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Stand: 14.04.2025 von Hannes Zipfel
Kapital ist bekanntlich ein scheues Reh. Selten zuvor gab es so viele Gründe, in sichere Häfen zu fliehen. Davon profitiert auch das gelbe Edelmetall, das zum Wochenauftakt erneut auf einen neuen Goldpreisrekord klettern konnte. Diese Woche hält weitere positive Impulse für Edelmetalle und jede Menge Unsicherheit für Anleger weltweit durch den Zick-Zack-Kurs der US-Administration in Sachen Zöllen bereit.
Goldpreisrekord, EZB-Zinssenkung und Zoll-Zick-Zack

Gold-Allzeit-Hoch in US-Dollar

Am Montagmorgen gegen 4:00 Uhr MESZ erreichte der Goldpreis im asiatischen Handel ein neues Allzeithoch bei 3.244,45 US-Dollar pro Feinunze (31,1g | 999,9er Gold).

Hauptgründe für das Erreichen eines neuerlichen Preisrekords bei dem gelben Edelmetall waren neben den zunehmenden Spannungen an den US-Kreditmärkten auch der anhaltende Vertrauensverlust in die Weltleitwährung US-Dollar – ausgelöst durch die extrem volatile und völlig unplanbare Handelspolitik der US-Administration (Zoll-Zick-Zack).

Aktuell notiert eine Unze Gold bei 3.23,11 US-Dollar bzw. 2.833,50 Euro.

Goldpreis in USD am 14. April 2025

Spannungen am US-Anleihemarkt treiben Goldpreis nach oben

Laut der Wirtschaftszeitung Handelsblatt (Wochenendausgabe) funktioniert der 27 Billionen US-Dollar schwere Markt für US-Anleihen nicht wie sonst, was die Wall Street und das Weiße Haus beunruhigt. Drei Faktoren sorgen für große Unsicherheit:

  • 1. Extrem hoher US-Refinanzierungsbedarf

  • 2. Zoll-Zick-Zack (Vertrauensverlust in die USA)

  • 3. Flucht aus dem US-Dollar

Vor allem Japan und China scheuen zunehmend das Klumpenrisiko in US-Schuldpapieren.

Jamie Dimon (CEO von JPMorgan Chase, der sechstgrößten Bank der Welt mit einer Bilanzsumme von rund drei Billionen US-Dollar) erwartet, dass die Märkte für US-Staatsanleihen zum Erliegen kommen und die US-Notenbank zum Handeln zwingen wird.

Die FED ihrerseits erklärt sich bereit, die notwendigen Instrumente zur Stabilisierung der Märkte einzusetzen, falls die Lage außer Kontrolle geraten sollte (digitale Geldschöpfung und damit Ankauf von Staatsanleihen und/oder weitere Senkung der Leitzinsen).

Die Interbankenkredite deuten laut FED darauf hin, dass Liquiditätsprobleme Anlass zur Sorge geben.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs hob im Zuge der diversen Unsicherheitsfaktoren am Montagmorgen ihre Goldpreisprognose zum Ultimo 2025 erneut auf nun 3.700 US-Dollar pro Unze an.

Kursentwicklung US-Staatsanleihen

In diesem Jahr müssen die USA allein sieben Billionen (amer.: Trillions) US-Dollar allein an Staatsanleihen refinanzieren. Zusätzlich explodiert auch unter der Trump-Administration das Staatsdefizit weiter (trotz Einsparprogramm „DOGE“).

Nur noch ca. ein Drittel der US-Staatsausgaben auf Bundesebene sind durch Einnahmen gedeckt. Der Rest muss an den internationalen Kapitalmärkten fremdfinanziert werden – wozu dieser immer weniger Bereitschaft zeigt.

Im Gegenteil werden US-Staatsanleihen nur noch bedingt als sicherer Hafen angesehen und daher zunehmend in andere Vermögenswerte, wie z. B. Gold getauscht.

Dies zeigen die sog. „TIC-Daten“ (Treasury International Capital) der vergangenen Monate sehr deutlich.

US-Konjunktur vor Kontraktion

Die US-Wirtschaft könnte aufgrund der kombinierten Auswirkungen von Zöllen und zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheit nicht nur in einem Quartal schrumpfen, sondern tatsächlich unter anhaltenden Rezessionsdruck geraten.

Vor allem die erratische Festlegung von zum Teil astronomischen Handelszöllen wirken wie Importsteuern und haben in der Regel mehrere negative wirtschaftliche Auswirkungen: Höhere Kosten für Verbraucher und Unternehmen, Investitionsunsicherheit und den Zusammenbruch von Lieferketten.

Außerdem drohen drastische Vergeltungsmaßnahmen anderer Länder.

US-Handelspartner könnten mit eigenen Zöllen harsch reagieren und damit US-Exporteure, insbesondere in der Landwirtschaft, im verarbeitenden Gewerbe, aber auch im zuletzt massiv gehypten High-Tech-Sektor nachhaltig und signifikant schädigen.

Ray Dalio, US-Milliardär und Gründer von Bridgewater Associates, einer der größten Hedge-Fonds der Welt, sagte am Sonntag, dass der anhaltende Handelskrieg die USA an den Rand einer Rezession gebracht habe. Dalio gegenüber dem US-Nachrichtensender NBC wörtlich:

„Ich denke, wir befinden uns gerade an einem Entscheidungspunkt und wir sind sehr nahe an einer Rezession und ich befürchte, dass es noch Schlimmeres als eine Rezession geben könnte, wenn die Situation nicht gut gehandhabt wird.“

Wirtschaftspolitische Unsicherheit


Die Unsicherheit bezüglich der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ist für die USA auf den höchsten Stand seit Beginn der Datenerfassung emporgeschnellt.

Ist eine US-Rezession unvermeidlich?

Nicht unbedingt.

Die US-Wirtschaft ist groß und widerstandsfähig, und die Federal Reserve (FED) könnte Maßnahmen zur Unterstützung des Wachstums ergreifen (z. B. Zinssenkungen oder Staatsanleihekäufe).

Anhaltende Handelskonflikte und zunehmende Unsicherheit erhöhen jedoch das Risiko eines Abschwungs in Anbetracht der ohnehin angespannten Finanzlage der privaten und öffentlichen US-Haushalte (Rekordverschuldung) enorm.

Die Kombination aus Verunsicherung, Rekordverschuldung und steigenden Kapitalmarktzinsen (für Kredite relevant) ist makroökonomisch toxisch.

Wirtschaftsdaten, die es in sich haben

In der Kalenderwoche 16 (14. bis 20. April) werden voraussichtlich mehrere Ereignisse und politische Entwicklungen den Goldpreis spürbar beeinflussen:

Der Montag begann schon mit einem "Big Bang" bei den Exporten Chinas (größter Abnehmer: USA).

Hier wurde ein neuer Rekordwert durch Vorzieheffekte in Erwartung hoher US-Zölle und der Abwertung des Yuan durch die Peoples Bank of China (PBOC) erzielt.

Also genau das Gegenteil dessen, was die Trump-Administration anstrebt. Allerdings zeigen Frühindikatoren, wie Schiffverkehrsdaten, dass der Handel zwischen den beiden Wirtschaftssupermächten im April förmlich kollabiert.

Exporte China März 2025

  • Montag, 14. April: Chinesiche Gesamt-Exporte in Yuan im März 2025 (5:00 Uhr MESZ)

  • Dienstag, 15. April: ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland (11:00 Uhr | ein wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Stimmung unter Investoren in unserem Land).

  • Mittwoch, 16. April: Veröffentlichung der Verbraucherpreise (CPI) für März. Diese Daten geben Aufschluss über die Inflation und könnten die Geldpolitik der Federal Reserve beeinflussen.

  • Donnerstag, 17. April: Leitzinssenkung der EZB (14:15 Uhr), Verbraucherpreise (CPI) für die Eurozone (Daten sind entscheidend für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank EZB), Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe (ein Anstieg könnte auf eine weitere Abschwächung des Arbeitsmarktes hindeuten (14:30 Uhr MESZ | besonders relevant für den US-Konsum).

  • Freitag, 18. April: Veröffentlichung des Index der US-Frühindikatoren (dieser Index gibt Hinweise auf die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung).​

Fazit

In der Kalenderwoche 16 könnten insbesondere die Inflationsdaten aus den USA und der Eurozone sowie die Zinsentscheidung der EZB den Goldpreis beeinflussen.

Anleger sollten diese Termine im Auge behalten, da sie Hinweise auf die zukünftige Geldpolitik und wirtschaftliche Entwicklung geben, die wiederum Auswirkungen auf den Goldpreis haben könnten.

Darüber hinaus bleiben die Entwicklungen auf geopolitischer und Zoll-Ebene Dauerimpulse für die Edelmetalle als sichere Kapital-Häfen.

Autor: Hannes Zipfel
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von KleinerMann | 17.04.2025, 15:47 Uhr Antworten

Egal, was es für Termine gibt, seit November 2023 hat sich Gold von diesen Abhängigkeiten gelöst. Sicherlich, dies Termine werden von den Banken genutzt, um den Preis wieder kurzfristig zu senken. Nur, seitdem die Anleger der Comex mehr auf physisches Gold bestehen und seit Basel III als Tier-1-Asset eingestuft ist, ist das Papiergold etwas weniger gefragt. Langzeitanleger brauchen sich keine Sorgen machen. Im Gegenteil, auch wenn der Golpreis zwischendurch über 500 Euro fällt, dann ist es ja wieder ein Schnäppchen.
Selber kaufe ich monatlich bei jeden Preis eine kleine Münze.
Da haben mich manche schon letztes Jahr für verrückt erklärt, dass ich bei Höchstpreisen einkaufe.
Verückte Welt, verrückter Goldpreis, Das konnte keiner vorhersehen. Gold ist ja keine Aktie, sondern Sicherheit. Da müsste sich die Welt schon massivst ändern, damit der Preis die nächsten 5 Jahre nicht weiter steigt. Nur die nächsten paar Tage oder Wochen anzuschauen, ist keine gute Strategie.

von NV | 15.04.2025, 09:56 Uhr Antworten

DANKE für diese gut aufbereiteten Informationen!

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