
Mit umso mehr Rettungsprogrammen steuern Trump und die Fed dagegen. Powell hat zuletzt den Kongress aufgefordert, weitere Programme zur Stützung der Wirtschaft zu verabschieden, nachdem er zuletzt erst ein weiteres von 484 Mrd. Dollar geschnürt hatte.
Damit dürfte die Neuverschuldung im laufenden Fiskaljahr, das im September endet, auf 4 Billionen Dollar nach oben schießen – das sind rund 20 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung – das ist mit weitem Abstand Negativrekord.
Die Schuldensause wird hauptsächlich durch die Notenpresse der Fed finanziert. Allerdings wird durch die gewaltige Dollar-Schwemme die Fiat-Währung noch viel schneller entwertet als jemals zuvor, was für Aufwärtsdruck beim Goldpreis sorgt. Zudem sollte in einem Umfeld, in dem es zu zahlreichen Pleiten und damit massiven Kreditausfällen bei Banken kommt, das Edelmetall als sicherer Hafen gefragt sein.
Arbeitslosigkeit in Deutschland schießt nach oben
Verheerend waren auch die jüngsten Konjunkturdaten aus der Euro-Zone. So war die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal um 3,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal – und damit noch deutlich stärker als in den USA – eingebrochen.
Dabei war der Rückgang bei den am Stärksten von der Pandemie betroffenen Ländern Frankreich (minus 5,8 Prozent) und Spanien (minus 5,2 Prozent) besonders groß.
Der Konjunktureinbruch schlägt auch kräftig auf den deutschen Arbeitsmarkt durch. So ist die Arbeitslosenzahl im April saisonbereinigt um herbe 373.000 auf 2,64 Mio. nach oben geschossen, und damit die Arbeitslosenquote von 5,0 auf 5,8 Prozent. Das war viel stärker als die Zunahme um 95.000, die Volkswirte vorhergesagt hatten.
Zudem sind bei der Bundesagentur im Zeitraum März und April Anträge für Kurzarbeitergeld für insgesamt bis zu 10,1 Mio. Personen gestellt worden. Das ist ein Vielfaches früherer Krisenzeiten, nachdem Wirtschaftsminister Peter Altmaier zuletzt noch von 3 Mio. gesprochen hatte.
Gleichzeitig sehen sich viele Unternehmen durch die Pandemie in ihrer Existenz bedroht. Laut einer Umfrage des ifo Instituts sagten 29,2 Prozent der Unternehmen sie könnten maximal drei Monate überleben, während 52,7 Prozent höchstens sechs Monate durchhalten könnten.
„Das sind beunruhigende Zahlen, die auf eine kommende Pleitewelle hindeuten“, sagte Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Befragungen.
Ein Umfeld zunehmender Pleiten bei Unternehmen und deutlich steigender Arbeitslosigkeit sollte für weiteren Abwärtsdruck auf die Inflation sorgen, nachdem sie im April in Deutschland von 1,4 Prozent auf 0,8 Prozent zurückgegangen war, während in der Euro-Zone nur 0,4 Prozent zu Buche standen.
Ein weiterer Rückgang der Inflation und später möglicherweise sogar eine Deflation wären hervorragende Nachrichten für Sparer und Verbraucher, könnten sie doch mit ihrem Geld mehr kaufen, was die Konjunktur ankurbeln würde.
Allerdings liefert eine derart niedrige Inflation der EZB einen Vorwand, um künftig noch viel mehr Geld zu drucken als ohnehin schon und so die Inflation schlussendlich anzuheizen. Der Sinn der Übung ist einzig und allein, dass sich hochverschuldete Länder, wie Italien, Spanien, Frankreich und Griechenland, weiterhin zu extrem niedrigen Zinsen finanzieren können.
Allerdings ist das Risiko groß, dass die jahrelange Talfahrt des Euro gegenüber dem Dollar weitergeht. Dann wird sich zeigen, ob die Rekordfahrt des Goldpreises auf Euro-Basis weitergeht.