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Stand: 08.11.2022 von Jörg Bernhard
Obwohl sich im dritten Quartal 2022 die physische Goldnachfrage weltweit gegenüber der vergleichbaren Vorjahresperiode von 921,9 auf 1.181,5 Tonnen (+28,2 Prozent) kräftig erhöht hat, verlor der Goldpreis in den Monaten Juli bis September auf Dollarbasis acht Prozent an Wert.
Goldpreis: WGC meldet für Q3 kräftigen Nachfrageschub

Massive ETF-Abflüsse belasten

Die vom World Gold Council (WGC) veröffentlichten „Gold Demand Trends“ für den globalen Handel von physischem Gold fielen im dritten Quartal angesichts der deutlich gestiegenen Goldnachfrage auf den ersten Blick positiv aus (siehe Tabelle), schließlich gab es im Schmucksektor, beim Verkauf von Barren & Münzen und den Nettokäufen der Notenbanken starke Zuwächse zu vermelden.

Hauptverantwortlich für den Negativtrend des Goldpreises im dritten Quartal dürften vor allem die massiven Goldabflüsse im ETF-Sektor sowie der vom WGC nicht erfasste Over-the-Counter-Bereich (z.B. Terminmärkte) gewesen sein.

Im Marktsegment physisch hinterlegter Goldprodukte (ETFs) waren im Berichtszeitraum hohe Nettoabflüsse in Höhe von 227,3 Tonnen (Q3 2021: minus 26,0 Tonnen) zu beobachten. Besonders interessant: Während sich in Nordamerika deren gehaltene Goldmengen innerhalb eines Jahres um 48,1 Tonnen auf 1.779,4 Tonnen reduziert haben, war in Europa ein Zuwachs um 10,9 auf 1.583,4 Tonnen registriert worden.

Dies zeugt von einem deutlich stärkeren Krisenbewusstsein der Europäer, was sich auch an der Nachfrageentwicklung von Barren & Münzen sehr gut ablesen lässt. Während sich nämlich diesseits des Atlantiks ein Nachfrageschub von 56,0 auf 71,8 Tonnen (+28,2 Prozent p.a.) eingestellt hat, war jenseits des Atlantiks lediglich ein Plus von 27,3 auf 28,6 Tonnen (+4,8 Prozent p.a.) zu beobachten. Weltweit stellte sich in diesem Marktsegment übrigens ein Anstieg von 251,3 auf 342,6 Tonnen (+36,3 Prozent p.a.) ein.

Schmuckbranche und Notenbanken in Kauflaune

Positive Vorzeichen gab es in Q3 auch aus dem Schmucksektor zu vermelden, dem wichtigsten Marktsegment hinsichtlich der physischen Goldnachfrage, wo ein Nachfrageplus von 515,1 auf 581,7 Tonnen (+12,9 Prozent p.a.) verbucht wurde.

Im Notenbankensektor fiel der Goldappetit um einiges stärker aus, schließlich haben sich deren Nettokäufe von 90,6 Tonnen (Q3 2021) auf 399,3 Tonnen mehr als verdreifacht. Neben dem ETF-Marktsegment entwickelte sich auch der Technologiesektor im Berichtszeitraum negativ, wobei sein Gewicht als vernachlässigbar anzusehen ist.

Gegenüber der Vorjahresperiode stellte sich hier ein Minus von 83,4 auf 76,7 Tonnen (-8,1 Prozent) ein.

Keine „großen Sprünge“ gab es beim globalen Goldangebot zu vermelden, aber gerade dadurch zeichnet sich das gelbe Edelmetall bekanntermaßen aus. Summa summarum ging es mit dem Gesamtangebot lediglich von 1.208,2 auf 1.215,2 Tonnen (+0,6 Prozent) bergauf.

Während bei der Minenproduktion ein Plus von 927,7 auf 949,4 Tonnen (+2,3 Prozent) zu Buche schlug, war im Recyclingsektor ein signifikanter Rückgang von 292,8 auf 275,8 Tonnen (-5,8 Prozent) registriert worden.

Fazit: Dem physischen Goldhandel kann man derzeit eine robuste Verfassung attestieren, auf die Stimmung drücken derzeit in erster Linie ETF-Investoren und Terminspekulanten. Die Vergangenheit hat allerdings gezeigt, dass die Stimmung dieser Gruppe von Marktakteuren relativ schnell drehen kann.

World Gold Council: Gold Demand Trends Q3 2022

Nachfrage (in Tonnen) Q3 2021 Q3 2022 Diff. (% p.a.)
Schmuckbranche 515,1 581,7 12,9 %
Technologie 83,4 76,7 -8,0 %
Elektronik 69,0 62,8 -9,0 %
Andere Industrien 11,6 11,3 -2,6 %
Dentalbranche 2,8 2,5 -10,7 %
Investment 232,8 123,8 -46,8 %
Barren & Münzen 258,9 351,1 35,6 %
ETFs und ähnliche Produkte -26,0 -227,3
Notenbanken 90,6 399,3 340,7 %
Goldnachfrage (ohne OTC) 921,9 1.181,5 28,2 %
Minenproduktion 927,70 949,4 2,3 %
Hedging (Preisabsicherung) -12,4 -10,0 -
Recycling 292,8 275,8 -5,8 %
Gesamtangebot 1.208,1 1.215,2 0,6 %
Quelle: World Gold Council

Ausblick für die laufende Woche

Obwohl die US-Notenbank Fed in der vergangenen Woche die Leitzinsen wie erwartet um 75 Basispunkte erhöht hatte, reagierte der Goldpreis zunächst mit einem leichten Schwächeanfall.

Grund: Die Hoffnung auf eine weniger restriktive Rede wurde eindeutig enttäuscht. Es sei „sehr verfrüht“ um über eine Zinspause nachzudenken und man habe bei den Zinsen noch „einigen Weg“ zu gehen.

Laut FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group wird derzeit eine Wahrscheinlichkeit von fast 43 Prozent angezeigt, dass wir Mitte Dezember eine Zinsanhebung um 50 Basispunkte sehen werden, während rund 43 Prozent auf einen erneuten XXL-Zinsschritt um 75 Basispunkte hindeuten.

Für erhöhte Spannung dürfte die für den Donnerstag anberaumte Bekanntgabe aktueller US-Inflationszahlen sorgen.

Gemäß einer von Trading Economics veröffentlichten Umfrage unter Analysten soll sich die Teuerungsrate im Oktober von 8,2 auf 8,0 Prozent p.a. verlangsamt haben. Dies wäre dann der vierte (leichte) Rückgang in Folge.

Für eine Entwarnung an der Zins- bzw. Inflationsfront würde dies höchstwahrscheinlich noch nicht reichen. Man darf daher gespannt sein, wie sich der Inflationsschutz Gold nach den Daten entwickeln wird. Auf lange Sicht spricht derzeit nichts gegen den Kauf von Gold.

Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
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