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Stand: 04.07.2025 von Hannes Zipfel
Seit dem 1. Juli gilt Basel III auch für US-Banken. Doch was genau ist Basel III? Welche Bedeutung hat diese internationale regulatorische Änderung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in der Schweiz für den Goldpreis und wird sie den Goldmarkt nachhaltig verändern?
Goldpreis und Basel III – ein Gamechanger?

Was ist die BIZ?

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ist eine internationale Finanzorganisation mit Sitz in Basel, Schweiz. Gegründet am 17. Mai 1930, ist sie die älteste internationale Finanzinstitution weltweit. 

Was ist die Aufgabe der BIZ?

Die BIZ agiert in erster Linie als „Bank der Zentralbanken“. Sie bietet Finanzdienstleistungen ausschließlich für Zentralbanken sowie für internationale Organisationen wie die Weltbank und den Internationalen Währungsfonds an.

Sie organisiert regelmäßige Treffen und Ausschüsse, in denen Zentralbanken und Finanzbehörden über globale Währungs- und Finanzthemen beraten.

Die BIZ veröffentlicht Studien zur globalen Finanzstabilität, zur Geldpolitik und zu regulatorischen Rahmenbedingungen (z. B. Basel III), die als Grundlage für nationale Gesetzgebungen dienen können.

Wer sind die Eigentümer der BIZ?

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) befindet sich im Besitz von 63 Zentralbanken und Währungsbehörden aus aller Welt. Die Länder dieser Institutionen erwirtschaften zusammen etwa 95 % des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Zu den bedeutenden Mitgliedern zählen die Federal Reserve (USA), die Europäische Zentralbank (EZB), die Bank of Japan (BoJ), die People’s Bank of China (PBoC) sowie die Deutsche Bundesbank (BuBa).

Rolle der BIZ im globalen Finanzsystem

Die BIZ wird oft als „Zentralbank der Zentralbanken“ bezeichnet. Sie dient als Forum für den Austausch zwischen Zentralbanken, unterstützt die Koordinierung der globalen Geldpolitik und trägt zur Stabilität des internationalen Finanzsystems bei.

Zudem ist die BIZ Sitz und Unterstützer des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht (BCBS). Dieser entwickelt internationale Standards, wie etwa die Basel-III-Regeln zur Eigenkapitalausstattung von Banken.

Was ist Basel III?

Basel III ist das dritte Paket internationaler Bankenreformen, das vom „Basler Ausschuss“ für Bankenaufsicht (BCBS) entwickelt wurde, um die Widerstandsfähigkeit des Bankensektors gegenüber finanziellen Schocks zu erhöhen.

Es stärkt die Kapitalanforderungen, das Liquiditätsmanagement (Liquiditätsdeckungsquote) sowie die strukturelle Liquiditätsquote und die Verschuldungsquoten der Banken. Auch die Stresstests und Marktrisikopuffer werden verbessert, wenn sich die Banken den Regeln der BIZ unterwerfen.

Es beinhaltet strengere Kapitalanforderungen, wie eine harte Kernkapitalquote von 7 %, sowie die Einführung von Liquiditätskennzahlen wie der Liquidity Coverage Ratio (LCR) und der Net Stable Funding Ratio (NSFR). Zudem werden eine Verschuldungsobergrenze (Leverage Ratio) von 3 % eingeführt und regelmäßige Stresstests durchgeführt, um die Stabilität der Banken zu gewährleisten.

Warum die dritte Regulations-Novelle?

Nach der Finanzkrise im Jahr 2008 wurde Basel II überarbeitet und ab 2012 schrittweise durch Basel III ersetzt. Die letzte Phase, auch „Basel III Endgame“ genannt, begann am 1. Juli 2025.

In dieser Phase, die eine dreijährige Übergangsperiode für neue Regelungen wie die Einführung einer Eigenkapitaluntergrenze und überarbeitete Risikoansätze beinhaltet, sollen die Banken widerstandsfähiger gemacht werden. Das Ziel besteht darin, die Widerstandsfähigkeit der Banken gegenüber Finanzmarktschocks und Schuldenkrisen zu erhöhen.

Was bedeutet Basel III für Banken?

Basel III legt den Fokus auf das Tier-1-Kapital, insbesondere auf das harte Kernkapital (Common Equity Tier 1, CET1). Es dient als stärkster Puffer gegen finanzielle Verluste.

Es besteht hauptsächlich aus hartem Kernkapital, das sich aus nicht ausgeschütteten Gewinnen sowie in einigen Fällen aus qualifizierten Instrumenten wie Bargeld, Giralgeld oder neu auch Gold zusammensetzt. Das harte Kernkapital setzt sich somit aus reinem Eigenkapital und nicht ausgeschütteten Gewinnen zusammen.

Anforderungen an die Kapitalquoten nach Basel III

Banken müssen mindestens 4,5 Prozent hartes Kernkapital und zusätzlich einen Kapitalerhaltungspuffer von 2,5 Prozent vorhalten, also insgesamt mindestens 7,0 Prozent. Hinzu kommen antizyklische Puffer sowie für größere US-Banken (systemrelevant) zusätzliche systemische Puffer.

Das gesamte Mindest-Kernkapital (Tier-1-Kapital) beträgt somit ca. 8 bis 9 Prozent der risikogewichteten Aktiva. Das Kernkapital (Tier-2-Kapital) umfasst nachrangige Verbindlichkeiten abzüglich verlustabsorbierender Rücklagen. Das risikoreiche Tier-3-Kapital wurde mit der Einführung von Basel III abgeschafft.

Vertrauen gewinnen

Die Erfüllung dieser deutlich strengeren Kapitalanforderungen stellt sicher, dass Banken auch in Krisenzeiten solvent bleiben, das Vertrauen ihrer Kunden bewahren („Bank-Runs“ vermeiden) und Rettungsaktionen durch Steuerzahler begrenzt oder ganz vermieden werden können. Dies ist wichtig, da Rettungsaktionen sozialen Sprengstoff bergen, wie die „Occupy Wallstreet“-Bewegung ab 2011 zeigt.

Gold als Tier-1-Kapital:
Der Basel-III-Gamechanger ab 1. Juli 2025

Unter Basel I und II konnten Banken physisches Gold in ihre regulatorischen Eigenkapitalberechnungen einbeziehen, jedoch oft mit Abschlägen. Die Risikogewichtung für Gold variierte je nach nationaler Regulierung, wobei in einigen Fällen ein Risikogewicht von 0 % angewendet wurde, ähnlich wie bei Bargeld.

Insbesondere US-Banken bewerteten Gold mit einem Abschlag von 50 Prozent und stuften es als Tier-3-Vermögenswert ein – also als minderwertiges Anlagegut.

Das änderte sich am 1. Juli 2025: Im Rahmen der Basel-III-Endphase (Basel-III-Endgame) wird zugeteiltes (physisches) Gold zum vollen Marktwert als offizielles Tier-1-Kapital sowie als hochwertiges, liquides Anlagegut (HQLA) anerkannt.

Dies ist ein drastischer regulatorischer Wandel zugunsten des gelben Edelmetalls, der Gold zu einer erstklassigen Anlageklasse macht.

Aufwertung von Gold hat Folgen

Der 50-prozentige Abschlag auf Gold entfällt: Banken können den vollen Wert ihrer physischen Bestände (entsprechend dem aktuellen Goldpreis) nun ohne weitere Sicherheitshinterlegung durch „sichere Vermögenswerte“ zum engsten Kernkapital zählen.

Somit werden die US-Standards an die globalen Basel-Regeln (die in der EU und der Schweiz bereits in Kraft sind) angepasst. Diese behandeln zugeteiltes Gold bereits als Barmitteläquivalent.

Dies ist bedeutend, weil die USA der größte Banken- und Finanzmarkt der Welt.

Nur zugeteiltes Gold erhält dies Aufwertung, während Papiergold Finanzierungsbeschränkungen unterliegt. Dadurch wird zugeteiltes Gold für Banken als Inflations- und Krisenschutz als Vermögenswert attraktiver.

Dies könnte die Nachfrage in den nächsten Jahren zusätzlich durch US-Banken erhöhen und sich positiv oder zumindest unterstützend auf den Goldpreis auswirken.

Warum ist Basel III ein Gamechanger?

US-Banken behandeln Gold nun als Tier-1-Kapital höchster Güte, wie es in Europa und Asien bereits der Fall ist.

Gold wird für die Banken zu einem neuen Instrument, das gemäß den BIZ-Regularien als High-Quality Liquid Asset (HQLA) gilt.

Im Lichte von Basel III muss Gold nun völlig neu bewertet werden. Banken müssen nach dem 1. Juli 2025 ihre Prognosen für den Goldpreis möglicherweise nach oben korrigieren.

Strukturwandel bei den Banken

Ein struktureller Wandel in der Vermögensallokation der Banken könnte sich positiv auf vermögensübergreifende Kapitalflüsse (z. B. Anleihen vs. Gold) und die systemische Liquidität zugunsten des gelben Edelmetalls auswirken.

Die Goldnachfrage der Banken dürfte somit in den kommenden Jahren tendenziell steigen und den Preis stützen – insbesondere in wirtschaftlich angespannten Zeiten.

Langfristig könnte Gold als reguliertes, systemisches Finanzinstrument eine größere Rolle spielen – und nicht nur als sicherer Hafen.

Fazit

Basel III ist nicht nur eine weitere regulatorische Neuerung, sondern verändert auch die Sichtweise und Nutzung von Gold durch Banken grundlegend.

Durch die Einstufung von physischem Gold in die höchste Kategorie der Vermögenswert-Qualität haben die Regulatoren Gold von einem Vermögenswert zweiter Klasse zu einem  erstklassigen Vermögenswert aufgewertet.

Für Gold-Anleger, Analysten und Banken markiert dies den Beginn eines neuen Kapitels, in dem Gold nicht länger am Rande, sondern im Mittelpunkt der Finanzmarktstabilität steht.

In Deutschland gelten die 100‑Euro‑Goldmünzen der Bundesrepublik übrigens, anders als oft behauptet, gesetzlich als Zahlungsmittel – also rechtlich gesehen ähnliches wie andere Euromünzen.

In der Praxis ergibt es aufgrund der hohen Differenz zwischen Materialwert und Nennwert (100 Euro pro Münze) gleichwohl keinen Sinn, eine Euro-Goldmünze mit einem Gewicht einer halben Feinunze (Feingehalt 99,9 Prozent Gold) für Einkäufe zu verwenden.

Diese monetäre Einstufung von Gold ist übrigens auch der Grund, warum Zentralbanken das Edelmetall als Teil der Währungsreserven ausweisen.

In Deutschland (und der gesamten EU), wo Basel III bereits implementiert wurde, ist Anlagegold von der Umsatzsteuer befreit, weil es per Gesetzt (§25c des Umsatz-Steuer-Gesetzes) nicht als Ware, sondern als monetäres Wertaufbewahrungsmittel behandelt wird - ähnlich wie Geld oder andere Wertspeicher.

Silber, Platin und Palladium unterliegen hingegen dem regulären Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent, weil sie nicht denselben Status als monetäres Anlagegut haben.

Autor: Hannes Zipfel
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von Michael | 07.07.2025, 10:48 Uhr Antworten

Da hat m.E. jemand Basel III nicht bis zum Ende durchgelesen ...

Der regulatorische Vorteil ist begrenzt: Selbst wenn Gold als HQLA anerkannt wird, bevorzugen Banken in der Regel Staatsanleihen und Bargeld, weil sie diese ohne Marktvolatilität und Bewertungsrisiken halten können.

1. Die Anerkennung von Gold als Teil des Liquiditätspuffers ist quantitativ limitiert und unterliegt strengen Bedingungen (z. B. Mindestabschläge, Marktgängigkeit, Bonität des Verwahrers).

2. Der regulatorische Vorteil ist begrenzt: Selbst wenn Gold als HQLA anerkannt wird, bevorzugen Banken in der Regel Staatsanleihen und Bargeld, weil sie diese ohne Marktvolatilität und Bewertungsrisiken halten können.

Fazit:

Gold wird unter Basel III nicht zum zwingenden Kernbestandteil des Bankensystems.

US-Banken könnten strategisch Goldbestände aufstocken, wenn sich die Bilanzvorteile lohnen.

Eine Goldkaufwelle oder fundamentale Aufwertung des Goldpreises nur wegen Basel III ist daher eher unwahrscheinlich.

1 Antwort an Michael anzeigen
von Adonis | 05.07.2025, 01:05 Uhr Antworten

Klingt wie Goldstandard mit extra steps

von Alex | 05.07.2025, 12:31 Uhr Antworten

Korektur: Unsere deutsche 100 Euro Goldmünze hat das Gewicht einer halben Feinunze.

1 Antwort an Alex anzeigen

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